Eine Fraum hält ihre Hände an einen Heizkörper.
Die Wohn- und insbesondere die Betriebskosten belasten immer mehr Vorarlberger:innen. © astrosystem, Adobe Stock
16.9.2024

Fast doppelt so viele Anfragen: AK Konsumentenschutz sieht enorme Belastung der Mieter:innen durch Betriebskosten

Immer mehr Menschen im Land haben Probleme, mit ihrem Geld auszukommen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Konsumentenschutzabteilung der AK Vorarlberg. Dort stieg die Zahl der verzeichneten Leistungen im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um etwa 25 Prozent. Vor allem die Bereiche Wohnen sowie Versicherungs- und Finanzdienstleistungen waren noch mehr gefragt.

Zwischen Jänner und Juni 2024 wurden die Konsumentenschützer:innen der AK Vorarlberg insgesamt 27.487 mal für Vorarlberger Konsument:innen tätig  –  so viele Leistungen wurden im genannten Zeitraum verzeichnet. Pro Werktag wurden die Konsumentenschützer:innen damit ganze 211 mal tätig. 

Diese Zahlen sind nicht nur enorm, sie steigen auch: Im Vorjahreszeitraum wurden „nur“ 22.164 Leistungen verzeichnet. Daraus ergibt sich eine Zunahme um fast 25 Prozent. „Wir bemerken in der Konsumentenberatung sehr deutlich, dass immer mehr aufs Geld geschaut wird, vor allem im Bereich der Betriebskosten“, erklärt Abteilungsleiterin Karin Hinteregger. 

Miete und Wohnen belasten besonders

In diesem Bereich wurde auch die größte Zunahme der Anfragen verzeichnet: um sage und schreibe knapp 90 Prozent. So wurden im ersten Halbjahr 2023 noch 723 Leistungen zu Betriebskosten von Mieter:innen verzeichnet, heuer waren es bereits 1.353. Auch die restlichen Problematiken rund um das Thema Wohnen beschäftigen die Menschen. Die Zahl der Leistungen in diesem Bereich stieg insgesamt um 16 Prozent. 

„Es wird auf jeden Euro geachtet“

Ein besonders starker Anstieg wurde auch im Bereich der Versicherungs- (+52 Prozent) und Finanzdienstleistungen (+34 Prozent) sowie im Bereich der Telekommunikation (+35 Prozent) verzeichnet. „Wir stellen fest, dass Leistungsablehnungen und Prämienerhöhungen von Versicherungen oder Bankgebühren sehr genau hinterfragt werden. Auch die Zunahme im Telekombereich ist zu einem Gutteil auf die Problematik der Serviceentgelte, die nach wie vor nicht abschließend geklärt ist, und den ORF-Beitrag zurückzuführen“, führt Hinteregger aus. „Auch daran merken wir, dass immer mehr auf jeden Euro geachtet wird.“ 

„Vielen steht das Wasser bis zum Hals“

„Leider überraschen die Zahlen nicht“, räumt AK Präsident Bernhard Heinzle ein, „schließlich wissen wir etwa aus unseren regelmäßigen Online-Umfragen zur Teuerung, wie stark die Menschen in Vorarlberg mittlerweile von den hohen Lebenshaltungs- und Wohnkosten belastet sind.“ Zuletzt gaben alarmierende 83 Prozent an, durch ihre Wohnkosten belastet oder gar stark belastet zu sein. „Die Teuerung ist ein massiver Sorgen-Faktor der Vorarlberger:innen. Dass es außerdem schlichtweg nicht genügend leistbaren Wohnraum gibt, verschlimmert die Lage zusätzlich. Vielen steht das Wasser bereits bis zum Hals – das ist nicht einfach nur ein Gefühl, das bekommen wir tagtäglich in den Anfragen an uns bestätigt.“ Es brauche endlich ein Einlenken: „Wir brauchen nicht noch mehr Neubauwohnungen für Investoren, die für den:die durschnittliche:n Vorarlberger:in unbezahlbar sind, sondern endlich ausreichend leistbaren Wohnraum. Da muss das Land endlich reagieren.“  

Was ist eine Leistung?

Als Leistung verstehen die Konsumentenschützer:innen der AK Vorarlberg jeden Kontakt mit den Klient:innen oder deren Vertragspartner:innen. Das kann also eine Mail, ein Telefonat oder auch ein persönliches Gespräch mit dem:der Konsument:in oder ein Interventionsschreiben an die Bank, Versicherung oder den:die gewerbliche:n Vermieter:in sein. Dabei ist eine Leistung nicht gleichbedeutend mit einem Sachverhalt. Wird eine Klient:in von einem:er  Konsumentenschützer:in etwa zunächst persönlich beraten und dann der Unternehmer zum gleichen Problem noch angeschrieben, werden dafür zwei Leistungen verzeichnet.

Zahlen Leistungen Jänner 2024 bis inklusive Juni 2024 (Veränderungen zum Vorjahreszeitraum)

Wohnen7.097 Leistungen (ggü. 6.111; +16%)
Waren/Käufe/Onlinekäufe6.309 Leistungen (ggü. 5.001; +26%)
Telekommunikation3.824 Leistungen (ggü. 2.821; +35%)
Finanzdienstleistungen2.274 Leistungen (ggü. 1.699; +34%)
Versicherungen1.340 Leistungen (ggü. 884; +52%)
Reisen913 Leistungen (ggü. 752; +21%)
Gesamt27.486 Leistungen (ggü. 22.164; +24%)
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