Wem gehört das Land?
Vom Land der Eigentümer:innen zum Land der Mieter:innen
Bei der Umfrage 2024 gaben die Teilnehmer:innen an, im Durchschnitt knapp ein Drittel (32,8) ihres Haushaltseinkommens für die Wohnkosten aufwenden zu müssen (2018 waren 28 Prozent und im Jahr 2023 32 Prozent). Laut der aktuellen Umfrage verbleibt der Anteil auch heuer auf dem Höchstwert – ein Drittel des Einkommens (33,1 Prozent [2]) geht fürs Wohnen drauf und das im Durchschnitt.
Kein Wunder: Die Preise für Eigentum und Mieten sind in den vergangenen Jahren explodiert und haben sich trotz Rezession und gestiegenen Zinsen nur teilweise stabilisiert. Die Löhne konnten damit trotz Zuwächsen nicht Schritt halten, wie die Grafik zur Entwicklung der Preise veranschaulicht.
Entwicklung der Preise für Eigentum, Miete, Inflation und Einkommen
Die langfristige Entwicklung bis 2023 zeigt, dass die Schere zwischen Einkommen und Wohnkosten immer weiter aufgeht, Preise für Eigentum haben sich seit 2015 sogar mehr als verdoppelt. Dazu kommt, dass die Inflation in Österreich nach wie vor hoch ist und über der des Euroraumes liegt (2,9 Prozent im März [3]). Weiters machen sich die nun sinkenden Kreditzinsen nur langsam bemerkbar und durch den hohen Anteil an variabel verzinsten Krediten sind die Kreditrückzahlungen angestiegen. Die Einkommen haben in den vergangenen Jahren nachgezogen, was aber nicht automatisch bedeutet, dass die Wohnkostenbelastung nach unten geht. Gründe genug für die Arbeiterkammer Vorarlberg, um auch nach der Rekordinflation bei der vierten Welle der AK Wohnumfrage einen Fokus auf die Wohnkostenbelastung der Vorarlberger:innen zu legen.
Wohnkostenbelastung - Für Menschen mit geringem Einkommen und Haushalte in privater Miete besonders belastend
Die direkt subjektiv wahrgenommene Belastung der Umfrage-Teilnehmer:innen variiert je nach Wohnsituation stark. Das Balkendiagramm zeigt unter anderem., dass 50 Prozent der Mieter:innen in privater Miete sich stark belastet fühlen und 44 Prozent eine gewisse Belastung wahrnehmen. Der Anteil der Personen, welche sich nicht belastet fühlen, ist hier sogar zurückgegangen. Auch 20 bis 24 Prozent der Eigentümer:innen spürt eine starke Belastung durch die Wohnkosten. Das deckt sich auch mit der Wahrnehmung zur Angemessenheit der Wohnkosten: Mehr als 80 Prozent in privater Miete wohnend findet die Wohnkosten zu hoch. Zwischen 35 und 45 Prozent der Eigentümer:innen findet die Wohnkosten angemessen.
Stärkste Belastung durch Wohnkosten bei privater Miete
Die Literatur klassifiziert Haushalte, die mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens für Wohnkosten aufwenden, als belastet. Laut aktueller AK Umfrage – konservativ gerechnet –geben bereits 34 Prozent (2024: 38 Prozent) mehr als 40 Prozent des Einkommens für Wohnen aus und gelten als belastet [4].
Der Anteil der Betroffenen (= Haushalte mit Wohnkostenanteil über 40 Prozent des Haushaltseinkommens) ist bei den Mieter:innen am höchsten (42 Prozent). Bei den Eigentümer:innen sind es 24 bis 29 Prozent, das sind deutlich weniger als letztes Jahr (35 Prozent) und im Jahr 2023, dies erklärt auch den Rückgang im Gesamtergebnis von 38 auf 34 Prozent. Fast 45 Prozent der Eigentümer:innen haben gemischt oder ganz variabel verzinste Kredite. Hier machen sich die wieder sinkenden Zinsen bemerkbar, welche die Rückzahlungen bei variablen und gemischten Zinsen senken. Es zeigt, wie stark variable Zinsen auf die Kreditrückzahlungen und damit auf deren Anteil an den Wohnkosten am Haushaltseinkommen wirken. Bei steigenden Zinsen und damit in den Umfragen 2023 und 2024 war genau das gegenteilige Phänomen sichtbar: Die steigenden Zinsen haben die Wohnkostenbelastung der Eigentümer:innen mit laufenden (variablen und gemischt verzinsten Krediten) stark nach oben getrieben. Je höher der Anteil der Wohnkosten am Einkommen, desto weniger bleibt für andere Ausgaben. Mit mehr als 40 Prozent Wohnkostenanteil muss häufig – sofern vorhanden – bereits auf Erspartes zurückgegriffen werden, um Grundbedürfnisse erfüllen zu können. Die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft sind dabei nicht zu unterschätzen: Der Konsum wird massiv gedrückt. Der relative Anteil allein ist dabei allerdings nicht isoliert zu betrachten, es hängt auch von der absoluten Höhe des Einkommens ab.
