20.5.2016

Hartes Ringen mit der Holding um Sozialplan

HARTE BANDAGEN. Mitte April kündigte die F. M. Hämmerle Holding an, dass sie die Spinnerei Feldkirch schließen müsse. Seither verhandeln Arbeiterkammer, Gewerkschaft, Betriebsrat und Unternehmensleitung über einen Sozialplan für die 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Job verlieren. Parallel dazu versucht die Holding, die Spinnerei zu verkaufen. Noch sind offenbar drei Interessenten im Rennen, ein vierter ist abgesprungen.

„Sozial sieht anders aus“

Vergangenen Donnerstag legte Petra Kreuzer, Vorständin der F. M. Hämmerle Holding, den Entwurf für eine Betriebsvereinbarung über den Sozialplan vor. Seitens der AK nahmen Christian Maier (Arbeitsrecht) und Franz Beck (Sozialrecht) an der Verhandlung teil. Maier beurteilt den Entwurf kurz und bündig: „Sozial sieht anders aus.“
Tatsächlich liegen die Vorstellungen von Holding und Arbeitnehmervertretrern meilenweit auseinander. Betriebsratsobmann Bruno Nicolussi, Marcel Gilly  (GPA djp) und Stefan Bachmann (Pro-Ge) nannten das Angebot „nicht akzeptabel“. Egal, ob es um Alleinstehende geht, um Kinderzuschläge oder um Menschen, die einem besonderen Kündigungsschutz unterliegen – an jedem Punkt erweist sich das vierseitige Papier der Holding als deutlich unzureichend.

„Wir sind jetzt an einem äußerst schwierigen Punkt angelangt“, sagt Gilly. Nicolussi stellte die Ideen der Holding noch am Freitag seiner Belegschaft in einer Betriebsversammlung vor und holte sich das Mandat, weiterzuverhandeln. Durchaus mit Hoffnung – Bachmann erinnert daran, dass es zuletzt nach mehreren Betriebsschließungen in Vorarlberg gelungen ist, aus ähnlich verfahrenen Positionen heraus gute Sozialpläne zu entwickeln.

Spinnerei Feldkirch

Über 100 Jahre Bestand
Die Garnspinnerei in Feldkirch-Gisingen besteht seit 1894. Sie ist Teil des einstigen Textilriesen F.M. Hämmerle, der in seiner Blütezeit bis zu 2200 Mitarbeiter beschäftigte. Sein Niedergang begann Ende der 1980er-Jahre. Im Jahr 2000 wurde der Textilbereich bis auf die Spinnerei Feldkirch verkauft.
Jüngste Vergangenheit
Die Spinnerei stellte auf 36.000 Spindeln jährlich 1100 Tonnen Garn für Bekleidung und den technischen Bereich her und erwirtschaftete laut Vorstand Petra Kreuzer zuletzt einen Jahresumsatz von 10 Millionen Euro.