7.10.2021

AK bietet Betriebsräten eine Topausbildung an

Damit sie ihre Kolleginnen und Kollegen noch besser vertreten, lädt die AK Betriebsräte zu einer einzigartigen Ausbildung ein – eben startete neuer Turnus.

Endlich. Nach erzwungener Unterbrechung durch die Covid-19-Pandemie haben 14 Betriebsrätinnen und Betriebsräte aus Vorarlberg, Tirol und Salzburg in Innsbruck wieder einen Lehrgang des Betriebsräte Kollegs angetreten. Die AK ermöglicht diese 14-wöchige Spezialausbildung mit Schwerpunkten in Arbeitsrecht, Wirtschaft und Sozialkompetenz. 

Foto der Teilnehmer:innen am Betriebsrätekolleg
Der erste Lehrgang nach Ausbruch der Pandemie startet: Der 14-wöchige Vollzeitlehrgang ermöglicht 14 Teilnehmern aus Tirol, Vorarlberg und Salzburg eine fundierte Ausbildung für ihre verantwortungsvolle Aufgabe. (Foto: Victoria Rausch, AK Tirol) © Victoria Rausch, AK Tirol

Große Bandbreite

14 Wochen lang werden die Teilnehmer des AK Betriebsräte-Kollegs in einem Vollzeitlehrgang in den wichtigsten Bereichen der Arbeitnehmervertretung fit gemacht. Vom Arbeits- und Sozialrecht über Kommunikation und Rhetorik bis hin zu Strategien der Betriebsratstätigkeit ist in diesem Lehrgang alles verpackt, was wichtig für die tägliche Praxis ist.

 Die enge Kooperation der Arbeiterkammern Salzburg, Tirol und Vorarlberg macht das Angebot möglich. Die Kosten trägt die AK. Je 14 Betriebsräte aus den drei Bundesländern bringen ihren ganzen Fortbildungswillen ein. In der Folge profitieren all jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die von diesen Betriebsräten in bester Qualität vertreten werden.
Ohne Parteibrille
 
Beim Lehrgang vermitteln Experten von Universität Innsbruck, Fachhochschule Salzburg und AK sowie Wissenschaftler und Gastreferenten im AK-Bildungshaus Seehof auf der Innsbrucker Hungerburg die wesentlichen Inhalte mit starkem Praxisbezug und ohne parteipolitische Färbung. Auch die Teilnehmer werden in die Konzipierung des Lehrgangs eingebunden und definieren gemeinsame Ziele.

Aus Vorarlberg sind diesmal fünf Lernwillige mit an Bord: Arthur Bertsch vom  LKH Rankweil, Gilbert Scherrer (Rondo Ganahl),  Walter Fitz (Liebenau Österreich GmbH, Bregenz), Rebecca Reiner von der Raiffeisenlandesbank und  Martin Hron vom Roten Kreuz. Der AK-Präsident wünscht ihnen von Herzen „viel Erfolg“!

Betriebsräte als wichtige Partner der AK

„Noch immer wissen viele Beschäftigte, aber auch Arbeitgeber nicht, wie wichtig ein Betriebsrat ist: Er muss im Betrieb überwachen, dass alle Rechtsvorschriften eingehalten werden, die die Beschäftigten betreffen, wie z. B. Kollektivverträge, Bestimmungen zum Arbeitnehmerschutz oder zur Berufsausbildung“, betont Tirols AK Präsident Erwin Zangerl. „Außerdem erfahren Betriebsräte zumeist früh von Entwicklungen im Unternehmen, die sich (nachteilig) auf Mitarbeiter auswirken können. Auch dann heißt es für sie aktiv werden. Deshalb sind Betriebsräte unsere wichtigsten Partner, wenn es darum geht, sich für die Interessen der betroffenen Arbeitnehmer einzusetzen. Beim AK Betriebsräte-Kolleg, das von den Arbeiterkammern Tirol, Vorarlberg und Salzburg 2014 ins Leben gerufen wurde, erhalten sie jene Qualifikationen, die sie für ihre Aufgabe brauchen. Denn ihre Ansprechpartner sind meist Anwälte oder top-geschulte Manager. Wer da in Verhandlungen das Beste für die Mitarbeiter herauszuholen möchte, braucht Selbstvertrauen und fundierte Kenntnisse!“

Die Vorteile des Spezial-Lehrganges:

  • Experten von Universität Innsbruck, Fachhochschule Salzburg und AK sowie Wissenschaftler und Gastreferenten vermitteln die wesentlichen Inhalte.
  • Die Teilnehmer müssen für den Besuch einer solchen Intensiv-Ausbildung nicht mehr auf Restplätze in Ostösterreich hoffen und dafür stundenlange Anreisen in Kauf nehmen.
  • Der Lehrgang bietet auch Möglichkeiten zur Vernetzung.
  • Mit dem Abschluss des Lehrganges erhalten die Teilnehmer die Studienberechtigung für das Wahlfach Recht an Universitäten.
  • Und nicht zuletzt resultiert daraus, dass gut ausgebildete Betriebsräte als gewählte Funktionäre die Interessen ihrer Kollegen in Arbeiterkammer und Gewerkschaften vertreten.

