
AK Standort-Rating 2025: Wohlstand durch Gleichstellung
Österreich erleidet laut Wifo und Finanzministerium das dritte Rezessionsjahr in Folge – so lange wie seit 1945 nicht mehr. Gleichzeitig geraten die Budgets von Bund, Ländern und Gemeinden zunehmend unter Druck. Das aktuelle Standort-Rating der AK Vorarlberg zeigt: Wer Gleichstellung stärkt, fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und schafft damit Wohlstand.
„In einer wirtschaftlich angespannten Situation darf sich der Blick auf den Standort nicht einseitig auf die Interessen der Unternehmen verengen“, hält AK Präsident Bernhard Heinzle fest. Was es jetzt braucht, sind Weitsicht und soziale Gerechtigkeit: „Gleichstellung ist kein Luxus für gute Zeiten, sie ist eine Notwendigkeit! Wer in Gleichstellung investiert und mehr Frauen ermöglicht, voll am Erwerbsleben teilzunehmen, entfaltet damit mehr wirtschaftliche Potenziale.“

Größte Ungleichheit trotz höchster Produktivität
Vorarlberg ist wirtschaftlich stark, aber sozial unausgeglichen. Bei folgenden Punkten zeigt die Realität im Land deutliche Schieflagen:
- Höchste Produktivität, geringste Beteiligung: Vorarlberger Arbeitnehmer:innen leisten österreichweit die höchste Stundenproduktivität, profitieren aber am wenigsten davon.
- Überdurchschnittliche Arbeitsbereitschaft: Die Bereitschaft zu arbeiten ist in Vorarlberg im Bundesländervergleich besonders hoch.
- Größte Einkommenskluft: Die Unterschiede zwischen Top- und Geringverdiener:innen sind in Vorarlberg besonders hoch – selbst bei Vollzeitbeschäftigung.
- Schlusslicht beim Gender Pay Gap: Frauen verdienen in Vorarlberg durchschnittlich über 35 Prozent weniger als Männer.
- Hohes Armutsrisiko für Frauen: Frauen sind häufiger armutsgefährdet – besonders im Alter und als Alleinerziehende.
- Hohe Frauenteilzeitquote: Der Anteil von Frauen in Teilzeit zählt zu den höchsten in ganz Österreich.

AK Ökonom Dominic Götz: „Betrachtet man die gesamte Arbeitsleistung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, arbeiten Frauen mehr als Männer, sind aber ärmer. Investitionen in Elementarpädagogik und Pflege fördern Gleichstellung als Ziel gesellschaftlichen Fortschritts und sind damit Investitionen in zukünftigen Wohlstand.“

Gleichstellung messen und handeln
Die Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria zeigt, dass Frauen mehr arbeiten als Männer – wenn man Erwerbs- und unbezahlte Arbeit zusammennimmt. Doch diese unbezahlte Arbeit bleibt vielfach unsichtbar. Gleichzeitig steigen Frauen seltener in Vollzeit ein, sind öfter in Niedriglohnbeschäftigung tätig und haben (anders als im Bundesdurchschnitt) geringere Bildungsabschlüsse. Dabei liegt ein enormes Erwerbspotential verborgen.
Viele Gründe sind Folgen politischer Versäumnisse:
- Unzureichendes elementarpädagogisches Angebot, v. a. für Kinder unter drei Jahren
- Unzureichendes Angebot im Pflegebereich – Frauen pflegen Angehörige privat
- Schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- Geringe Väterbeteiligung, veraltete Rollenbilder
- Unzureichende Investitionen in Weiterbildung für Frauen

Arbeiterkammer fordert Politik zum Handeln auf: Gleichstellung priorisieren!
Die AK Vorarlberg fordert von der Politik konkrete Schritte, um Gleichstellung zu fördern – und damit den Wohlstand und den Arbeitsmarkt im Land zu stärken:
- Gleichstellungsbericht neu beleben: Das Land Vorarlberg soll wieder regelmäßig einen datengestützten und handlungsleitenden Gleichstellungsbericht vorlegen – denn wer Gleichstellung ernst nimmt, muss sie auch messen.
- Frühe Bildung stärken: Die Elementarpädagogik muss weiter ausgebaut werden – ab dem ersten Lebensjahr, ganztägig und ganzjährig in hoher Qualität.
- Elternkarenz reformieren: Eine moderne Elternkarenz stärkt gleichberechtigte Rollenbilder und ermöglicht faire Aufteilung von Betreuungsarbeit.
- Bildungsoffensive starten: Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen brauchen gezielte Qualifizierungsangebote für bessere Chancen am Arbeitsmarkt.
- Lohntransparenz durchsetzen: Gleiche Arbeit muss endlich gleich bezahlt werden – mehr Gehaltstransparenz ist ein entscheidender Hebel gegen den Gender Pay Gap.
- Steuern fair verteilen: Arbeit darf nicht stärker besteuert werden als Vermögen – eine gerechte Steuerpolitik ist zentral für sozialen Zusammenhalt.
- Leistbares Wohnen fördern: Besonders im gemeinnützigen Mietbereich muss dringend mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.

AK Präsident Heinzle betont die Bedeutung des gerechten Sparens und klugen Investierens in wirtschaftlich schwierigen Zeiten: „Gerade jetzt muss die Politik besonders achtsam sein, wo sie den Rotstift ansetzt. Echte Zukunftsfähigkeit bedeutet, in soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung zu investieren – das ist keine Kostenstelle, sondern ein Gewinn für uns alle.“
Heinzle kritisiert auch die vom Land Vorarlberg angekündigten Einsparungen im Sozialbereich: „Eine gerechte Gesellschaft spart nicht bei den Schwächsten, sondern verteilt Belastungen auf breite Schultern. Es kann nicht sein, dass wir als Gesellschaft jene, die schon jetzt am Limit arbeiten, weiter beschneiden, während Unternehmen mit starker Lobby Entlastungen bekommen.“
Hier die Unterlagen zur Pressekonferenz herunterladenFazit: Gleichstellung sichert die Zukunft für Vorarlberg
Das AK Standort-Rating 2025 zeigt: In der Gleichstellung liegt für Vorarlberg enormes Potenzial, das derzeit ungenutzt bleibt. Wer in Gleichstellung investiert, investiert in gesellschaftlichen Fortschritt, wirtschaftliches Wachstum, soziale Gerechtigkeit und nachhaltigen Wohlstand.
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