2.5.2014

Risiko SIM-Karte: So zockten Gauner jungen Vorarlberger um 17.000 Euro ab

Wie ist es möglich in drei Stunden 200 Stunden zu „vertelefonieren“? Diese Frage beschäftigt seit dem Fall eines Vorarlberger Studenten, dem das Handy gestohlen wurde und dann eine Rechnung über 17.000 Euro präsentiert bekam, das ganze Land. 

Mag. Paul Rusching, Konsumentenschützer der AK Vorarlberg, weiß um die technischen Hintergründe, wie den Handydieben dieses „Kunststück“ auf Kosten des jungen Vorarlberger gelang. Verblüffend: Trotz Horrorrechnung haben tatsächliche Telefonate nicht einmal stattgefunden! Bei seinen Recherchen stieß Rusching außerdem auf weitere erstaunliche Details. Doch der Reihe nach … 

200 gleichzeitige Verbindungen

„SIM-Fraud“, zu Deutsch Betrug mit einer SIM-Karte, entwickelt sich zu einer neuen konkreten Bedrohung aller Handybenutzer. Am Anfang steht ein Handydiebstahl. Das Handy selbst ist für die Gauner zweitrangig. Sie brauchen die SIM-Karte für eine sogenannte SIM-Box. „Das ist ein kleines Gerät, in das mehrere SIM-Karten gesteckt werden können, um damit massenhaft Gespräche aufzubauen“, erklärt der AK-Konsumentenschützer, „und was kaum einer weiß: Mit einer einzigen SIM-Karte lassen sich bis zu 200 parallele Verbindungen aufbauen.“ 

Groß angelegter Betrug

Das erklärt, wie der riesige Verbrauch an Gesprächseinheiten in kürzester Zeit entsteht. Nun kommt die Verrechnung an den – nichtsahnenden – Telefonkunden ins Spiel. Schematisch dargestellt, klinkt sich die SIM-Box zwischen zwei Telefonbetreiber ein. Rusching: „So werden Verbindungen zu kostenpflichtigen Servicenummern – vor allem außerhalb der EU – hergestellt.  

Die Betreiber dieser Mehrwertnummern erhalten dafür vom Telefonnetzbetreiber im Ausgangsland pro Minute eine Gebühr.“ Es ist naheliegend, dass Betreiber der Servicenummern und Handy-Diebe Hand in Hand arbeiten, dass die „Servicenummerndienste“ eigens für den Zweck gegründet wurden, damit Geld einzusammeln. Die Standorte solcher betrügerischen Dienste konzentrieren sich auf einige bestimmte Länder – meist fernab von einer europäischen Strafverfolgung. Als „Hot spots“ für Handydiebstahl gelten zur Zeit Barcelona und Mallorca. 

Zusatzkosten Roaming

Wo auch immer: Die Kosten für diese „Gespräche“ landen auf der Handyrechnung des Besitzers der gestohlenen SIM-Karte. Weil, wie auch im Fall des Studenten aus Vorarlberg, die SIM-Box von Spanien aus aktiv war, fallen für das Opfer zusätzlich noch hohe Roaminggebühren an. 

50 Fälle in halbem Jahr

„Fakt ist, dass genau dieses Betrugsszenario den Netzbetreibern bestens bekannt ist. Laut der Pressesprecherin von A1 wurden allein bei diesem Netzbetreiber in den letzten sechs Monaten 50 Fälle mit exorbitanten Kosten verzeichnet“, berichtet Paul Rusching. „Und A1 bestätigt auch: Für die Konsumenten gibt es derzeit keinen Schutz.“

Für die Netzbetreiber hingegen schon. „Interessanterweise bietet A1 Telekom Austria nämlich für internationale Netzbetreiber seit Februar 2013 eine globale Lösung gegen diesen Betrug an und erhielt dafür sogar einen Innovationspreis“, fand AK-Konsumentenschützer Rusching heraus. Bei der Preisverleihung freute sich der Repräsentant von A1: „Für uns ist diese Auszeichnung gleichzeitig auch Motivation, uns noch mehr für die Interessen unserer Kunden und Partner einzusetzen und ihre Unternehmen durch noch klügere Innovationen zu schützen …“ 

Ausgerechnet A1

Fragt sich, ob nicht auch die Konsumenten, die einen Handyvertrag bei A1 haben, deren „Kunden und Partner“ sind. Denn ausgerechnet „Lösungsentwickler“ A1 ist jener Netzbetreiber, der dem jungen Vorarlberger über 17.000 Euro in Rechnung stellte, die Forderung mit Vehemenz betrieb, dann 20 Prozent Preisnachlass bot und erst unter dem Druck der medialen Aufmerksamkeit sich zu einer Kulanzlösung von 500 Euro bereitfand. 

Und das Ganze vor dem Hintergrund einer internen A1-Handlungsanweisung, die bei einem Vortrag ausgeplaudert wurde: „Zurückhalten von hohen Rechnungen an Carrier (in diesem Fall spanische Telefongesellschaft, Anmerkung).“ Anders gesagt: Wissend um den Betrug, schneidet auch A1 mit, wenn der Kunde zahlt.  

Der Fall zeigt auf drastische Weise, dass Konsumenten besser vor dem Betrug mit SIM-Karten geschützt werden müssen und stellt Forderungen.  


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