Bildung: Wissen und Kultur
Bildung von Anfang an
Die ständig wachsende Berufstätigkeit von Frauen, speziell von Müttern, erhöhte die Nachfrage nach Kinderbetreuungseinrichtungen. Aufgrund der konservativ-patriarchalen Einstellung der meisten politischen Entscheidungsträger war das Thema Kinderbetreuung von geringerer Bedeutung. Die AK trug durch ihre jahrelange Aufklärungsarbeit zu einem nachhaltigen Einstellungswandel bei. Hauptforderungen waren Ganztageskindergärten und die Aufnahme von Kleinkindern ab dem dritten Lebensjahr, die Erhöhung des Lohnniveaus und vor allem eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung in der sogenannten Elementarpädagogik.
Die Zukunft der Schule
Bis zur Jahrhundertwende widmete sich die AK Fragen praxisnaher schulischer Ausbildung, wurde hier doch die Basis für die berufliche Laufbahn gelegt. Außerdem standen Kindergärten, Hauptschulen, Polytechnische Schulen und die Lehrerausbildung im Fokus des Interesses. Die AK sparte dabei nicht an Kritik, versuchte durch spezielle Maßnahmen „Fehlentwicklungen“ entgegenzutreten und vor allem „Bildungsfernen“ neue Perspektiven aufzuzeigen. Die verschränkte Ganztagsschule mit individuellen Förderprogrammen und eine Stärkung der Elementarpädagogik waren der AK ein großes Anliegen, um auch die teure, bezahlte Nachhilfe zu reduzieren.
Weiterbildung
Qualifikationsoffensiven
In den 80er-Jahren machte sich ein Strukturwandel in der Vorarlberger Industrie bemerkbar, die Textilindustrie erlebte ihren Abstieg. Neue Technologien waren gefragt. Die AK entwarf dazu Bildungskonzepte und förderte innovatorische Ausbildungen und Qualifikationen, um dem Facharbeitermangel zu begegnen und Arbeitslosigkeit zu verhindern. Wichtige Errungenschaften waren das Angebot einer Abendberufsschule und einer berufsbegleitenden Abend-HTL, aber auch die Gründung einer Fachhochschule, die die AK jahrelang gefordert hatte. Die Aktivitäten wurden im Jahr 1993 im Berufs-Bildungs-Center gebündelt. Eine Herausforderung stellte der akute Facharbeitermangel dar. Eine Strategie war es, in kooperativen „Netzwerken“ Arbeitssuchenden und Schulabbrechern zu Berufsabschlüssen zu verhelfen.
Die AK-Abendberufsschule und die AK-Abend-HTL – wichtige Errungenschaften der Arbeiterkammer Vorarlberg.
Facharbeiterschmiede Lehre
Die Lehrlingsbetreuung und -ausbildung war für die AK ein zentrales Anliegen. Sie war die Basis für die exportorientierten Industrie- und Gewerbebetriebe und die dringend benötigten Facharbeiter. Immer wieder gab es jedoch zu wenig Ausbildungsstätten oder zu geringes Interesse. Zudem stand es mit dem Image der Lehre schlecht, Eltern drängten ihre Kinder zum Besuch von höheren Schulen. Die AK tat alles, um dem entgegenzuwirken, setzte sich für „lernschwache“ Lehrlinge ein und unterstützte den Lehrlingsbeauftragten der Bundesregierung Egon Blum. Gemeinsam versuchten sie auch Mädchen für technologische Berufe zu begeistern. Ihr Hauptanliegen war die Verbesserung der Ausbildungsqualität, konzentriert auf die bisher bewährte duale Ausbildung. Wiederholt boykottierte die Bundesregierung jedoch solche Bestrebungen, sodass im Jahr 2015 von einem „Notstand“ auf dem Lehrstellenmarkt gesprochen wurde.
„Lehrlinge rentieren sich für die Betriebe schon während der Lehrzeit – wenn man sie richtig ausbildet.“
Weiter durch Bildung
Seit den 80er-Jahren entwickelte sich die AK in Vorarlberg zu einer der größten Einrichtung der Erwachsenenbildung. Mit dem vielfältigen Kursprogramm wurden sowohl allgemeine als auch berufsspezifische Inhalte vermittelt. Die größte Nachfrage betraf Sprachkurse, in denen nach den neuesten Methoden unterrichtet wurde, dazu gehörte die Suggestopädie. Frauen dominierten bei den Teilnehmern. Das Berufs-Bildungs-Center entwickelte seine Angebote ständig nach den aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen, wobei die Themen „Gesundheit und Soziales“ sowie „Energie und Lebenskraft“ ständig an Bedeutung zunahmen. Mit der Gründung des BFI der AK Vorarlberg wurde ein klares Signal für die Wichtigkeit der beruflichen Weiterbildung gesetzt.
Kultur
Wissen und Kultur
Die kulturellen Aktivitäten der AK fanden überwiegend auch in den eigenen Räumlichkeiten, im „Festsaal“ in Feldkirch und in den Bibliotheken statt. Es gab jedoch öffentliche und private Konkurrenz, weswegen die AK kein spezielles Kulturkonzept entwickelte und mit unterschiedlichen Angeboten an die Öffentlichkeit trat. Das betraf Bildende Kunst, Literatur, Theater und Musik. Zwischen 2007 und 2011 entwickelte sie neue, zeitgemäße Kultur- und Wissensangebote: das „Kultur-Café“ am AK-Stand auf der Dornbirner Messe, den „Lesehof“ in der Bibliothek in Feldkirch und schließlich die publikumswirksame Vortragsreihe „Wissen fürs Leben“. Ausführliche Stellungnahmen von Prominenten aus verschiedensten Bereichen begleiteten die Kultur-, Wissens- und Bildungsarbeit.
Bibliotheken
Die AK-Bibliotheken waren bis in die 90er-Jahre auch wichtige Kultur- und Bildungszentren, die sich dem technischen Fortschritt entsprechend auch immer mehr an den modernen medialen Mittel orientierten. Bis 1985 unterhielt die AK Vorarlberg zehn Bibliotheken, von denen bis 2010 acht Bibliotheken den Gemeinden übergeben wurden. Seit diesem Zeitpunkt verfügte die AK Vorarlberg mit den Bibliotheken in Feldkirch und Bludenz über zwei modernst ausgestattete Einrichtungen in AK-eigenen Räumlichkeiten. Dies war auch der Zeitpunkt, ab dem die Aktivitäten über den Buchverleih hinaus auch weitere Bildungsmaßnahmen umfasste. So wurden vermehrt Lesungen, Vorträge und Projekte in den Bibliotheken durchgeführt. Das Thema Lesen war für die AK immer wichtig, daher konzentrierte man sich auf zwei Standorte, die direkt in die Räumlichkeiten der AK integriert wurden und den immer rasanter werdenden technischen Entwicklungen Stand halten konnten.