Ein Mädchen lehnt mit der Stirn an einer Schultafel.
Schon Volksschulkinder nehmen Nachhilfe. © detailblick-foto, Adobe Stock
4.6.2024

AK Nachhilfebarometer: Nachhilfenutzung in nur einem Jahr von 30 auf 49 Prozent gestiegen

Immer mehr Kinder in Österreich brauchen Nachhilfe, um in der Schule mitzukommen oder gar schlechte Noten auszugleichen. Sowohl für die Betroffenen, als auch für die Eltern ist das eine große Belastung. Mehr als jede:r fünfte Schüler: in nimmt kostenpflichtige Nachhilfe in Anspruch – so viele wie noch nie. Die AK Vorarlberg fordert mehr Geld für die Schulentwicklung und bietet kostenlose Lernhilfe an.

49 Prozent der Kinder haben laut den jüngsten Ergebnissen des AK Nachhilfebarometers im laufenden Schuljahr bezahlte oder unbezahlte Nachhilfe erhalten. Im vergangenen Schuljahr waren es mit 30 Prozent noch bedeutend weniger. Das geht aus dem aktuellen AK Nachhilfebarometer hervor, für den das Foresight Institute bundesweit über 1.100 Eltern zum Thema Nachhilfe befragt hat.

Mit 22 Prozent ist der Anteil jener Schüler:innen, deren Eltern privat für die Nachhilfe aufkommen müssen, so hoch wie noch nie. Von jenen Kindern, die bezahlte Nachhilfe in Anspruch nahmen, benötigten mit Abstand die meisten Unterstützungen in Mathematik (73 Prozent), gefolgt von Nachhilfe in Fremdsprachen und Deutsch mit 35 Prozent bzw. 34 Prozent. Zudem nimmt bereits in der Volksschule mehr als jedes dritte Kind in Österreich im laufenden Schuljahr Nachhilfe.

Immer öfter geben Eltern an, dass ihre Kinder Nachhilfe brauchen, um eine negative Note oder eine Nachprüfung zu verhindern. Das sagten 38 Prozent der Befragten. Das Ausgleichen oder Verhindern einer Nachprüfung ist damit Hauptgrund für das in Anspruch nehmen von bezahlter Nachhilfe. 

Unterricht bietet zu wenig Raum für Übung

Dass die Übung im Unterricht vielfach zu kurz kommt, macht die Befragung deutlich: 71 Prozent der Eltern geben an, dass Ihre Kinder nicht in allen Fächer ausreichend die Möglichkeit erhalten, die Vermittelten Inhalte auch zu üben. Ein gutes Drittel der befragten Eltern gibt an, dass es sogar die Ausnahme ist, wenn ihre Kinder in einem Fach genügend Gelegenheit bekommen, den Lernstoff durch Übung zu verinnerlichen. 

„Es kann nicht sein, dass Schüler:innen fürs Lernen erst nach Hause fahren müssen! Unsere Schulen müssen endlich von Orten des Lehrens zu Orten des Lernens werden“, hält AK Präsident Bernhard Heinzle fest. „Wenn wir wollen, dass sich unsere Schulen nachhaltig verbessern, müssen wir den Schulen auch mehr Geld für die Schulentwicklung zur Verfügung stellen. Mit dem AK-Chancen-Index hat die Arbeiterkammer schon lange ein Modell für eine bedarfsgerechte und sozial gerechte Schulfinanzierung vorgelegt, die genau das möglich machen könnte.“ Auch das Modell der Gemeinsamen Schule, das die AK schon lange fordert, würde helfen: „Das würde viel Druck, Stress und im Fall der Nachhilfe auch Geld der Eltern sparen“, ist Heinzle überzeugt. 

Eltern helfen so gut sie können

74 Prozent der befragten Eltern unterstützen ihre Kinder mindestens einmal wöchentlich bei den Hausaufgaben, 30 Prozent sogar täglich. Dabei fehlt einem Viertel der Befragten Eltern eigentlich die Zeit dafür: Sie geben an, dass es „ziemlich“ oder „sehr schwer“ sei, genügend Zeit zu finden, um die Kinder beim Lernen zu unterstützen. Und auch inhaltlich haben viele Eltern Schwierigkeiten, zu helfen: Das gab mehr als ein Viertel der Befragten ohne größere Geldsorgen an. Bei Familien, die von Geldsorgen betroffen sind, gaben 37 Prozent solche Schwierigkeiten an.

„Der Bedarf an Fachkräften ist in Vorarlberg weiterhin enorm hoch“, mahnt AK Präsident Bernhard Heinzle. „Wenn Eltern von der Arbeit heimkommen, sollen sie sich Zeit für die Familien nehmen können, statt den Assistenzlehrer spielen zu müssen. Als AK fordern wir deswegen schon lange den Ausbau von ganztägigen Betreuungs- und Bildungsangeboten. Besser, die Kinder bleiben etwas länger und kommen dafür ohne Schultasche nach Hause, das würde die Eltern genauso entlasten wie die vollgepackten Kinderrücken.“ 

Nachhilfekosten belasten viele Eltern

Nachhilfe kostete nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch viel Geld. Im Schuljahr 2023/24 gaben Familien insgesamt 168 Millionen Euro für private Nachhilfe aus, womit die Gesamtausgaben um
46 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr angestiegen sind. Rund 750 Euro werden durchschnittlich pro Kind für die bezahlte Nachhilfe ausgegeben. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Kosten um rund 30 Euro leicht gestiegen. 60 Prozent jener Eltern, die für Nachhilfe bezahlen müssen, fühlen sich durch die Kosten „sehr stark“ bzw. „spürbar“ belastet. 45 Prozent dieser Gruppe musste aufgrund der Nachhilfekosten im Haushalt sogar zurückstecken und auf andere Ausgaben verzichten.

25 Prozent der Eltern, deren Kind keine bezahlte Nachhilfe in Anspruch nimmt, hätten ihrem Kind gerne eine kostenpflichtige Nachhilfe ermöglicht. Die hohen Kosten sind für über 60 Prozent dieser Eltern der mit Abstand wichtigste Grund, weswegen keine bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen wurde.

„Jede:r Schüler:in hat ein Recht auf die beste Bildung unabhängig von den Eltern“, betont Heinzle. „Es darf nicht sein, dass hier Kinder und junge Erwachsene noch immer auf der Strecke bleiben, weil das Geld im Elternhaus manchmal knapp ist. Als Arbeiterkammer bieten wir deswegen auch in den kommenden Sommerferien wieder eine kostenlose Lernhilfe in Deutsch, Englisch und Mathematik für alle Schüler:innen der Mittelschule und AHS-Unterstufe an.“

Anmeldungen für die Lernhilfe der AK sind noch immer über die Homepage möglich.


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