AK Präsident Bernhard Heinzle und AK Wohnbau-Expertin Dr. Ulrike Stadelmann
AK Präsident Bernhard Heinzle und AK Wohnbau-Expertin Dr. Ulrike Stadelmann stellten die Ergebnisse der AK Wohnumfrage 2025 vor. © Dietmar Mathis
26.06.2025

AK Wohnumfrage 2025: Wohnkosten bleiben hohe Belastung – Vorarlberger Wohnpolitik braucht mehr Treffsicherheit

Die Ergebnisse der AK Wohnumfrage 2025 zeigen: Die Wohnkosten in Vorarlberg bleiben auf Rekordniveau. Trotz höherer Einkommen steigen die Belastung und die Unzufriedenheit bei bestimmten Gruppen. Besonders betroffen sind Haushalte mit geringem Einkommen und in privater Miete. Die AK Vorarlberg fordert von der Landesregierung seit Jahren mehr Maßnahmen und hat dafür auch die Ideen eingebracht – umgesetzt wurde bisher kaum etwas.

Seit Jahren analysiert die AK Vorarlberg die Entwicklungen am Wohnungsmarkt und weist auf dringenden Handlungsbedarf hin. Auch die aktuelle AK Wohnumfrage, an der im Frühjahr 2025 über 2.400 Vorarlberger:innen teilgenommen haben, zeigt deutlich: Das Bedürfnis, über die eigene Wohnsituation zu sprechen, ist groß – und die Belastung durch Wohnkosten bleibt für viele Haushalte hoch. Das machen über 650 offene Kommentare deutlich. Strukturelle Verbesserungen sind im Land jedoch kaum erkennbar.

Das Balkendiagramm zeigt die Belastung der Befragten je nach Wohnform. Die Belastung ist bei privater Miete am höchsten, bei Hauseigentum am geringsten.
Vor allem jene Befragten, die in privater Miete wohnen, fühlen sich von den Wohnkosten belastet oder gar stark belastet. © AK


AK Präsident Bernhard Heinzle betont: „Die finanzielle Anspannung ist in Vorarlberg seit Jahren auf einem kritischen Niveau. Es braucht von der Landesregierung endlich entschlossene Schritte, damit Wohnen wieder leistbar wird.“ Obwohl die Arbeiterkammer der Politik immer wieder konkrete Maßnahmen vorgeschlagen habe, sei bisher wenig umgesetzt worden. 

Für Menschen mit geringem Einkommen und Haushalte in privater Miete besonders belastend

Ein Säulendiagramm zeigt die Einkommensverteilung der Umfrage-Teilnehmer:innen. Eine Graph darüber zeigt die Wohnkostenbelastung: Je geringer das Einkommen, desto höher ist der Einkommensanteil, der fürs Wohnen gezahlt wird.
Je geringer das Einkommen, desto höher die Wohnkostenbelastung. © AK


Im Durchschnitt geben Vorarlberger Haushalte laut Umfrage rund ein Drittel ihres Einkommens fürs Wohnen aus – ein Wert, der sich trotz leicht sinkender Inflation kaum verändert hat. Besonders stark betroffen sind Haushalte mit niedrigem Einkommen, bei denen die Wohnkostenquote bei rund 44 Prozent liegt. Im privaten Mietsegment beträgt sie im Schnitt 38 Prozent.

Das Balkendiagramm zeigt je nach Wohnform, ob weniger oder mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens fürs Wohnen gezahlt wird. Der Balken „Miete privat“ sticht heraus, weil dort der Anteil jener, die mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens fürs Wohnen zahlen, am größten ist.
Vor allem jene, die in privater Miete wohnen, zahlen einen besonders hohen Anteil ihres verfügbaren Einkommens fürs Wohnen. © AK


Dr. Ulrike Stadelmann, die sich in der Arbeiterkammer intensiv mit der Entwicklung in Vorarlberg auseinandersetzt, erklärt: „Eine nachhaltige Entlastung bleibt bisher aus, weil die strukturellen Probleme auf dem Wohnungsmarkt nicht konsequent adressiert werden. Es braucht gezielte Maßnahmen, um den Druck auf die Menschen zu verringern und Wohnen wieder leistbar zu machen.“ Die AK Expertin betont, dass es durchaus wirkungsvolle Hebel gebe, mit denen der Druck vom Markt genommen werden könnte, das Land aber viel zu wenig unternimmt. 