Präsident Peter Eder, AK Salzburg: „In den nächsten drei Monaten erwartet die Teilnehmer beim Betriebsräte-Kolleg eine spannende lehrreiche Zeit. Wir möchten ihnen die Voraussetzungen mitgeben, damit sie mitarbeiten können an einer besseren Arbeitswelt und an besseren Arbeitsbedingungen. Außerdem erkennen sie, wie wichtig und gut die Zusammenarbeit mit ÖGB und AK funktioniert.“

Präsident Hubert Hämmerle, AK Vorarlberg: „Wenn sich Betriebsräte für andere einsetzen, stehen ihnen meist top-geschulte Manager gegenüber. Deshalb müssen sie genauso gut geschult sein. Das war für uns das Motiv, das Betriebsräte-Kolleg zu gründen, damit auch Teilnehmern im Westen eine hochkarätige Ausbildung ermöglicht wird.“

Präsident Erwin Zangerl, AK Tirol: „Als Arbeitnehmervertreter ist man es gewohnt, dass es einmal bergauf und einmal bergab geht, und Verhandlungen mit dem Gegenüber werden zunehmend schwieriger. Gerade in den Bereichen Arbeitnehmerschutz und Arbeitszeit wird uns sicher noch einiges abverlangt. Deshalb ist eine gute Ausbildung auch so wichtig, und dass die Arbeitnehmervertretung mit AK und ÖGB auf zwei Beinen steht.“ 

Hintergrund

Betriebsräte sind für die AK die wichtigsten Partner im Unternehmen: Sie setzen sich in den Betrieben für die Rechte und Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen ein und können diese gezielt informieren. Deshalb werden sie von der AK mit Rat und Tat unterstützt.

Besonders wichtig ist auch hier die Weiterbildung.

Dazu bieten die Arbeiterkammern in Vorarlberg, Salzburg und Tirol seit Jahren jeweils separat sehr erfolgreich ein- bis dreitägige Seminare an.

Spezial-Lehrgänge waren bis 2014 nur in anderen Bundesländern möglich, etwa an der Grazer Otto-Möbes-Akademie oder in der Betriebsräteakademie in Hirschwang (NÖ). Und auch nur, wenn Restplätze zur Verfügung standen, denn grundsätzlich sind die Angebote für Betriebsräte und Personalvertreter aus dem jeweiligen Bundesland gedacht.

Dies alles waren Beweggründe, um 2014 das AK Betriebsräte-Kolleg für Betriebsräte aus Salzburg, Vorarlberg und Tirol zu initiieren und ihm am Seehof auf der Innsbrucker Hungerburg eine Heimstätte einzurichten. Der Vollzeit-Lehrgang ist konzipiert für Arbeitnehmervertreter, die im Betriebsrat als Vorsitzende, deren Stellvertreter oder strategisch wichtige Mitglieder tätig sind und eine entsprechende Vorbildung aufweisen.
Im Mittelpunkt stehen Arbeits- und Sozialrecht, Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, Kommunikations- und Rhetoriktraining, Strategien zur Konfliktlösung sowie Durchsetzung und Verhandlungstraining.

Träger des AK Betriebsräte-Kollegs ist der Verein biwest (Verein zur Förderung der Aus- und Weiterbildung von ArbeitnehmerInnen). Mitglieder dieses Vereins sind die Arbeiterkammern Salzburg, Vorarlberg und Tirol, die in Vorstand und Generalversammlung durch ihre Präsidenten und Direktoren vertreten sind.


Zahlen & Fakten

In Salzburg, Vorarlberg und Tirol stellen sich derzeit insgesamt rund 6.000 Betriebsräte sowie Personalvertreter tagtäglich der Herausforderung. Mehr als 1.300 tun dies als Vorsitzende dieser Gremien.

Und es gibt viele gute Gründe, warum ein Betriebsrat wichtig ist:

  1. Verzicht auf einen Betriebsrat bedeutet Verzicht auf Mitsprache und auf wichtige Arbeitnehmerrechte.
  2. Der Betriebsrat überwacht die Einhaltung von Gesetzen und Kollektivverträgen.
  3. Er hat ein Mitspracherecht bei Kündigungen.
  4. Interessenausgleich und Sozialplan bei Personalabbau sind nur mit Betriebsrat möglich!
  5. Der Betriebsrat schützt vor Überwachung,
  6. mit ihm erhalten Beschäftigte viel mehr Informationen.
  7. Er kann bei Betriebsurlaub, Arbeitszeitmodellen etc. mitbestimmen
  8. Nur mit einem Betriebsrat können Betriebsvereinbarungen verhandelt werden.
  9. Aufgrund seiner Tätigkeit ist er vor Kündigung geschützt und hat Anspruch auf Schulungen.
  10.  Auf Wunsch ist er bei jedem Gespräch dabei und kann
  11.  Sanktionen überwachen

Obwohl gesetzlich dazu verpflichtet, haben längst nicht alle Betriebe einen Betriebsrat. Aus Erfahrung der AK Experten wäre es jedoch speziell in Branchen, wie Gastgewerbe oder Handel höchst notwendig, Betriebsräte einzurichten. Aber gerade dort stellen sich Betriebsratsgründungen wegen saisonaler Beschäftigung, Filialstruktur und hoher Mitarbeiterfluktuation als äußerst schwierig dar.