
Heinzle: „Länger arbeiten? Dann aber fair!“
AK Präsident Bernhard Heinzle betont: Ein höheres faktisches Pensionsantrittsalter braucht gute Begleitmaßnahmen und einen entgegenkommenden Arbeitsmarkt
Die Absicht der Bundesregierung mehr Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten, überrascht AK Präsident Bernhard Heinzle nicht. „Doch die Verantwortlichen liefern keine Ideen, wie das gelingen soll.“ Ein höheres faktisches Pensionsantrittsalter funktioniert nur, wenn der Arbeitsmarkt ältere Beschäftigten aufnimmt. „Und zwar nicht als notwendiges Übel“, betont Heinzle.
Ein höheres faktisches Pensionsantrittsalter funktioniert nur, wenn der Arbeitsmarkt ältere Beschäftigten aufnimmt. „Und zwar nicht als notwendiges Übel“, betont Heinzle.
Wenigstens lassen die Pensionsreformer fürs Erste das gesetzliche Pensionsalter unangetastet. Männer werden weiterhin mit 65 Jahren in die Regelpension gehen – es gibt keinen Anstieg auf 67 Jahre. Bei Frauen steigt das Pensionsantrittsalter langsam auf 65 Jahre an. Trotzdem will die Regierung bis 2031 fast drei Milliarden Euro im Pensionsbereich sparen – auch dadurch, dass die Menschen mehr oder weniger freiwillig länger arbeiten.
Korridorpension wird verschärft
Bisher konnten Arbeitnehmer mit 62 Jahren in Pension gehen, wenn sie 480 Versicherungsmonate hatten. Jeder Monat vor dem regulären Pensionsalter bedeutete Abschläge von 0,425 Prozent. Nun soll der Antritt auf 63 Jahre steigen, und die erforderlichen Versicherungsjahre auf 42. Wer früher aufhören will, muss länger arbeiten oder größere finanzielle Einbußen hinnehmen.
So viel zur Theorie. Wie sieht die Wirklichkeit aus? Laut Eurostat sind derzeit 48 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen zwischen 60 und 64 Jahren berufstätig. Viele schaffen es gar nicht bis zum gesetzlichen Pensionsantritt. Älteren Beschäftigten weht am Arbeitsmarkt ein kalter Wind entgegen. Sie werden häufiger gekündigt und seltener eingestellt. Das AMS bestätigt: Die Arbeitslosigkeit ist bei Arbeitnehmer:innen kurz vor dem Pensionsantritt am höchsten.
Auch die AK Vorarlberg kennt das Problem. „Jährlich gehen wir rund 600-mal vor Gericht, weil älteren Beschäftigten das Reha-Geld entzogen wurde“, sagt Franz Beck, Leiter des Teams der Sozialrechtsexpert:innen der AK Vorarlberg. „Bei vorübergehender Invalidität gewährt der Staat Rehabilitationsgeld und prüft jährlich, ob sich die Lage gebessert hat. “ Oft wird die Unterstützung ein, zwei Jahre vor dem Regelpensionsalter entzogen. Damit schickt der Gesetzgeber sie auf einen Arbeitsmarkt, der nichts mehr von ihnen wissen will. In Vorarlberg meldet das AMS für März 3077 Arbeitslose ab 50 Jahren. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10,6 Prozent.
„Wer den Pensionsantritt hinauszögern will, braucht eine Wirtschaft, die Ältere willkommen heißt“, betont Heinzle. Dazu gehört, die Diskriminierung Älterer am Arbeitsmarkt zu beenden und alternsgerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen. Das erfordert einen längst fälligen Wandel der Arbeitskultur. In den Sparplänen der Regierung steht dazu nichts.
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