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Kinderbetreuung in Vorarlberg
AK-Umfrage zur Kinderbetreuung in Vorarlberg
Datum/Jahr:
2024
Zu wenig, zu teuer, zu unflexibel: Die Teilnehmer:innen der jüngsten Online-Umfrage der AK Vorarlberg stellen der Kinderbetreuung im Land ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Die überwiegend weiblichen knapp 2.200 Teilnehmer:innen machten deutlich, dass sie gern mehr Kinderbetreuungszeiten nutzen und dann auch mehr Stunden arbeiten würden – es sich aber finanziell nicht ausgeht.
Die AK Vorarlberg führte im September und Oktober 2023 eine Online-Umfrage zur Kinderbetreuung im Land durch. 2.194 Personen nahmen daran teil, großteils Frauen (93 Prozent) mit Kindern zwischen 0 und 6 Jahren.
Fast drei Viertel der Online-Umfrageteilnehmer:innen nutzen öffentliche Betreuungseinrichtungen. Zwei Drittel kümmerten sich mehr als ein halbes Jahr im Voraus um einen Platz, ein Drittel erhielt zunächst eine oder mehrere Absagen. Die Befragten gaben an, dass ihre Kinder durchschnittlich 21 Stunden pro Woche in einer entsprechenden Einrichtung betreut werden.
Das scheint aber meist nicht zu reichen: Fast zwei Drittel gaben an, regelmäßig auf die Betreuung ihrer Kinder durch Verwandte oder Bekannte zurückzugreifen. Ein Drittel gab an, mehr Kinderbetreuungszeiten zu benötigen. Im Durchschnitt wünschen sich die Online-Umfrageteilnehmer:innen eine Ausweitung der Betreuungszeiten um durchschnittlich acht Stunden pro Woche. Sie bräuchten also ein ganzes Drittel mehr Kinderbetreuung als sie jetzt nutzen.
Wäre das möglich, würden 55 Prozent der Befragten die eigene Arbeitszeit erhöhen – im Durchschnitt um 9 Stunden pro Woche, fast ein Fünftel auch bis zur Vollzeitbeschäftigung. Vor allem die Online-Umfrageteilnehmer:innen mit niedrigerem Einkommen und Bildungsabschluss fallen darunter.
Pendler:innen haben es aufgrund des Anfahrtswegs zur Arbeit zusätzlich schwer: In der Online-Umfrage gab mehr als ein Viertel an, weiter als zehn Kilometer zur Arbeit zu pendeln. Dass drei von vier der Betreuungseinrichtungen aber vor 18 Uhr schließen, mache eine Vollzeitbeschäftigung praktisch unmöglich. Eine Aufhebung der Sprengellösung würde dieser Gruppe helfen, da sie eine Betreuungseinrichtung wählen könnten, die näher an ihrem Arbeitsplatz liegt.
„Ein Land, das sich rühmt, chancenreichster Lebensraum für Kinder zu werden, muss in diesem Bereich deutlich mehr leisten“
Bernhard Heinzle
AK Präsident
Die Teilnehmer:innen der Online-Umfrage gaben an, im Monat durchschnittlich 195 Euro für die Kinderbetreuung zu zahlen. Die Kosten stellen für einen großen Teil der Befragten eine Belastung dar: 50 Prozent der Online-Umfrageteilnehmer:innen gaben an, sich durch die Kosten belastet zu fühlen, 30 Prozent sogar stark belastet.
Wenig überraschend ist die finanzielle Belastung für die Befragten mit niedrigeren Einkommen besonders groß. Da beißt sich die Katze in den Schwanz: Diese Gruppe würde besonders gern mehr arbeiten – wenn es denn ein ausreichendes und leistbares Kinderbetreuungsangebot gäbe.
Die soziale Staffelung hilft offenbar wenig: In der Online-Umfrage gaben lediglich 6 Prozent an, sie in Anspruch zu nehmen. 76 Prozent der Befragten hätten die Einkommensgrenzen überschritten, knapp 24 Prozent wussten ihren Angaben zufolge gar nichts von der Staffelung. Einzelne Teilnehmer:innen berichteten auch von bürokratischen Hürden bei der Antragstellung.
Die Landesregierung hat es sich auf die Fahne geschrieben, bis 2035 der chancenreichste Lebensraum für Kinder zu werden – aber so wird das nichts“, konstatiert AK Präsident Bernhard Heinzle. Wenn das Land dieses Ziel erreichen wolle, müsse noch einiges getan werden: „Es muss mehr Betreuungsplätze geben, vor allem solche, die eine Vollzeitbeschäftigung der Eltern ermöglichen“, so Heinzle. „Zudem muss es einen gesetzlichen Anspruch auf Kinderbetreuung geben.“ Diese müsse aber auch leistbar sein. „Die geplante kostenlose Kinderbetreuung ab 2024 für Personen, welche die soziale Staffelung der Stufe 1 in Anspruch nehmen können, muss mehr als die vorgesehenen 25 Wochenstunden umfassen. Gleichzeitig muss die Antragstellung vereinfacht werden.“ Darüber hinaus müsse die Sprengellösung bei der Vergabe der Betreuungsplätze aufgehoben werden.
„Das Thema Kinderbetreuung hat viele Facetten, von der Wahlfreiheit für die Eltern über die Vereinbarkeit mit dem Beruf bis zur Frage der Bildungsförderung in den ersten Lebensjahren,“ erklärt Eva Fischer-Schweigkofler, Leiterin der Abteilung Familie & Beruf der AK Vorarlberg. „Um Eltern bestmöglich zu unterstützen, bieten wir als AK eine ganze Reihe an Services an, vom Kinderbetreuungsatlas bis zur Beratung beim Wiedereinstieg.“
Für AK Präsident Bernhard Heinzle ist eines klar: „Die Politik muss handeln und bei der Kinderbetreuung besonders auf jene Rücksicht nehmen, die eher weniger auf dem Lohnzettel stehen haben. Sie sind auf einen gesetzlichen Anspruch auf Kinderbetreuung und niedrige Kosten angewiesen, um nicht von Armut gefährdet zu werden.“
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