Das Bild zeigt ein Porträt von AK Präsident Bernhard Heinzle
„Bildungsförderung und Betreuung dürfen für niemanden vom Einkommen abhängen oder am fehlenden Angebot scheitern“, betont AK Präsident Bernhard Heinzle. © Lukas Hämmerle
05.09.2025

AK Umfrage: Schulische Nachmittagsbetreuung so gefragt wie nie

Die Sommerferien sind vorbei – und viele Eltern sind erleichtert. Denn angesichts neun Wochen Ferien, aber nur fünf Wochen Jahresurlaub, sind viele von ihnen bei der Betreuung ihrer Kinder und Jugendlichen an ihre Grenzen gestoßen. Zwar wurde das Angebot an Nachmittagsbetreuung stark ausgebaut, doch nicht für alle Eltern ist mit dem Schulstart ein Aufatmen in Sicht.

Das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) hat im Auftrag der Arbeiterkammer eine Erhebung zu den Themen Ganztagsschule, Nachmittagsbetreuung und Nachhilfe unter mehr als 300 Vorarlberger Haushalten mit rund 500 Schüler:innen von der Volksschule bis zur Matura durchgeführt. Ausgenommen waren Berufsschulen, Akademien und Schulen im Gesundheitswesen. 

Klarer Trend zu mehr Nachmittagsbetreuung und Ganztagsschule

Nach Angaben der befragten Eltern war rund jede:r dritte Vorarlberger Schüler:in (Volksschule sowie Sekundarstufe 1 und 2) in einer externen Nachmittagsbetreuung. 2022 waren es in Vorarlberg ein Viertel der Schüler:innen. Bei konstanten Schüler:innenzahlen entspricht das einer Erhöhung von
28 Prozent an Kindern und Jugendlichen in Nachmittagsbetreuung.

10 Prozent der Schüler:innen werden in einer Ganztagsschule und weitere 13 Prozent direkt an ihrer jeweiligen Schule betreut und gefördert. Die anderen Kinder und Jugendlichen besuchen einen Hort, eine andere Betreuungsform oder erhalten keine externe Nachmittagsbetreuung.

Gemeinden nehmen Versorgungsauftrag ernst

Noch stärker ist der Anstieg bei Schüler:innen im Volksschulalter: Waren bei der vorhergehenden IFES Befragung 2022 noch 29 Prozent der Volksschulkinder in Nachmittagsbetreuung, sind es in diesem Jahr bereits 41 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat sich die Anzahl an Volksschulkindern, die in eine Ganztagsschule gehen, laut IFES von 6 Prozent auf 12 Prozent verdoppelt. Die Betreuung von Volksschulkindern an den regulären Schulen ist im selben Zeitraum noch stärker angestiegen: von 8 Prozent auf 21 Prozent. Die Betreuung in externen Horten schrumpfte hingegen. 

Für Schüler:innen im Volksschulalter griff im vergangenen Schuljahr zum ersten Mal der Versorgungsauftrag der Gemeinden. Die Gemeinden sind dadurch verpflichtet, bei Bedarf an Schultagen zumindest bis 16 Uhr eine Schülerbetreuung im Volksschulalter sicherzustellen. 

„Die Gemeinden leisten hier wirklich gute Arbeit und nehmen ihren Versorgungsauftrag ernst. Das zeigt sich daran, dass die Angebote von den Familien auch intensiv genutzt werden", stellt AK Präsident Bernhard Heinzle fest. „Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial: Die Verfügbarkeit und die Kosten sind für manche Eltern weiterhin Hürden. Wichtig wäre, dass bei aller Weiterentwicklung die Qualität und die Arbeitsbedingungen nicht auf der Strecke bleiben", betont Heinzle. 

AK Präsident: „Es ist Zeit, die verbleibenden Lücken zu schließen!

Rund 11 Prozent aller Schüler:innen hätten laut IFES-Befragung gerne eine schulische Nachmittagsbetreuung gehabt – regelmäßig oder manchmal –, diese aber nicht erhalten. Haupthindernisse: zu hohe Kosten (46 Prozent) und fehlendes Angebot am Schulstandort (25 Prozent). Die gute Nachricht: 89 Prozent erhalten entweder bereits Betreuung oder brauchen keine.
 
 „Es geht in die richtige Richtung, aber Bildungsförderung und Betreuung dürfen für niemanden vom Einkommen abhängen oder am fehlenden Angebot scheitern“, betont AK Präsident Bernhard Heinzle. „Die Gemeinden haben im letzten Schuljahr mit der Umsetzung des Versorgungsauftrags für Volksschulkinder viel geleistet. Entscheidend ist jetzt, dass verbliebene Lücken geschlossen werden und Eltern sich auch über die gesamten Ferien hinweg auf ein gutes Angebot verlassen können. Für einen gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt ist eine hochwertige Schülerbetreuung und -förderung genauso entscheidend wie die elementare Bildung und Betreuung“, unterstreicht Heinzle.  

Das Bild zeigt ein Porträt von AK Bildungsexperte Linus Riedmann.
AK Bildungsexperte Linus Riedmann © AK

Große Mehrheit für flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen und gerechtere Schulfinanzierung

70 Prozent der Eltern in Vorarlberg wünschen sich laut IFES-Erhebung ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen in Vorarlberg. „Dabei geht es nicht nur um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eine gute Ganztagsschule kann auch zur Chancengerechtigkeit in unserem Bildungssystem beitragen“, erinnert AK Bildungsexperte Linus Riedmann. Noch mehr Zustimmung als eine Ganztagsschule erhielt nur die AK Idee einer bedarfsorientierten Schulfinanzierung. Mit dem Chancenbonus wird nun zumindest diese Forderung im Bund endlich umgesetzt. 

Grafik zu den Wünschen von Eltern bezüglich des Schulsystems: Mehr Resourcen für „Brennpunktschulen“ wünschen sich 77 Prozent der Befragten, ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen wünschen sich 70 Prozent der Befragten. 55 Prozent wünschen sich eine gemeinsame Schule für 10- bis 14-Jährige. Quelle: IFES, AK Nachhilfemonitoring


Die AK Vorarlberg fordert zur Schülerbetreuung in den Ferien und nachmittags:

  • einen Plan des Landes zur schrittweisen Ausweitung des Versorgungsauftrags für Volksschulkinder, auch in den Schulferien und an schulfreien Werktagen mit begleitenden Maßnahmen zur Sicherung der Bildungs- und Betreuungsqualität sowie guter Arbeitsbedingungen;
  • eine landesweite Harmonisierung und deutliche Senkung der Ferienbetreuungskosten;
  • einen weiteren bedarfsgerechten Ausbau von kostengünstigen und hochwertigen Nachmittagsbetreuungsangeboten;
  • einen Ausbau an Angeboten zur verschränkten Ganztagsschule.

Alle AK Forderungen zum Thema Bildung und Qualifizierung.

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