AK Personalbefragung zeigt: Elementare Bildung braucht bessere Rahmenbedingungen!
Die AK Vorarlberg hat das elementare Bildungspersonal im Land zu ihrem Arbeitsumfeld befragt. Die Antworten zeigen: Viele wünschen sich dringend Verbesserungen – denn oft ist eine angemessene Förderung und Betreuung der Kinder aktuell nicht möglich.
Die AK Vorarlberg hat Ende 2024 Pädagog:innen und Betreuer:innen in Kindergärten und Kleinkindeinrichtungen zur Situation der elementaren Bildung im Land befragt. „Als AK ist es uns schon lange ein Anliegen, dass elementare Bildung ernst genommen und entsprechend gefördert wird. Sie ist das Fundament unseres Bildungssystems und trägt maßgeblich zur Chancengerechtigkeit bei“, hält AK Präsident Bernhard Heinzle fest.
Der Rücklauf der Personalbefragung war sensationell: In die Auswertung sind mehr als 1.300 Rückmeldungen eingeflossen. Das entspricht einem Drittel des gesamten Betreuungspersonals in Vorarlberg. „Das zeigt, wie wichtig der Belegschaft ihr Job ist. Die hohe Beteiligung ist aber auch ein Hinweis darauf, dass derzeit nicht alles rund läuft“, gibt AK Präsident Bernhard Heinzle zu bedenken.
Alle Ergebnisse der AK Personalbefragung zum DownloadGute Zeugnisse für Qualität der Aus- und Weiterbildungen, aber nicht für Ausstattung
Die Aus- und Weiterbildungen wurden nach dem gängigen Schulnotensystem mit einem „Gut“ bewertet: Die Qualität der Ausbildungen wurde im Schnitt mit 2,0 bewertet, die gängigen Weiterbildungen mit 1,7.
Schlechter sieht es bei der Ausstattung der Einrichtungen aus: In mehr als jeder zweiten Einrichtung gibt es keinen oder nur einen mangelhaften Sozial- oder Pausenraum für die Beschäftigten. 38 Prozent der Befragten gaben an, dass in ihren Einrichtungen Räume für Gruppenaktivitäten wie Sport oder Essen fehlen oder mangelhaft sind. In jeder dritten Einrichtung gibt es keine oder nur mangelhaft ausgestattete Arbeitsplätze für das Personal.
Durchwachsenes Zeugnis bei der Förderung der Kinder
Die aktuellen Umfrageergebnisse werfen ein alarmierendes Licht auf die Situation: Fast drei von vier Betreuer:innen gaben an, nur teilweise oder sogar noch weniger auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Mehr als jede:r Zweite gab an, den Bildungsauftrag nicht oder nur teilweise erfüllen zu können. Jede:r Dritte sagt das Gleiche über die Aufsichtspflicht.
„Die beste Bildung im vermeintlich chancenreichsten Lebensraum sieht bestimmt anders aus“, stellt AK Präsident Heinzle klar. „Wir müssen dafür sorgen, dass Pädagog:innen mit dem ausgestattet werden, was sie brauchen, um ihre Arbeit gut zu erledigen. Wie können wir eine hochwertige elementare Bildung erwarten, wenn es an Zeit, Platz und Ausstattung fehlt?
Überlastung der Betreuer:innen
Die Betreuungspersonen wünschen sich kleinere Gruppen und einen besseren Betreuungsschlüssel sowie mehr qualifiziertes Personal, mehr Vor- und Nachbereitungszeit, Entlastung bei administrativen Aufgaben und genügend Ausstattung sowie Ressourcen.
Rund 70 Prozent der Teilnehmenden fühlen sich teilweise belastet oder sind immer wieder erschöpft bei der Arbeit. 45 Prozent gaben an, zumindest teilweise überfordert zu sein. Mehr als jede:r Dritte fühlt sich durch den Beruf wenig wertgeschätzt. Die Folge: Fast 70 Prozent denken regelmäßig an einen Jobwechsel.
