Frühe Bildung
Kindern Chancen sichern. Chancengerechtigkeit durch Bildung von Anfang an!
Der Kinderbetreuungsatlas der AK (KB-Atlas) wurde seit seiner Einführung im Jahr 2017 mehr als 60.000 Mal aufgerufen. „Damit gehört dieses Online-Tool zu den wichtigsten Informationsquellen in Sachen Kinderbetreuung“, freut sich Gerhard Ouschan aus der Bildungsabteilung der AK Vorarlberg.
zum KinderbetreuungsatlasEinzigartig in Österreich ist dabei die Zusammenarbeit mit der Landesregierung. „Wir erhalten alle Informationen zu Veränderungen im Angebot und können somit die Daten des Atlasses fast tagesaktuell halten“, betont Ouschan die gute Qualität dieser bereits bestens eingespielten Kooperation. Aber auch die Einrichtungen selbst wirken vorbildhaft dabei mit, ein übersichtliches Bild zum Angebot zeichnen zu können. Sie haben die Möglichkeit, Änderungen zu organisatorischen aber auch inhaltlichen Aspekten mitzuteilen, womit die Einbindung aller Partner gewährleistet ist. „Nach anfänglicher Skepsis haben selbst viele Städte und Gemeinden mittlerweile die Relevanz dieser Informationen erkannt“, erläutert Ouschan, für den die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure in Sachen Frühe Bildung unumgänglich ist, wenn Zukunftsfähiges geschaffen werden soll.
„Das Thema Kinderbetreuung oder besser Frühe Bildung ist ein heißes Eisen, dieses Thema steht im politischen Dauer-Diskurs“, ist Gerhard Ouschan überzeugt, dass das in Ausarbeitung befindliche Kinderbildungs und -betreuungsgesetz erst mit einem zusätzlichen Bildungsplan für die Elementarpädagogik tatsächlich „ein großer Wurf“ werden kann. „Wir brauchen nicht nur klare Ziele, ausgesprochene Absichten oder Marketingstrategien, was wir dringend benötigen sind verbindliche, zeitlich und inhaltliche definierte Umsetzungsschritte“ sagt Ouschan. Er verweist darauf, dass im Jahr 2035 mehr als 60.000 Kindern, die bis dann in Vorarlberg geboren werden, die Ergebnisse des Wegs zum chancenreichsten Lebensraum vor Augen liegen beziehungsweise die Zukunft vorgeben werden. „Ein heute geborenes Kind wird dann mit 14 Jahren nämlich vor einer der wichtigen Bildungs- und Berufsplanentscheidung stehen“, so Ouschan.
In der im Juli dieses Jahres erschienenen Studie der AK Vorarlberg „Frühe Bildung in Vorarlberg – Chancengerechtigkeit durch Bildung von Anfang an“ wurden konkrete Empfehlungen für Maßnahmen ausgesprochen, für deren Umsetzung es höchste Zeit ist.
Die aktuellen Kinderbetreuungsquoten liegen in Vorarlberg bei 29,2 Prozent bei den 2-jährigen und 95,6 Prozent bei den 3- bis 5-jährigen Kindern. Bei den „Kleinen“ hat sich der Wert in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt.
Besonders bedeutsam ist für die AK Vorarlberg die Entwicklung der Einrichtungen, deren Betreuungsangebote eine ganztägige Beschäftigung der Eltern ermöglichen. Diese Werte bilden sich im sogenannten VIF, das ist der Vereinbarkeitsindikator für Familien, ab. Dieser Indikator wurde 2008 von der Arbeiterkammer gemeinsam mit der Statistik Austria entwickelt, wird jährlich in der Kindertagesheimstatistik ausgewiesen und hat auch eine Relevanz bei der Vergabe von Fördermitteln.
In Vorarlberg besuchten im vergangen Berichtszeitraum 42,1 Prozent der 3- bis 5-jährigen Kinder Einrichtungen, die diesen Kriterien entsprechen. Der bundesweite Durchschnitt beträgt hier 40,2 Prozent (Anm.: ohne Wien; mit Wien: 51,8 %). „Wien wird im Bundesschnitt in unserer Auswertung nicht berücksichtigt, nachdem dort aufgrund des besonderen Augenmerks der Politik auf die frühkindliche Bildung so gut wie alle Kinder in VIF-konformen Einrichtungen betreut werden“, bemerkt Ouschan. Die größten Schritte zeigen sich im Burgenland und Salzburg. Fast doppelt so viele 3- bis 5-Jährige wurden im Burgenland in VIF-konformen Einrichtungen betreut als noch im Vorjahr. Vorarlberg konnte hier leider nicht zulegen, liegt aber über dem Österreichschnitt.
Bundesland | 0 bis 5 Jahre | 0 bis 2 Jahre | 3 bis 5 Jahre |
---|---|---|---|
Burgenland | 58,4 % | 48,9 % | 61,5 % |
Salzburg | 52,2 % | 44,3 % | 54,1 % |
Steiermark | 49,0 % | 44,3 % | 49,9 % |
Vorarlberg | 46,6 % | 61,5 % | 42,1 % |
Niederösterreich | 43,4 % | 51,1 % | 41,5 % |
Österreich | 41,7 % | 47,8 % | 40,2 % |
Kärnten | 46,6 % | 75,2 % | 38,9 % |
Tirol | 40,4 % | 50,6 % | 37,6 % |
Oberösterreich | 24,9 % | 26,1 % | 24,7 % |
„Dieser gute Wert täuscht ein wenig, denn die VIF-konformen Einrichtungen konzentrieren sich in Vorarlberg überwiegend auf die Städte und großen Gemeinden“, verweist Gerhard Ouschan auf eine AK-Auswertung, die die Tagesheimstatistik nicht bietet. „Wir erheben auch, wie viele Einrichtungen tatsächlich der Lebenssituation ganztagsbeschäftigter Eltern entsprechen und hier zeigt sich, dass in Vorarlberg nur ein Viertel der Kindergärten in der Betreuung mit einer Vollzeitbeschäftigung beider Eltern oder einer Alleinerzieherin vereinbar sind“, sieht Ouschan großen Aufholbedarf insbesondere in den ländlichen Gebieten. Aber dennoch eine positive Entwicklung seit 2016, denn da waren es gerade einmal 15 Prozent.
