Eine ältere Frau schaut mit verschränkten Armen ernst in die Kamera.
Frauen in Führungspositionen sind leider noch immer eher die Ausnahme als die Regel – besonders in Vorarlberg. © K. Davis/peopleimages.com, AdobeStock
05.03.2025

Vorarlberg bleibt bei Gleichstellung Schlusslicht – AK Vorarlberg fordert mehr Maßnahmen

Bei der Gleichstellung ist und bleibt die Gesamtsituation für Frauen in Vorarlberg weiterhin besorgniserregend – die Indikatoren deuten auf anhaltende strukturelle Ungleichheiten hin, die dringenden Handlungsbedarf signalisieren

Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März zieht die AK Vorarlberg Bilanz zur Gleichstellungssituation im Land – und die Ergebnisse sind ernüchternd: Trotz politischer Bekundungen bleibt Vorarlberg in vielen Bereichen Schlusslicht in Österreich. Besonders betroffen sind Frauen durch eine extrem hohe Teilzeitquote, fehlende Aufstiegschancen und den immer noch enormen Gender Pay Gap.

AK Präsident Heinzle kritisiert: Neues Regierungsprogramm ignoriert Lebensrealität der Menschen
AK Präsident Bernhard Heinzle © Lukas Hämmerle

„Am Weltfrauentag werden wir auch in Vorarlberg wieder politische Dankesbekundungen und wohlmeinende Worte hören, wie wichtig Frauen sind“, sagt AK Präsident Bernhard Heinzle. „Aber solange sich nichts oder viel zu langsam etwas ändert, ist das alles ein Hohn.“

Frauen in Teilzeit gefangen – kaum Fortschritt seit Jahren

Die Hälfte der Erwerbstätigen in Vorarlberg sind Frauen – doch nur 32 Prozent arbeiten in Vollzeit, während ihr Anteil bei den Teilzeitbeschäftigten bei 84 Prozent liegt. Die Betreuung und Erziehung von Kindern ist im Land nach wie vor reine Frauensache: 97,8 Prozent der Bezieher:innen von Kinderbetreuungsgeld sind Frauen. Während lediglich sechs Prozent der Väter mit Kindern unter 15 Jahren in Teilzeit arbeiten, sind es bei den Müttern ganze 77 Prozent. (Gleichstellungsbericht: 2021) Die Gesamt-Teilzeitquote von Frauen beträgt in Vorarlberg aktuell 53,1 Prozent (Statistik Austria: 2023).

Eva Fischer-Schweigkofler
AK Expertin Eva Fischer-Schweigkofler © AK

„Teilzeit ist für viele Frauen kein freiwilliges Modell, sondern oft die einzige Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren – weil es in Vorarlberg immer noch an VIF-konformen Kinderbildungs- und -betreuungsplätzen fehlt“, erklärt Eva Fischer-Schweigkofler, Leiterin der Abteilung Familie und Beruf in der Arbeiterkammer. „Diese strukturelle Schieflage raubt Frauen nicht nur Karrierechancen, sondern verstärkt auch die finanzielle Abhängigkeit und führt in die Altersarmut.“ Für die AK Expertin braucht es zudem eine bessere Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern: „Männer sind Teil der Lösung.“

Größter Gender Pay Gap in Österreich – Equal Pay Day am 14. März

Vorarlberg weist weiterhin den größten Gender Pay Gap in Österreich auf. Frauen verdienen deutlich weniger als Männer – selbst bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit und bei Vollzeitbeschäftigung. Der bevorstehende Equal Pay Day der Business and Professional Women am 14. März macht diese Ungleichheit sichtbar.

„Dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen, ist ein untragbarer Zustand, der die finanzielle Sicherheit von Frauen schwächt, die Chancengleichheit in unserer Gesellschaft hemmt und Frauen im schlimmsten Fall in die Abhängigkeit treibt“, sagt AK Präsident Bernhard Heinzle. „Die Politik muss hier endlich durchgreifen und für mehr Transparenz sorgen.“ Heinzle verweist in diesem Zusammenhang auf die Lohntransparenzrichtlinie der EU: „Ich erwarte mir von der neuen österreichischen Bundesregierung, dass sie Wort hält und die Richtlinie wie angekündigt vollständig, zügig und in Abstimmung mit den Sozialpartnern umsetzt.“

Frauen in Führungspositionen vs. Frauen in Bildungseinrichtungen

In Vorarlberg sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert – insbesondere in der Privatwirtschaft. Gleichzeitig arbeiten in elementaren Bildungseinrichtungen fast ausschließlich Frauen (über 95 Prozent!). Dies zeigt die tiefe Verankerung traditioneller Rollenbilder in Vorarlberg. „Wir brauchen dringend Maßnahmen, die Frauen gezielt in Führungspositionen bringen und Männer in die elementare Bildung, die Pflege und die soziale Arbeit“, fordert Bernhard Heinzle. „Und wir müssen Berufe im sozialen Bereich besser entlohnen. Die Arbeit, die hier geleistet wird, ist immens wertvoll und wichtig für unsere Gesellschaft – man könnte auch sagen: systemrelevant.“

Frauenanteil im Landtag gesunken – aber trotzdem der höchste in Österreich

Ein Lichtblick bleibt die politische Teilhabe – zumindest auf Landesebene: Im Vorarlberger Landtag sind derzeit 16 von 36 Abgeordneten Frauen – das entspricht einer Quote von 44,4 Prozent. Zwar liegt dieser Anteil unter den 47 Prozent der vorherigen Legislaturperiode, dennoch bleibt Vorarlberg in diesem Bereich österreichweiter Spitzenreiter. „Das zeigt, dass Fortschritt möglich ist“, stellt Heinzle fest. „Das Land darf sich auf Erfolgen nicht ausruhen – wir brauchen mehr Dynamik bei der Gleichstellung – in allen Bereichen der Arbeitswelt.“

AK Präsident fordert konkrete Maßnahmen

Angesichts der nach wie vor ernüchternden Zahlen fordert AK Präsident Heinzle entschiedene Schritte zur Verbesserung der Gleichstellung:

  • Kinderbildung und -betreuung, Ganztagesschulen und Ferienbetreuung ausbauen: Ein flächendeckendes, ganztägiges Bildungs- und Betreuungsangebot, das auch in Rand- und zu Ferienzeiten funktioniert.
  • Bezahlte und unbezahlte Arbeit besser verteilen: Gefördertes Modell der Familienarbeitszeit umsetzen und damit Anreize für beide Elternteile schaffen für eine gerechtere Verteilung.
  • Lohntransparenz gesetzlich verankern: EU-Lohntransparenzrichtlinie, wie im Regierungsprogramm angekündigt, schnell und effektiv umsetzen und Unternehmen damit verpflichten, strukturelle Gehaltsdifferenzen offenzulegen und regelmäßig auf Einkommensungleichheiten zu prüfen.
  • Frauen in Führungspositionen stärken: Förderprogramme, Mentoring und verbindliche Quoten für Führungsrollen.

„Wer Verbesserungen will, muss handeln“, betont Heinzle. „Und zwar entschieden. Die Realität zeigt, dass wir in Vorarlberg mehr brauchen, um Gleichstellung zu erreichen.“

Die AK Vorarlberg wird sich weiterhin für die Rechte der Arbeitnehmerinnen einsetzen und die Umsetzung der Forderungen kritisch begleiten.

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