„Die Frage, um wie viele Kinder sich eine Fachkraft kümmern muss und wie groß die Gruppe ist, ist mit Sicherheit entscheidend für die Qualität der Bildung und das Wohlbefinden der Kinder“, gibt AK Bildungsreferent Linus Riedmann zu bedenken. „Die Wünsche des Personals sind dabei nicht realitätsfern, sondern werden von der aktuellen Forschungsliteratur gestützt. Allerdings fehlt das Personal, um die Gruppen zu verkleinern. Langfristig muss die Verbesserung des Personalschlüssels Priorität haben, kurzfristig sollte der Fokus darauf liegen, das vorhandene Personal bestmöglich zu unterstützen und zu entlasten.“
Das fordert die AK Vorarlberg
Die Landesregierung muss neben dem Ausbau einen stärkeren Fokus auf die Qualität und Rahmenbedingungen in den Einrichtungen legen. Dazu braucht es noch mehr Anstrengungen, um Personal zu gewinnen, einen klaren Fokus auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um Personal zu halten und eine Qualitätsoffensive im Sinne der Bildung.
Konkrete Maßnahmen:
- Fokus auf Arbeitsbedingungen
- Entlastung des Betreuungspersonals durch zusätzliches administratives und hauswirtschaftliches Personal
- Infrastruktur und Ausstattung für effizientes Arbeiten
- Keine Zurückhaltung bei Gehältern im elementaren Bildungsbereich
- Qualitätsoffensive „Bildung statt nur Betreuung“
- Klares Berufsbild und verbindliche Standards für Assistenzkräfte
- Mehr Vor- und Nachbearbeitungszeit für Pädagog:innen
- Langfristiger Masterplan zur Verbesserung der Gruppengrößen und des Betreuungsschlüssels
- Garantierte höhere Entlohnung bei höherer Qualifikation
- Ausbildungsoffensive noch stärker forcieren
- Fördermodelle prüfen
- Ausbildung weiter attraktivieren sowie Plätze und Angebot weiter ausbauen
Kommentare der Umfrageteilnehmer:innen
„Es braucht mehr Vorbereitungszeit, die nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch genutzt werden kann. Weniger Statistikarbeit und mehr Zeit für sinnvolle Beobachtung. Mehr Fachpersonal, das sich die Arbeit aufteilen kann, sodass nicht alles an eine:r Pädagog:in hängen bleibt. Und Einschränkungen und klare Regeln für Eltern: Wann melde und frage ich was, statt ständiger digitaler Dialoge – zwischenmenschlicher Austausch sollte wieder möglich sein.“
„In bin Pädagogin, keine Sekretärin!“
„Bildung statt Betreuung!“
„Um die Qualität in der Elementarbildung zu verbessern, muss die Attraktivität des Berufs erhöht werden: Faire Entlohnung, mehr Stunden für Vor- und Nachbereitung sowie Teamstunden für Besprechungen, kleinere Gruppen und höhere Betreuungsschlüssel.“
„Ich denke mittlerweile täglich über einen Berufswechsel nach, weil ich meine Arbeit mit den Kindern gut machen möchte und so, dass ich dahinterstehen kann. Bei den aktuellen Rahmenbedingungen kann ich das aber nicht!“
„Es nervt mich, dass von den Verantwortlichen in den Medien immer nur zu lesen ist: ,Alles bestens, nur ein paar Personalprobleme.’ Warum hört man uns nicht zu?“
„Ich brenne für diesen Beruf. Aber die Rahmenbedingungen und das neue Gesetz machen die Ausübung unmöglich. Das Arbeitsverhältnis hat sich gravierend verschlechtert und niemand setzt sich für die Kinder ein. Sie sind die Schwächsten und werden vom System nicht gehört.“
Die Pressekonferenz wird auch via Live-Stream übertragen
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