In 26 Vorarlberger Gemeinden gibt es zumindest einen Kindergarten, der die VIF-Kriterien erfüllt. Alleine dieser Wert zeigt wie wichtig es ist, gemeindeübergreifende Betreuungskonzepte zu entwickeln. (Anm.: insgesamt sind es 66 KG; 93 Gemeinden haben einen KG)
Aber woran scheitern die Einrichtungen, wenn es um die Erfüllung der Kriterien geht? „Das größte Manko sind die Betriebszeiten. Jeder zweite Kindergarten bietet an keinem Tag die erforderliche Betreuungszeit“, erläutert Ouschan die aktuelle Situation und weist darauf hin, dass nur 88 Kindergärten zumindest vier Tage in der Woche 9,5 Stunden geöffnet haben.
Eine weitere Herausforderung bedeuten die Schließtage. Mehr als ein Drittel der Kindergärten schließt an mehr als 25 Tagen, ein Fünftel gar an mehr als 50 Tagen jährlich. „Gegenüber unserer ersten Auswertung vor drei Jahren ist das bereits ein großer Fortschritt, aber noch weit von dem entfernt, was wir uns für die Familien wünschen“, verweist Ouschan auch auf eine repräsentative Elternbefragung aus dem Jahr 2019.
„Die Städte und großen Gemeinden sind gut aufgestellt, hier ist die Entwicklung sehr positiv. Was aber notwendig ist, sind verbindliche Ganztagsangebote für alle Familien, die nicht davon abhängig sind, dass nachmittags mindestens fünf Kinder betreut werden“, zeichnet Ouschan die Realität aus der Analyse der Öffnungszeiten und Nachfragen in Einrichtungen und verweist mit Blick auf das in Ausarbeitung stehende Gesetz auf diesbezügliche Klarheit und Verbindlichkeit. „Was wir brauchen ist ein Paradigmenwechsel vom Versorgungsauftrag zum Bildungsauftrag und endlich eine Anerkennung der Frühen Bildung als Säule des Bildungssystems“, sieht Ouschan diese Verantwortung in erster Linie die finanzielle Verantwortung beim Bund und in der Umsetzung beim Land.
Im Sommer geschlossene Kindergärten gehören in Österreich und auch Vorarlberg hoffentlich bald der Vergangenheit an. „Traurig genug, dass ein Virus für eine längst verdiente Mehrbeachtung der frühkindlichen Bildung sorgen musste“, hofft Ouschan auf eine rasche politische Sensibilität für ersten sechs Bildungsjahre. Viele Studien belegen, dass die ersten Bildungsjahre entscheidend für den gesamten Bildungsverlauf eines Menschen sind und, so Ouschan, „gute Frühbildung auch die Defizite sozialer Herkunft auszugleichen vermag“. Dafür sind laut Ouschan gesamtheitliche Konzepte für die Frühbildung notwendig, die über die Diskussion der Betreuungszeiten hinausgehen müssen. Ein solches Gesamtkonzept muss als Priorität betrachtet werden und beinhaltet den Bedarf für Betreuung über die inhaltliche Ausgestaltung der Frühen Bildung bis hin zu den Bedürfnissen der Kinder, „denn die sollen ja im chancenreichsten Lebensraum aufwachsen dürfen“.
Der Blick auf die demografische Entwicklung zeigt, dass auch für die nächsten Jahrzehnte die Geburtenentwicklung auf dem Niveau der letzten Jahre bleiben wird. Daher appelliert Ouschan nachdrücklich auf eine Gesamtstrategie des Bundes und des Landes für Kinderbildung.
Wieviele Einrichtungen öffnen bereits vor 7 Uhr? Gibt es Spielgruppen in meinem Bezirk ab 7 Uhr? Einen Überblick finden Sie in der unten stehenden Grafik.
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Wieviele Einrichtungen haben bis 18 Uhr geöffnet? Wieviele schließen bereits vor 12 Uhr?
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Die Mehrheit der Betreuungseinrichtungen hat 5 Tage die Woche geöffnet, 2 haben sogar 6 Tage pro Woche geöffnet mit durchschittlich 11 Stunden pro Tag.
Auswahlmöglichkeiten
Weitere interessante Analysen, Grafiken und Tabellen aus dem AK-Betreuungsatlas finden Sie hier auf der Homepage und in der aktuellen Dokumentation zur Analyse des Betreuungsangebots
(mit Verweis auf die AK-Studie: Frühe Bildung in Vorarlberg – Chancengerechtigkeit durch Bildung von Anfang an“):
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AK-Studie
Frühe Bildung in Vorarlberg – Chancengerechtigkeit durch Bildung von Anfang an“
Herunterladen„Wir möchten Kinderbetreuung nicht nur auf die Betreuungszeiten und -angebote reduziert sehen“
Gerhard Ouschan
Leiter des AK-Bildungsbereichs
Dokumentation
Weitere Kennzahlen, Statistiken und Basisdaten finden Sie in der aktuellen Dokumentation zum Kinderbetreuungsatlas.
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