Abnehmende Belastung mit steigendem Einkommen
Haushalte mit niedrigem Einkommen sind bei den Ausgaben für Wohnen enorm belastet. Die Grafik zeigt zudem die Verteilung der Haushaltseinkommen und durchschnittlichen Wohnkosten pro Einkommensklasse. 3,6 Prozent (2024: 4 Prozent) der Umfrage-Teilnehmer:innen verdienen weniger als € 1.400,- und müssen davon durchschnittlich 54,1 Prozent für Wohnkosten aufwenden. Sogar Umfrage-Teilnehmer:innen mit einem Einkommen zwischen € 2.101,- und € 2.500,- geben im Durchschnitt noch mehr als 38 Prozent für Wohnkosten aus. Fast 45 Prozent der Personen (und die fünf unteren Einkommensklassen) haben einen Wohnkostenanteil von 44 Prozent, 2024 waren das noch 42 Prozent.
Mehr als 650 Personen haben uns in den offenen Kommentaren ihre persönliche Situation geschildert. Diese qualitativen Informationen sind sehr viel wert, zudem bestätigen sie, was die Daten zeigen:
Originalzitate aus der AK Wohnumfrage 2025
„Für ein Haus mit Grundstück eine halbe Millionen zu zahlen und dafür zu sparen, ok. Für eine 60 Quadratmeter Wohnung ohne Garten so viel zu zahlen, egal wie neu sie ist, und dafür 30 Jahre lang einen Kredit aufzunehmen, ist einfach keine Option. Da gehe ich lieber weniger arbeiten, wenn ich ja doch keine Aussicht auf Eigentum habe.“
„Vermieter nutzt die Situation aus und erhöht ohne Ende mit der Aussage: Wenn zu teuer ist, dann kann man sich ja was Neues suchen.“
„Alleinerziehend mit zwei Kindern wird man bei Wohnungsbesichtigungen erst gar nicht mehr eingeladen. Schwierig bei mittlerem Einkommen eine geförderte Gemeindewohnung zu bekommen. Warte nun seit drei Jahren.“
„Ich kann laut Aussage meiner Gemeinde keine Sozialwohnung beantragen, da ich noch Ersparnisse habe. Also muss man erst arm wie eine Kirchenmaus sein, und dann vielleicht noch fünf bis acht Jahre warten.“
„Eigenheim gebaut, könnten uns dasselbe Haus mit den gestiegenen Baukosten nicht mehr leisten. Energiekosten sind belastend hoch und Neuerungen am Haus ersetzen Freizeit und Urlaubspläne.“
„Ich bin seit 20 Jahren Alleinerziehende, zwei Kinder, die ich beide finanziell bei ihren Ausbildungen unterstütze. Beide Kinder leben in Wien und kommen auf Besuch. Daher behalte ich, solange es geht, die große Wohnung. Bei Pensionsantritt in sieben Jahren kann ich mir die Wohnung nicht mehr leisten und muss umziehen.“
AK Wohnumfrage 2025 – Zahlen, die nicht zu leugnen sind
AK kritisiert Verwendung der Wohnbauförderungsbeiträge
Die zweckentfremdete Verwendung der Wohnbauförderungsbeiträge ist Politikversagen mit Ansage. Die AK kritisiert das fehlende Engagement der Landesregierung scharf:
Plus 46 Prozent mehr Anfragen in der AK Wohnberatung
Auch in der Beratung spitzt sich die Lage zu. Die Zahl der Wohnberatungen ist in der Arbeiterkammer seit 2022 um 46 Prozent gestiegen:
[1] Definition: Abgefragt wurde das verfügbare Haushaltseinkommen netto: „Wie hoch ist Ihr monatliches (gemeinsames) Haushaltseinkommen (netto)“; also vor allfälligen Abzügen wie Miete, Kreditraten usw. aber inkl. aller Sozialleistungen, Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld usw.
[2] Der Wert ist verglichen mit dem letzten Jahr leicht angestiegen, der Anstieg von 32,8 auf 33,1 liegt aber innerhalb der Schwankungsbreite!
[3] VPI März 2025; Basis 2020 & Veränderung zum Vorjahr; Quelle: Statistik Austria
[4] Zur Berechnung der 40%-Grenze wurden die oberen Enden der Einkommensklassen verwendet: Da im Rahmen der Umfrage Einkommensklassen abgefragt wurden, wurden zur Berechnung die oberen Grenzen verwendet, was bedeutet, dass das tatsächliche Einkommen gleich hoch oder geringer ist. Es handelt sich somit um eine konservative Schätzung der 40%-Grenze.
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