Preisentwicklung macht Wohneigentum in Vorarlberg zum Luxus

Das Diagramm zeigt mehrere Graphen, die die Preisentwicklungen für Eigentums- und Mietpreise, Medianeinkommen und Inflation. Alle Werte steigen stark an, am stärksten jene für Eigentum, allerdings sank dieser Wert zuletzt wieder leicht.
Ob Miete oder Eigentum: Die Wohnpreise sind in den vergangenen Jahren enorm angestiegen. Lediglich die Eigentumspreise sanken zuletzt leicht. © AK


Die Preise für Eigentum haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Besonders für junge Familien und Alleinerziehende sind die Hürden durch hohe Grundstückspreise und gestiegene Baukosten oft nicht zu überwinden. Die AK Wohnumfrage zeigt deutlich, dass Eigentum für viele ein unerfüllbarer Wunsch bleibt. Die durchschnittlichen Wohnungspreise sind laut Statistik Austria in Vorarlberg 2024 höher als in Wien. Die Kostengrenzen in der Wohnbauförderung sollten gerade in Zeiten des Rückgangs der Baukonjunktur endlich sachlich gerechtfertigt festgesetzt werden und die Preise nicht weiter anheizen.  

Gemeinnütziger Wohnbau stagniert, AK fordert Ausweitung

Die AK Vorarlberg weist die Landesregierung seit Jahren darauf hin, dass der gemeinnützige Wohnbau einer der wirkungsvollsten Hebel zur Dämpfung der Wohnkosten wäre. Trotzdem stagniert der niedrige Anteil der gemeinnützigen Mietwohnungen an allen Wohnformen. Zwar wurde zuletzt die Einkommensgrenze für den Zugang zu solchen Wohnungen erhöht, doch ohne entsprechenden Ausbau der Bautätigkeit bleibt diese Maßnahme weitgehend wirkungslos. AK Präsident Heinzle betont: „In Vorarlberg braucht es im gemeinnützigen Wohnbau mehr Investitionen. Nur durch eine Ausweitung des Angebots, also einen größeren Marktanteil für den gemeinnützigen Wohnbau, können wir sicherstellen, dass breite Bevölkerungsschichten Zugang zu leistbarem Wohnraum erhalten.“ Der Bedarf an solchen Wohnungen ist hoch, das zeigt auch die Wohnumfrage 2025. 12 Prozent der Teilnehmer:innen leben in einer gemeinnützigen Mietwohnung, mehr als 30 Prozent der Teilnehmer:innen bekunden Interesse an einer gemeinnützigen Mietwohnung, aber nur 3 Prozent stehen auf Wartelisten. Das knappe Angebot stimmt pessimistisch und hält die Bewerbungen auf einem niedrigen Niveau, welches den tatsächlichen Bedarf nicht abbildet. Auch beim Grunderwerb müssen die Gemeinnützigen langfristig planen und agieren können. Instrumente wie der Bodenfonds sollten dazu eingesetzt werden. 

Wo fließen die Wohnbauförderungsbeiträge hin?

Zwischen 2018 und 2023 haben Vorarlbergs Arbeitnehmer:innen über 333 Millionen Euro für die Wohnbauförderung erwirtschaftet – für die Förderung von Wohnraum wurden davon aber nur 6,9 Millionen Euro eingesetzt! Das bedeutet: 97,94 Prozent der Beiträge flossen ins allgemeine Landesbudget, etwa in den Straßenbau. AK Präsident Heinzle kritisiert dieses Vorgehen scharf: „Diese Beiträge wurden ursprünglich genau dafür eingeführt, um leistbaren Wohnraum zu schaffen – nicht, um andere Budgetlöcher zu stopfen.“ Die AK Vorarlberg fordert seit langem eine Zweckwidmung der Wohnbauförderungsbeiträge und Rückflüsse aus Darlehen.  

Bundesmittel für mehr leistbaren Wohnraum müssen optimal abgeholt werden

17,4 Millionen Euro an Bundesmitteln werden in Vorarlberg als Darlehen für die Schaffung von Eigentum eingesetzt. Diese Mittel könnten jedoch auch als nicht rückzahlbare Zuschüsse verwendet werden, ohne das Landesbudget zusätzlich zu belasten. Die AK fordert vom Land, verstärkt günstige Miet-Kauf-Wohnungen zu schaffen, deren Kauf mit diesen nicht rückzahlbaren Zuschüssen finanziert wird, denn aktuell können über 80 Prozent der Haushalte im Land aus ihrem Erwerbseinkommen selbst mit Hilfe der bestehenden Wohnbauförderungsdarlehen kein Eigentum finanzieren.

Wo sind die Zahlen zum Mietkauf-Modell neu der VOGEWOSI?

