Wie Corona die Bildung gründlich verändert hat
Die Pandemie wird die Schulentwicklung vorwärts bringen
Vom Kindergarten bis zur Zentralmatura hat Corona so ziemlich alles aus der Bahn geworfen. Auch für die Bildungsberater der AK bedeutet das Sonderschichten.
Kurzarbeit im Kindi
In mehr als 60 Einrichtungen der Kinderbetreuung half die AK, ein vernünftiges Modell der Arbeitsstundenreduktion zu finden. „Seit Ostern stellen wir fest, dass einige Einrichtungen bereits wieder mehr Kinder betreuen“, sagt Gerhard Ouschan. Das Modell der Kurzarbeit hat sich beim langsamen „Hochfahren“ für den Leiter der AK-Bildungsabteilung als ideal erwiesen.
Nur, hochfahren mit welchen Kindern? Darf nicht nur der Nachwuchs von Eltern in systemrelevanten Berufen betreut werden? Nein, hat das Land eben erst berichtigt. Das hat sich geändert. Zwar sollten weiterhin so viele Kinder wie möglich zu Hause betreut werden. Aber es ist jedes Kind willkommen, sollte die Familie überlastet sein. Und das geschieht immer öfter. Die AK Vorarlberg hat die Lebenssituationen der Familien erfragt. „Die meisten Eltern leiden zeitweise an Überforderung.“ Die politisch Verantwortlichen müssen hier sensibel handeln, denn nicht nur das Virus ist ansteckend, auch psychosoziale Probleme sind „hoch infektiös“.
Vielen Eltern fällt die Decke auf den Kopf.
Die Mehrfachbelastung durch Haushalt, Homeoffice, Ausgangsbeschränkung und Kinderbetreuung fordert ihren Tribut. Auch das Home-Schooling ist fordernd und bei Weitem nicht für alle förderlich. „Manche Schüler können sich nur schwer auf die neuen Lernmethoden einlassen und brauchen viel Unterstützung.“ Eine aktuelle Studie aus der Schweiz zeigt, dass es für ein Drittel der Eltern eine echte Herausforderung darstellt, mit ihren Kindern daheim schulische Aufgaben zu bewältigen. Schülern aus sozioökonomisch belasteten Familien fehlt zum Teil die häusliche Unterstützung komplett. Das beweist das AK-Nachhilfemonitoring jedes Jahr.
Bessere Sommeröffnungszeiten
Deshalb kommt auf die Schulen am heiß ersehnten Tag nach der Wiederöffnung viel zu: Sie werden kompensieren müssen, was Schüler im Home-Schooling gar nicht leisten konnten. „Man braucht kein Prophet zu sein, um zu wissen, dass wir schon diesen Sommer verstärkte Angebote der schulischen Ganztagsbetreuung brauchen werden“, sagt Ouschan. „Nur mit Ganztagsbildung können wir es schaffen, dass alle Kinder ihren Möglichkeiten entsprechend Unterstützung erhalten.“
Aus dieser Krise kann man für die Schulentwicklung lernen, gerade für den Förderunterricht, der auch virtuell möglich ist. Erste Rückmeldungen aus der aktuell laufenden Nachhilfestudie zeigen, dass der Stoff digital gut vertieft werden kann. Nachhilfeinstitute werden mit Sicherheit reagieren und innovative Angebote schaffen. „Das wünschen wir uns auch für den Schulbetrieb.“ An Personal und Technik darf das nicht scheitern.
Auch Kindergärten und Kinderbetreuung müssen sich für den Sommer rüsten. Bereits jetzt fragen Eltern nach, welche Möglichkeiten der Sommerbetreuung geplant sind. Land und Gemeindeverband müssen rasch handeln. Denn viele Eltern werden im Sommer gar keinen Urlaub mehr haben, weil sie ihn jetzt bereits verbraucht haben …
Lehrer werden wieder geschätzt
Gut getan hat die Krise dem Image der Lehrer. „In beinahe jedem Gespräch mit Eltern hören wir, dass dieser Berufsstand gerade jetzt umso mehr geschätzt wird“, bekräftigt Ouschan. Denn Lehrerinnen und Lehrer – auch das bestätigen viele Eltern – bemühen sich in dieser schwierigen Situation sehr um ihre Schüler mit virtuellen und gedruckten Arbeitsmaterialien. Der Appell der AK an die Eltern lautet entsprechend: Halten Sie Kontakt zur Schule!
Zentralmatura „light“
Vieles ist noch offen. Klar ist im Augenblick nur der Fahrplan für die Zentralmatura. Die soll nämlich von 25. Mai bis 3. Juni stattfinden. Die mündliche Prüfung kann freiwillig abgelegt werden, muss aber nicht sein. Am 4. Mai kehren die angehenden Maturanten für eine dreiwöchige, intensive Vorbereitung in ihre Schulen zurück. Mit speziellem Hygiene-Handbuch, versteht sich.
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