Gruppenfoto Fachdiskussion Langzeitarbeitslosigkeit
In der Schaffarei der AK wurden arbeitsmarktpolitische Wegzeuge gegen die steigende Langzeitarbeitslosigkeit diskutiert. © AK
9.10.2025

Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit in Vorarlberg: AK und arbeit plus fordern regionale Jobgarantie 

Die Langzeitarbeitslosigkeit in Vorarlberg ist innerhalb nur eines Jahres um 23 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sinken die Ressourcen des AMS. In einer Fachdiskussion zeigten AK Vorarlberg und arbeit plus mit Expert:innen Lösungen auf: Eine regionale Jobgarantie nach Vorbild der Lehrstellengarantie ist finanzierbar und würde Perspektiven schaffen.

Die AK Vorarlberg und arbeit plus – Soziale Unternehmen Vorarlberg sind besorgt: Innerhalb nur eines Jahres ist die Langzeitarbeitslosigkeit in Vorarlberg um 23 Prozent gestiegen. Während Ende September 2024 noch 1.679 Menschen langzeitbeschäftigungslos waren, sind es im September 2025 bereits 2.065 Personen – das sind fast 400 Personen mehr. Gleichzeitig sinken die AMS-Ressourcen für aktive Arbeitsmarktpolitik. In einer Fachdiskussion mit renommierten Expert:innen diskutierten AK und arbeit plus Lösungsansätze für diese prekäre Situation. 

AK Präsident Bernhard Heinzle bei der Fachdiskussion zur Langzeitsarbeitslosigkeit
AK Präsident Bernhard Heinzle © AK

Mehr Arbeitslose, weniger Unterstützung

Die Zahlen sind eindeutig: Im September 2025 waren 10.565 Menschen in Vorarlberg arbeitslos – ein Anstieg von 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders dramatisch entwickelt sich die Langzeitarbeitslosigkeit mit einem Zuwachs von 23 Prozent. „Wir beobachten die aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt mit großer Sorge“, erklärt AK Präsident Bernhard Heinzle. „Während sich die Wirtschaftsprognosen nur sehr langsam bessern, steigen die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich. Gleichzeitig bleibt auch das AMS von den Sparplänen nicht verschont und die Kaufkraft wird durch die erneut hohe Inflation weiter geschwächt.“

Das Ergebnis: Mehr Arbeit für das AMS bei gleichzeitig sinkenden Ressourcen. Eine steigende Zahl an arbeitssuchenden Menschen steht einem schrumpfenden Beratungs- und Betreuungsangebot gegenüber. Die Folge ist zunehmende Perspektivlosigkeit für immer mehr Menschen.  

Unternehmen übernehmen zu wenig Verantwortung

„Dabei ist vor allem die steigende Anzahl der Langzeitbeschäftigungslosen ein großes Problem“, betont Heinzle. „Unabhängig von der Konjunktur übernehmen Unternehmen zu wenig soziale Verantwortung. Das ist auch ein gesellschaftspolitisches Problem.“ Die Lage verschärft sich zusätzlich, da die Zahl jener Personen steigt, für die Land und AMS keine ausreichenden Angebote haben.

Besonders betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit sind ältere Menschen, Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, niedriger Bildung oder Migrationsgeschichte. Je länger die Arbeitslosigkeit andauert, desto schwieriger wird der Wiedereinstieg – mit gravierenden Folgen von Entmutigung bis hin zu massiven psychischen Belastungen. 

Ulrike Schmid-Santer bei der Fachdiskussion zur Langzeitarbeitslosigkeit
Ulrike Schmid-Santer, Geschäftsführerin von arbeit plus Vorarlberg © AK

Soziale Unternehmen zeigen: Es geht auch anders

Die Mitgliedsbetriebe von arbeit plus Vorarlberg beweisen, dass nachhaltige Integration gelingen kann. Sie bieten im Rahmen von Sozialökonomischen Betrieben (SÖB) und Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten (GBP) im Jahr 2025 für rund 400 langzeitarbeitslose Menschen Beschäftigung, Qualifizierung und soziale Begleitung. „Soziale Unternehmen bieten ein sensationelles Produkt an: Arbeitsplätze“, erklärt Ulli Schmid-Santer, Geschäftsführerin von arbeit plus Vorarlberg. „Hier gelingt vieles: bedürfnisorientierte Arbeitsplatz- und Aufgabengestaltung, Erwerbstätigkeit statt Arbeitslosigkeit, soziale Begleitung.“

Doch auch hier zeigen sich die Grenzen des bestehenden Systems: „Nicht alle können in externe Unternehmen vermittelt werden, obwohl sie Arbeitsfähigkeit unter bestimmten Rahmenbedingungen bewiesen haben“, so Schmid-Santer weiter. „Für diese Menschen benötigen wir ein neues Angebot, um sie nicht wieder zurück in die Arbeitslosigkeit schicken zu müssen.“ 

Die Lösung: Regionale Jobgarantie nach dem Vorbild der Lehrstellengarantie

Die Expert:innen sind sich einig: Es braucht eine regionale Jobgarantie. „Wir wollen eine Arbeitsplatzgarantie“, fordert AK Präsident Heinzle. „Vorarlberg hat bereits gezeigt, wie das gehen kann, nämlich mit der Lehrstellengarantie in der überbetrieblichen Ausbildung – jede:r Jugendliche, der oder die eine Lehrstelle will, aber keine findet, bekommt eine. Warum nicht auch regionale Arbeitsplatzgarantien? Alle die arbeiten wollen, sollen einen Arbeitsplatz bekommen.“

Simon Theurl bei der Fachdiskussion zur Langzeitarbeitslosigkeit
Simon Theurl, Arbeitsmarktexperte der AK Wien © AK

Die Expert:innen zeigen auf, dass eine solche Jobgarantie finanzierbar ist – gerade in Zeiten der Budgetsanierung. „Der Schlüssel liegt darin, bestehende Ausgaben für Arbeitslosigkeit in die Finanzierung von Arbeitsplätzen umzulenken. Durch Kooperationen zwischen Gemeinden, AMS und Unternehmen können zusätzliche Ressourcen mobilisiert werden“, unterstreicht Simon Theurl, Arbeitsmarktexperte der AK Wien. 

Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren

„Die Erfahrung zeigt, dass gute und sinnstiftende Arbeit die negativen Folgen von Arbeitslosigkeit umkehren kann“, betont Clara Moder, Expertin für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. „Eine regionale Jobgarantie kann neue Perspektiven schaffen – freiwillig, existenzsichernd und mit Entwicklungsmöglichkeiten. Sie eröffnet Chancen für jene, die sonst oft aufgegeben werden.“

Die Vorarlberger Sozialen Unternehmen haben mit ihren 53 Standorten, rund 400 Festangestellten und einem Jahresumsatz von 26 Millionen Euro (2024) bereits bewiesen, dass das Modell funktioniert. Nun fordert die Arbeiterkammer gemeinsam mit arbeit plus die Politik auf, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und eine regionale Jobgarantie umzusetzen.

Alle Forderungen der AK Vorarlberg zur Arbeitsmarktpolitik

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