Landesrat Marco Tittler und die VOGEWOSI haben ein neues Mietkauf-Modell angekündigt, das den Wohnungserwerb für Mieter:innen transparenter und preislich attraktiver machen soll, indem der Kaufpreis zu Mietbeginn fixiert wird. Doch Ankündigungen allein genügen nicht, es müssen auch die Angebote folgen. Derzeit ist jedoch unbekannt, wie viele derartige Wohnungen tatsächlich gebaut werden. Auf der VOGEWOSI-Website waren zuletzt nur Mietwohnungen im Neubau auffindbar, ohne einen Hinweis auf eine Kaufoption 

AK Wohnbau-Expertin Dr. Ulrike Stadelmann
AK Wohnbau-Expertin Dr. Ulrike Stadelmann © Dietmar Mathis

Land kürzt Sanierungsförderung

Wie die Wohnbauförderung ist auch die Förderung für Sanierungen in Bestandsgebäuden ein zentraler Bestandteil einer sozialen und ökologischen Wohnpolitik. Dennoch wurden in Vorarlberg die Zuschüsse für private Sanierungen im Jahr 2025 nahezu halbiert, ab Juli sollen sie sogar gänzlich gestrichen werden. Darlehen werden mit 100.000 Euro gedeckelt. AK Expertin Dr. Ulrike Stadelmann kritisiert: „Diese Kürzungen treffen viele Menschen hart, die sich eine Sanierung nicht leisten können, wenn es dafür keine ausreichende Förderung gibt. Das ist das falsche Signal.“

Die Hoffnung besteht, dass das Land wenigstens die 8,14 Millionen Euro an Bundesmitteln für die Sanierung gemeinnütziger Mietwohnungen vollständig abruft. Jedoch hat die Landesregierung mit einer Richtlinie für Bundes-Zweckzuschüsse eine Hürde für die gemeinnützigen Träger geschaffen: Eine niedrige Zielmiete von 6,80 Euro (ohne Betriebs- und Heizkosten) erschwert ihnen den Zugang zu diesen Geldern. 

AK Wohnberatung am Limit: Hoher Anstieg bei Hilfesuchenden

Wie groß der Handlungsbedarf in Vorarlberg mittlerweile ist, zeigt auch die steigende Zahl an Anfragen in der AK Beratung. Im Jahr 2024 wandten sich mehr als 14.000 Menschen an die Arbeiterkammer – ein Anstieg von 46 Prozent innerhalb von zwei Jahren. AK Präsident Heinzle schildert die Situation: „Ratsuchende wissen nicht mehr, wie sie mit den steigenden Kosten umgehen sollen oder wie sie überhaupt noch eine passende Wohnung finden können. Wohnen bedeutet für viele eine existenzielle Herausforderung.“ 

AK appelliert an die Landesregierung: Dringender Handlungsbedarf!

Die AK Vorarlberg fordert seit Jahren konkrete Maßnahmen für leistbaren Wohnraum – doch die notwendige politische Umsetzung bleibt aus. Neben sozialen Folgen gefährdet dies zunehmend auch den Wirtschaftsstandort. Hohe Wohnkosten schrecken Fachkräfte ab, junge Menschen ziehen weg, und Unternehmen haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter:innen zu gewinnen. AK Präsident Heinzle warnt: „Die Wohnfrage ist längst auch eine Wirtschaftsfrage. Die hohen Wohnkosten gefährden auch den Standort Vorarlberg. Die Landesregierung muss dringend handeln, um die Attraktivität der Region zu sichern.“ 

Zentrale Forderungen der AK im Überblick:

  • Zweckbindung der Wohnbauförderungsbeiträge und Rückflüsse: Die Beiträge der Arbeitnehmer:innen und die Rückflüsse aus Darlehen samt den Zinserträgen müssen in leistbares Wohnen investiert werden.
  • Mehr gemeinnütziger Wohnbau: Vor allem Mietwohnungen mit und ohne Kaufoption müssen deutlich ausgeweitet werden.
  • Bedarfserhebung und Prognose für gemeinnützigen Wohnbau: Der Bedarf übersteigt das Angebot erheblich.
  • Bessere Rahmenbedingungen beim langfristigen Grunderwerb: Gemeinnützige Bauvereinigungen sollten Gemeinden und Bodenfonds beim Grunderwerb gleichgestellt werden.
  • Transparente Baukostendatenbank: Nur mit evidenzbasierten Kostengrenzen kann die Wohnbauförderung treffsicher wirken.
  • Bundesmittel für den Wohnbau und die Sanierung nutzen und optimal einsetzen: Die Mittel sollten als Zuschüsse zur Schaffung leistbaren Wohnraums in vollem Umfang ins Land geholt werden.
  • Sanierungsförderung ausbauen statt kürzen: Förderungen für thermische Sanierungen und Heizungstausch im Privatbereich müssen gesichert werden.
  • Einheitliches Mietrecht für alle Mietverhältnisse: Das derzeitige Nebeneinander verschiedener Regelungen ist unübersichtlich und ungerecht.
  • Keine befristeten Mietverträge mehr im gewerblichen Bereich: Planungssicherheit und faire Mietbedingungen sind zentrale Anliegen.

