AK Präsident Bernhard Heinzle: „Elementarpädagogik-Paket löst das Problem nicht!“
Das Land Vorarlberg will ab dem kommenden Jahr das Schulgeld für die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik und deren Kollegs in Feldkirch übernehmen. „Das zeigt aber wieder einmal, das gut gemeint nicht gleich gut gemacht bedeutet“, sagt AK Präsident Bernhard Heinzle. „Doch den Familien und Kindern im Land ist damit noch lange nicht ausreichend geholfen.“ Dass deren Lage längst kritisch ist, zeigt eine neue Online-Umfrage der AK zur Kinderbetreuung in Vorarlberg.
Bei der jüngsten Online-Umfrage der AK Vorarlberg bewerteten knapp 2200 Teilnehmer:innen die Kinderbetreuung im Land. Das Ergebnis ist ernüchternd: Es gibt zu wenig Betreuungsplätze, die Betreuungszeiten sind zu kurz und unflexibel für eine Vollzeitbeschäftigung der Eltern und zu teuer ist die Betreuung ohnehin. Daran wird auch das Elementarpädagogik-Paket des Landes, dass Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink gestern vorstellte, nichts ändern, stellt AK Präsident Bernhard Heinzle klar.
Die AK Vorarlberg führte im September und Oktober 2023 eine Online-Umfrage zur Kinderbetreuung im Land durch. 2194 Personen nahmen daran teil, großteils Frauen (92,63 Prozent) mit Kindern zwischen 0 und 6 Jahren. Fast drei Viertel der Online-Umfrageteilnehmer:innen nutzen öffentliche Betreuungseinrichtungen für durchschnittlich 21 Stunden pro Woche. Dennoch gaben zwei Drittel von ihnen an, zusätzlich auf die Betreuung durch Familienmitglieder oder Bekannte zurückgreifen zu müssen. Im Schnitt wünschten sich die Teilnehmer:innen acht Stunden mehr Betreuungszeiten pro Woche. Sie brauchen also ein Drittel mehr Betreuung, als sie jetzt haben. Ohne diese Betreuungsausweitung sei eine Anhebung der Arbeitszeit für sie praktisch unmöglich.
Betreuungsangebot steigt zunächst nicht an
"Die Ergebnisse unserer jüngsten Online-Umfrage zeigen, wie prekär die Lage bereits jetzt ist“, unterstreicht AK Präsident Bernhard Heinzle. Die Eltern in Vorarlberg brauchen mehr Betreuungsangebote und flexiblere Betreuungszeiten, auch um einer Arbeit nachgehen zu können. Immerhin gaben 55 Prozent der Befragten an, dass sie mehr arbeiten würden, wenn sie mehr leistbare Kinderbetreuung hätten. „Das Schulgeld für die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik zu übernehmen, kann durchaus mehr Menschen in die Ausbildung bringen und damit das Betreuungsangebot erhöhen. Doch eine Unterstützung in den Betreuungseinrichtungen werden die erst in ein paar Jahren sein.“ Zudem würden viele Elementarpädagog:innen ihren Beruf mit Leib und Seele wählen und ausüben. „Sie müssen nicht erst mit finanziellen Lockangeboten überzeugt werden – sie brauchen eine faire Bezahlung und Arbeitsbedingungen, die es ihnen ermöglichen, ihren Herzensberuf zu ergreifen und möglichst lange auszuüben“, so Heinzle.
Betreuungskosten erdrücken die Vorarlberger:innen
Dabei sind die Betreuungszeiten längst nicht das einzige Problem der Eltern im Land, wie die Online-Umfrage zeigt. Im Durchschnitt wenden die Befragten pro Monat 195 Euro für die Kinderbetreuung auf. Jede:r zweite:r Umfragenteilnehmer:in gab an, sich durch die Kosten belastet zu fühlen, 30 Prozent sogar stark belastet. Besonders hart trifft es die Befragten mit niedrigem Einkommen. Die soziale Staffelung, die gerade sie entlasten sollte, scheint allerdings nicht zu greifen: Nur 6,24 Prozent der Befragten gaben an, sie zu nutzen. 76 Prozent der Nichtnutzer:innen hätten die Einkommensgrenze überschritten, so das Ergebnis der Online-Umfrage. „Das macht deutlich, dass die soziale Staffelung ausgeweitet werden muss“, stellt Heinzle klar.
"Chancenreich werden wir nur, wenn wir handeln“
AK Präsident Bernhard Heinzle sieht deshalb fünf Maßnahmen dringend geboten, um die Kinderbetreuung im Land zu stärken und die Eltern zu unterstützen: „Erstens muss das Betreuungsangebot deutlich erhöht werden. Zweitens müssen die Betreuungszeiten so organisiert werden, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet ist. Im dritten Schritt muss die soziale Staffelung ausgeweitet werden, damit die Betreuung auch leistbar ist. Viertens sollte eine zentrale Beratungsstelle geschaffen werden, um den Weg in und durch die Ausbildung zu vereinfachen – auch die Gründung einer Elementarpädagogik-Stiftung wäre enorm hilfreich. Und fünftens braucht es natürlich endlich einen verbindlichen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für alle Kinder im Land, wie wir als AK ihn schon lange immer wieder fordern“, erklärt AK Präsident Bernhard Heinzle. „Eines ist klar: Zum chancenreichsten Land für Kinder, wie es das Landhaus immer wieder klangvoll vorgibt, werden wir nur, wenn wir auch wirklich dafür sorgen – nicht, wenn wir nur immer wieder dafür werben.“
Alle Ergebnisse der AK Online-Umfrage zur Kinderbetreuung in Vorarlberg werden im Jänner umfassend vorgestellt.
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