Kinderbetreuung: Eltern endlich entlasten!
Corona-Krise verstärkt Probleme von berufstätigen Eltern und erschwert Ferienbetreuung: Auf Zugeständnisse zu mehr Familienfreundlichkeit müssen endlich Taten folgen.
„Wir sind Eltern, die arbeiten wollen. Doch was tun, wenn die Kosten für die Kinderbetreuung das eigene Gehalt übersteigen?“ So verzweifelt lautet der Aufruf von berufstätigen Eltern, insbesondere von Müttern, die bei der Kinderbetreuung vor großen Hürden stehen. Umfragen, Statistiken und Analysen zeigen: Die Kinderbetreuungsangebote stellen für die meisten Familien ein großes Hindernis dar. Zu wenige Betreuungsplätze, die den Lebenssituationen der Familien entsprechen, oft zu hohe Kosten (vor allem in den Ferien), starre Öffnungszeiten und viele Schließtage. Die Liste der Herausforderungen ist lang.
Es gibt schon in Normalzeiten zu wenige leistbare Betreuungsangebote für Kinder, noch schwieriger ist es im Sommer. Und AK-Umfragen der letzten Jahre haben immer wieder gezeigt: Ohne Großeltern ginge gar nichts. Doch durch die Corona-Krise fallen oft auch sie für die Betreuung aus. Vor kurzem ergab eine bundesweit durchgeführte Sora-Umfrage: Mehr als jede/r vierte Umfrageteilnehmer/in hat infolge der Corona-Krise nicht mehr genug Urlaubstage für die Kinderbetreuung im Sommer.
Rund die Hälfte der befragten Eltern hat für die Kinderbetreuung bereits Urlaub genommen, vor allem in Doppelverdiener-Haushalten und von Beschäftigten, die keine Möglichkeit auf Homeoffice haben (viele davon in den sog. „systemrelevanten“ Berufen) muss regulärer Urlaub verwendet werden. Für manche ist Urlaub nehmen im heurigen Sommer aus betrieblichen Gründen gar nicht möglich. Besonders hart trifft die Situation Alleinerziehende.
Für Vorarlberg kommt erschwerend hinzu, dass es für Familien und vollzeitbeschäftigte Eltern schwieriger wird, brauchbare Angebote zu finden, je kleiner die Gemeinde ist. Gleichzeitig wird von arbeitenden Eltern durch die Corona-Krise volle Flexibilität und hoher Einsatz eingefordert, um die Wirtschaft schnellstmöglich wieder hochfahren zu können.
Auch die Möglichkeit auf Homeoffice führt nicht automatisch zu einer besseren Vereinbarkeit. Viele Eltern tun sich schwer, Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung zu Hause unter einen Hut zu kriegen. Jeder fünfte befragte Elternteil arbeitet nun häufiger früh morgens, abends oder am Wochenende, jeder Zehnte sogar nachts, um trotz Kinderbetreuung Zeit für Erwerbsarbeit zu finden. Verbesserungen im Bereich des digitalen Unterrichts durch die Vermittlung von digitalen Kompetenzen an Schüler/innen sowie Lehrpersonal würden Eltern hierbei auch in Zukunft entlasten.
Mütter als Verliererinnen der Krise
Es sind erneut vor allem Frauen, die von diesen Herausforderungen besonders stark betroffen sind. Die Corona-Krise hat die ungleiche Aufteilung der Betreuungsarbeit nicht nur verdeutlicht, sondern sogar verstärkt. Doch die Belastung der Eltern ist nicht gleich verteilt: In Doppelverdienerhaushalten zeigt sich die Gefahr, dass die Mehrfachbelastung von Beruf und Kinderbetreuung wiederum auf die Frauen zurückfällt.
Vor allem für Familien mit mehreren Kindern in verschiedenen Betreuungseinrichtungen ist diese Mehrfachbelastung spürbar. Die Krise hat’s gezeigt: Eine der größten Hürden bei der Betreuung war die Organisation, wenn mehrere Kinder in unterschiedliche Schulen bzw. Kindergärten gehen. Hier sollten die Bildungsträger unterstützend wirken.
„Die Krise hat wieder einmal verdeutlicht, dass Berufstätigkeit und Familienplanung unweigerlich durch Fragen der Kinderbetreuung und dafür benötigte Rechtsansprüche verbunden sind. Unabhängig davon, ob die Betreuung dann am Wohnort, am Beschäftigungsort oder direkt im Betrieb gewährleistet wird“, hält AK-Präsident Hubert Hämmerle fest. „Und wieder sind es Frauen, die die Kosten dafür tragen. Wir wissen: Die Kinderbetreuung und ihre Qualität entscheiden über die Möglichkeiten von Eltern – vor allem aber der Mütter – am Arbeitsmarkt. Das ist schon außerhalb von Krisenzeiten unfair und wird jetzt verstärkt.“
Politik muss dringend handeln
Die AK Vorarlberg fordert die Verantwortlichen in der Politik auf, schnellstmöglich auf diese akute Situation zu reagieren. Notwendig wäre eine Bündelung der Verantwortung für die Kinderbetreuung beim Land. Auch betriebliche Unterstützung ist jetzt besonders gefragt.
Um betroffenen Eltern schnell und unkompliziert Hilfe leisten zu können, wäre eine Ausdehnung der Sonderbetreuungszeit für Eltern angebracht: für jene Fälle, die keine Möglichkeit zur durchgängigen Sommerbetreuung haben. Weiters fordert die AK Vorarlberg den Ausbau von Sommerbetreuungsangeboten (bestenfalls in Kombination mit Lernunterstützung, wie zum Beispiel der BFI-Summer-Jam oder das AK-Angebot „Lernbegleitung statt Nachhilfe“) um den Kindern auch die Chance zu geben, verpassten Lernstoff nachzuholen.
Wichtig ist neben dem Ausbau von Betreuungseinrichtungen auch eine deutliche Erhöhung der Flexibilität was Betreuungsstunden, Ferienöffnung, Ganztagesbetreuung u. ä. betrifft. Und nicht zuletzt müssen die Ausbildung und vor allem die Gehälter des Betreuungspersonals an jene der Lehrer*innen angeglichen werden.
Im Zuge dessen würde die Arbeiterkammer Vorarlberg auch im Rahmen von Kooperationen und operativer Begleitung von betrieblichen Engagements, Vereinsarbeit oder regionalen Initiativen unterstützende Maßnahmen ergreifen, um zu solchen Verbesserungen beizutragen. Auch in puncto Ausbildung des Betreuungspersonals arbeitet die AK Vorarlberg aktuell an Unterstützungsmöglichkeiten.
Zusammengefasst sieht die AK Vorarlberg folgende Punkte als Voraussetzung für die Verbesserung der Kinderbetreuung und Entlastung der Eltern:
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