Jugenvertrauensräte GPA Seminar
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Jugendvertrauensräte im Porträt

Sich für die Anliegen der anderen einsetzen

Auch Lehrlinge haben ihre gewählte Vertretung: In Vorarlberg kümmern sich derzeit 127 junge Frauen und Männer als Jugendvertrauensräte um ihre Anliegen. Bei der Gewerkschaft erhalten die angehenden Betriebsräte das nötige Rüstzeug. Gerade hat die GPA eine Handvoll Nachwuchskräfte eine Woche lang im Bildungshaus St. Arbogast im öffentlichen Auftreten und Argumentieren geschult. Was motiviert junge Menschen, sich zusätzlich zu ihrer eigenen Ausbildung auch noch betriebsrätliche Tätigkeiten aufzuhalsen? Wir fragten nach: drei Jugendvertrauensräte im Porträt.

Xenia Danner (17), Blum

 Konstrukteurin im dritten Lehrjahr aus Höchst

Xenia Danner
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Xenia Danner (aus dem gleichnamigen legendären Café im Dornbirner Hatlerdorf) hat im Gymnasium Schoren die Unterstufe und noch ein Jahr lang die Oberstufe besucht und dann ganz pragmatisch umgesattelt: „Als Lehrling hast du Geld auf der Seite, das ist auch kein Schaden.“ Dass sie die Matura eines Tages nachholen wird, schließt sie nicht aus. Für andere die Stimme erheben, das war ihr immer wichtig. Xenia setzte sich schon in der Schule als Unterstufensprecherin ein. Als bei Blum im ersten Lehrjahr der Jugendvertrauensrat neu gewählt wurde, war sie „auf jeden Fall“ mit dabei. Seither vertritt sie Lehrlinge bei der Ausbildungsleitung, wenn sie Sorgen haben. „Ein großes Thema war die Kleidung.“ Die Lehrlinge wollten feinere TShirts und sich die Arbeitshosen lieber flexibler aussuchen. „Wir organisieren Events wie einen Paintball-Nachmittag und das Eishockeymatch ‚Ausbilder gegen Lehrlinge‘.“ Was hat sie beim einwöchigen Seminar der GPA in St. Arbogast gelernt? „Wie man gut kommuniziert und rhetorisch besser aufgestellt ist.“ Nicht dass sie das nötig hätte, aber aus dem Gymnasium hat sie dafür wenig mitgenommen..


Benedikt Furxer (20), Hirschmann

Werkzeugbautechniker, drittes Lehrjahr aus Batschuns

Werkzeugbautechniker, drittes Lehrjahr
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Eigentlich hätte alles anders laufen sollen. Die Furxers haben einen Bauernhof: neun Milchkühe nebst Zucht. Benedikts Weg schien vorgezeichnet. Er besuchte die Landwirtschaftsschule in Hohenems. Dort hat er gelernt, „wie man einen Betrieb in der heutigen Zeit führen muss. Du brauchst eine bestimmte Größe, die können wir nicht erfüllen.“ Benedikt Furxer schloss die Schule ab. Aber den Bauernhof übernimmt er nicht. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat er sich einem technischen Beruf zugewandt. Seit Oktober 2019 ist er Jugendvertrauensrat. Furxer fiel schon bei der Vorstellung und während der Kennenlerntage als guter Redner auf. Schritt für Schritt ist er in die neue Funktion eingetaucht. Schließlich geht es um die Anliegen von etwa 90 Lehrlingen. Wenn die Zusammenarbeit zwischen Lehrling und Ausbilder schwierig wird, „bin ich da als Brückenbauer“. Benedikt kann gut zuhören. „Ich brauche vielleicht manchmal länger zum Überlegen. Aber ich muss aus meinem eigenen Gefühl heraus Wege finden, um die Probleme aus der Welt zu schaffen.“ Ob ihn sein beruflicher Werdegang wie gewünscht in die Instandhaltung führen wird, das wird sich im September entscheiden. 

Güleser Sengül (20), Getzner Textil

 Maschinenbautechnikerin aus Außerbraz

Güleser Sengül
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Ist das nicht immer noch ein männerdominierter Beruf? „Wir sind fünf Frauen im Maschinenbau“, entgegnet Güleser Sengül, die sich auch seit 2019 als Jugendvertrauensrätin für die Anliegen der rund 40 Lehrlinge bei Getzner Textil einsetzt. In Zeiten der Pandemie kein leichter Job. Durch Homeoffice haben sich auch die Lehrlinge viel seltener gesehen. Warum sie wohl ihr Vorgänger gefragt hat, ob sie in seine Fußstapfen treten möchte? „Weil ich mit den Jugendlichen gut zurande komme“, sagt Güleser ganz bestimmt, „meistens hören sie auf mich.“ Ihre selbstbewusste Art kam ihr schon oft zugute. In ihrem Beruf muss sie noch immer kämpfen, damit die Männer sie ernst nehmen. „Ich muss zum Beispiel beweisen, dass ich Motor und Getriebe ohne fremde Hilfe herausheben kann.“ Es gab Zeiten, da hat sie das ganz schön genervt. „Was denken die eigentlich, was ich bin?“, fuhr es ihr dann durch den Kopf. Heute antwortet sie kühl: „Wenn ich Hilfe brauche, dann sag ich’s schon.“ Güleser ist seit ihrem 13. Lebensjahr Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Wenn sie heute Lehrlinge zum Konfliktgespräch mit ihren Ausbildern begleitet, fühlen sie sich zu Recht gut aufgehoben bei ihr.