AK Präsident Heinzle unterstreicht abschließend, dass es nicht an Vorschlägen fehlt – sondern an der Bereitschaft der Landesregierung, diese auch umzusetzen.

Alle Ergebnisse der AK Wohnbefragung zum Download (2,6 MB)

Die Präsention zur Pressekonferenz zum Download (0,9 MB)

Factbox:

AK Wohnumfrage 2025 – Zahlen, die nicht zu leugnen sind

  • 33,1 Prozent des Haushaltseinkommens fließen durchschnittlich in Wohnkosten
  • 44 Prozent bei Haushalten mit niedrigem Einkommen – ein dramatischer Anstieg gegenüber 2023 (40,4 Prozent)
  • 38 Prozent Wohnkostenanteil im privaten Mietsegment
  • Seit 2015 haben sich Eigentumspreise mehr als verdoppelt
  • 12 Prozent müssen oder wollen in kleinere Wohnungen ziehen
  • Jede:r Dritte plant einen Umzug in eine günstigere Wohnung

AK kritisiert Verwendung der Wohnbauförderungsbeiträge

Die zweckentfremdete Verwendung der Wohnbauförderungsbeiträge ist Politikversagen mit Ansage. Die AK kritisiert das fehlende Engagement der Landesregierung scharf:

  • 333,4 Millionen Euro an Wohnbauförderungsbeiträgen wurden von Arbeitnehmer:innen von 2018 bis 2023 bezahlt
  • Davon kamen nur 6,9 Millionen Euro wieder als Förderung zurück
  • Das heißt: Über 97 Prozent der Beiträge flossen in andere Budgettöpfe 

Plus 46 Prozent mehr Anfragen in der AK Wohnberatung

Auch in der Beratung spitzt sich die Lage zu. Die Zahl der Wohnberatungen ist in der Arbeiterkammer seit 2022 um 46 Prozent gestiegen:

  • 14.044 Anfragen zum Thema Wohnen im Jahr 2024
  • Immer mehr Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihre Wohnsituation bewältigen sollen

Originalzitate aus der AK Wohnumfrage 2025

  • „Für ein Haus mit Grundstück eine halbe Millionen zu zahlen und dafür zu sparen, ok. Für eine 60 Quadratmeter Wohnung ohne Garten so viel zu zahlen, egal wie neu sie ist, und dafür 30 Jahre lang einen Kredit aufzunehmen, ist einfach keine Option. Da gehe ich lieber weniger arbeiten, wenn ich ja doch keine Aussicht auf Eigentum habe.“ 

  • „Vermieter nutzt die Situation aus und erhöht ohne Ende mit der Aussage: Wenn zu teuer ist, dann kann man sich ja was Neues suchen.“ 

  • „Alleinerziehend mit zwei Kindern wird man bei Wohnungsbesichtigungen erst gar nicht mehr eingeladen. Schwierig bei mittlerem Einkommen eine geförderte Gemeindewohnung zu bekommen. Warte nun seit drei Jahren.“

  • „Ich kann laut Aussage meiner Gemeinde keine Sozialwohnung beantragen, da ich noch Ersparnisse habe. Also muss man erst arm wie eine Kirchenmaus sein, und dann vielleicht noch fünf bis acht Jahre warten.“ 

  • „Eigenheim gebaut, könnten uns dasselbe Haus mit den gestiegenen Baukosten nicht mehr leisten. Energiekosten sind belastend hoch und Neuerungen am Haus ersetzen Freizeit und Urlaubspläne.“ 

  • „Ich bin seit 20 Jahren Alleinerziehende, zwei Kinder, die ich beide finanziell bei ihren Ausbildungen unterstütze. Beide Kinder leben in Wien und kommen auf Besuch. Daher behalte ich, solange es geht, die große Wohnung. Bei Pensionsantritt in sieben Jahren kann ich mir die Wohnung nicht mehr leisten und muss umziehen.“
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