
Heiße Preise, eiskalter Betrug: Wie Herr R. beim Pelletskauf fast draufzahlte
AK Vorarlberg warnt vor betrügerischen Online-Shops am Beginn der Heizsaison
Die Pelletspreise sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Viele Konsument:innen, die damit heizen, suchen deshalb online nach günstigen Angeboten. Doch es lauert Gefahr: Immer wieder locken Fake-Shops mit unrealistischen Preisen und täuschend echten Websites. Ein aktueller Fall aus dem AK Konsumentenschutz zeigt, wie schnell man in die Falle tappen kann – und wie wichtig es ist, schnell zu reagieren.
Da sich die Vorräte dem Ende zuneigen, will Herr R. vor dem Winter Pellets nachbestellen. Im Internet stößt er auf ein vermeintlich seriöses Angebot: Fünf Tonnen lose Pellets für unter 1000 Euro – weniger als die Hälfte des marktüblichen Preises. Ein guter Deal. Er gibt die Bestellung auf und wählt zunächst PayPal als Zahlungsmethode. Kurz darauf erhält er eine E-Mail mit der Aufforderung, stattdessen per Expressüberweisung an eine Privatperson zu zahlen – in Aussicht gestellt wird ihm dafür ein angeblicher Sonderrabatt. Herr R. wird misstrauisch und wendet sich an die Arbeiterkammer.
Kein Vertrag, keine Verpflichtung
Herr R. ist besorgt und fragt beim AK Konsumentenschutz nach, wie er die Bestellung „stornieren“ kann. Dr. Franz Valandro weiß zu beruhigen: „Ein wirksamer Vertrag kommt nur zustande, wenn beide Seiten ernsthafte und rechtlich zulässige Willenserklärungen abgeben. Bei Fake-Shops fehlt es an der Absicht, die Ware tatsächlich zu liefern – das ist arglistige Täuschung, somit gibt es nichts zu stornieren und auch nichts zu bezahlen.“ Der Konsumentenschützer erklärt, welche typischen Warnzeichen in der E-Mail, die Herr R. bekommen hat, auf den Betrugsversuch hinweisen:
- Zahlungsempfänger war eine Privatperson statt der angeblich beauftragten Firma
- Wechsel der Zahlungsmethode von PayPal (mit Käuferschutz) zu Banküberweisung
- Dringlichkeit durch Zahlungsfrist von 72 Stunden und Hinweis auf „Echtzeit-Überweisung“
- Ungewöhnliche E-Mail-Adresse und Domainwechsel
- Verlosung eines Volvo EX30 als zusätzliches Lockmittel
- Keine offizielle Rechnung, sondern nur ein „Rechnungsauszug“
- Unbekannter Name als Geschäftsführer („Henry Holz“) und nicht nachvollziehbare Handelsregisternummer
Marktpreise ermitteln und vergleichen
Ein entscheidender Hinweis auf unseriöse Angebote ist laut Valandro der Preis selbst: „Wer die aktuellen Marktpreise kennt, kann unrealistische Lockangebote besser einschätzen.“ Ein Blick auf eine seriöse Preisvergleichsseite zeigt, dass der durchschnittliche Preis für fünf Tonnen lose Pellets derzeit bei rund 1800 Euro liegt – also fast doppelt so hoch wie das Angebot, das Herrn R. unterbreitet wurde. „Solche Preisabweichungen sind ein klares Warnsignal“, hält Valandro fest. „Konsument:innen sollten bei auffällig günstigen Angeboten grundsätzlich skeptisch sein und im Zweifel sich vor dem Kauf auf der Watchlist Internet informieren, ob es sich bei einer Website um einen Fake-Shop handelt.“
Digital Services Act soll schützen
Der Fall von Herrn R. zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur individuell wachsam zu sein, sondern auch strukturell gegen betrügerische Online-Angebote vorzugehen. Mit dem Digital Services Act (DSA) will die EU die großen Plattformen stärker in die Pflicht nehmen: Google, Meta und Co. müssen gewerbliche Anbieter besser überprüfen und verdächtige Inhalte schneller entfernen. AK Präsident Bernhard Heinzle sieht darin einen Schritt in die richtige Richtung: „Der Digital Services Act bringt einen neuen Schutz vor unseriösen Anbietern im Netz. Ob die Verordnung tatsächlich zu weniger Betrugsfällen führt, wird sich zeigen – aber es ist ein wichtiger Schritt.“
Was Konsument:innen tun können
- Keine Zahlung leisten – insbesondere keine Echtzeit-Überweisung
- Verdächtige unbekannte Fälle der Watchlist Internet melden
- Bei bereits erfolgter Zahlung umgehend die Bank kontaktieren und Rückholung versuchen
- E-Mails als Phishing markieren und Absender blockieren
Die Arbeiterkammer rät, im Zweifel sofort mit dem AK Konsumentenschutz Kontakt aufzunehmen. So lassen sich finanzielle Schäden vermeiden – wie im Fall von Herrn R.
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