Vorarlberger Frauen bekommen nur etwa die Hälfte der Pension von Männern.
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03.08.2023

Altersarmut und Abhängigkeit: Vorarlberg bei Equal Pension Day weiter trauriges Schlusslicht

AK Präsident Heinzle: „Es braucht dringend effektive Maßnahmen im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Lohntransparenz!“

Am Equal Pension Day haben Männer bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen im ganzen Jahr bekommen. Österreichweit fällt dieser Tag heuer auf den 4. August, in Vorarlberg wurde dieses Ungleichgewicht sogar bereits am 11. Juli erreicht, über drei Wochen früher als im Bundesdurchschnitt und ganze zwei Monate vor Wien. In keinem anderen Bundesland ist die Pensionsschere zwischen Männern und Frauen so eklatant wie in Vorarlberg. Die Folge: Altersarmut und Abhängigkeit vom Partner. „Das ist schlichtweg nicht hinnehmbar“, sagt AK Präsident Bernhard Heinzle. „Wir brauchen uns aber auch nicht wundern, wenn Vorarlberg als Bundesland mit dem höchsten Gender Pay Gap auch den höchsten Gender Pension Gap hat.“

Im Bundesländervergleich bildet Vorarlberg mit seinem Equal Pension Day das traurige Schlusslicht. Und das bereits seit Einführung der Messzahl im Jahr 2015. Dabei gab es in diesem Zeitraum österreichweit bereits Verbesserungen: So verschob sich der Equal Pension Day für ganz Österreich von 2015 bis heute um neun Tage nach hinten, jener für Wien sogar um mehr als drei Wochen. Vorarlberg hat hingegen jedoch nur acht Tage gutgemacht. Aber nicht nur im Ranking steht Vorarlberg an letzter Stelle, sondern auch bei den absoluten Zahlen: 2.129 Euro Bruttopension pro Monat sind es in Vorarlberg im Schnitt für Männer – bei den Frauen nur 1.123 Euro. Im Österreich-Durschnitt sind es 2.162 Euro für Männer und 1.285 Euro für Frauen. In Vorarlberg bekommen Frauen somit 47,25 Prozent weniger Pension als Männer, während es österreichweit „nur“ 40,55 Prozent weniger sind. Die Folgen gehen über das „Weniger“ im Portemonnaie hinaus: Frauen sind häufiger von Altersarmut bedroht, zudem sind sie oft finanziell von ihren Männern abhängig.

Neben ungleicher Bezahlung für gleichwertige Arbeit und Ungleichbehandlung von Frauen am Arbeitsplatz ist eine der Hauptursachen für den immensen Pensionsunterschied, dass noch immer deutlich mehr Frauen als Männer unbezahlte Familien- und Care-Arbeit leisten. Im Schnitt sind das aktuell 32 Stunden pro Woche. Eine Vollzeitbeschäftigung geht sich daneben nicht aus und so arbeiten viele erwerbstätige Frauen in Teilzeit – in Vorarlberg aktuell 53 Prozent von ihnen. Sie erhalten in der Folge nur einen Bruchteil der Pension der viel öfter Vollzeit-beschäftigten Männer. Dabei würde laut einer aktuellen Umfrage von Statistik Austria fast jede zehnte Teilzeit-beschäftigte Frau gern mehr arbeiten. Gleichzeitig gibt die Hälfte von ihnen Kinderbetreuungs- oder Pflegeaufgaben sowie familiäre Gründe als Ursachen für die Teilzeitbeschäftigung an.

„Damit mehr Frauen einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen und somit dem Risiko von Altersarmut entgehen können, braucht es dringend effektive Maßnahmen im Bereich der Vereinbarkeit“, fordert AK Präsident Heinzle. „Darunter fallen etwa mehr vollzeittaugliche Plätze in der Kinderbetreuung sowie ein Rechtsanspruch auf einen kostenlosen Platz in einer elementarpädagogischen Einrichtung, unabhängig vom Wohnort und der Erwerbstätigkeit der Eltern.“ Aktuell sind nur 49,4 Prozent der betreuten Kinder in einer Einrichtung, die es den Eltern erlaubt, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. „Dieser Anteil muss massiv erhöht werden“, stellt Heinzle klar. Auf der anderen Seite müsse aber auch die Care-Arbeit, welche viele Frauen jetzt schon leisten, gesellschaftlich stärker wertgeschätzt werden, unterstreicht der AK Präsident. Zusätzlich braucht es Verbesserungen bei der Väterbeteiligung und dem Pensionssplitting sowie die konsequente Umsetzung der Lohntransparenzrichtlinie. 

Das Wissen um ¬– sowie die Sensibilisierung zur – finanziellen Absicherung von Frauen ist ein weiterer wichtiger Hebel bei der Prävention von Altersarmut. Die Expert:innen der Abteilung „Familie und Beruf“ der Arbeiterkammer Vorarlberg halten hierzu regelmäßig Vorträge und stehen auch für persönliche Beratung zum Thema zur Verfügung. 

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