Konsum
Nahrung und Kleidung, wenn jeder Euro zählt
Die Teuerung zwingt viele zum Verzicht, doch Grundbedürfnisse wie Nahrung, Möbel und Kleidung lassen sich nicht streichen. Hier sind drei Adressen, wenn jeder Euro zählt.
Die Bilanz kann sich sehen lassen. Die Konsumentenberatung wurde längst auf 20 Kolleg:innen personell aufgestockt und bewältigt seit 2009 durchschnittlich jährlich gut 28 Prozent Anfragen von Nichtmitgliedern der AK. In den vergangenen 15 Jahren führten die Expert:innen 2308 Gesetzesbegutachtungen durch, seit 2000 allein 236 Musterverfahren. Was selbst den versiertesten Berater:innen in den vergangenen Jahrzehnten die Sprache verschlug?
Hier eine kleine Auswahl
„Friedrich Müller“ zählt zu den Gewinnspiel-Pionieren im schlechtesten Sinn des Wortes. Die Firma erleichterte durch Gewinnversprechen rund 20 Jahre lang die Geldbörsen der Verbraucher. Der OGH bezifferte den Umsatz mit rund einer Milliarde Schilling pro Jahr. Friedrich Müller hielt sich ein ganzes Heer von Juristen. Dem Treiben wurde erst Einhalt geboten, als die versprochenen horrenden Gewinne auch eingeklagt werden konnten.
Die amerikanische Multi-Level-Marketingfirma „Vemma“ machte einige Zeit auch im Ländle mit ihrem Energiedrink „Verve!“ gute Geschäfte. Vor allem Jugendliche investierten teilweise erhebliche Beträge. Die AK Vorarlberg sprach im August 2014 eine Warnung vor Vemma aus und bezeichnete das Geschäftsmodell als Pyramidensystem. Es folgten heftige Reaktionen und auch Drohungen. Konsumentenberater Paul Rusching „schaffte“ es mit dem Thema bis nach Köln in die Sendung „stern-tv“. Nach mehreren Strafanzeigen in Europa (allein in Italien wurde Vemma zur Zahlung von 100.000 Euro verurteilt) waren es letztendlich amerikanische Behörden, die das Unternehmen 2015 zeitweise stilllegten.
Der landesweit bekannt gewordene Stubener Skilehrer Willi M. erhielt 2011 von seinem Handybetreiber eine Rechnung von 25.000 Euro präsentiert. Der Skilehrer hatte von einem Gast ein Handy geschenkt bekommen und unbeabsichtigt Daten verbraucht. Sein Tarif hatte aber keine Daten inkludiert. Vor allem dieser Fall war verantwortlich dafür, dass es in der Folge zur „Kostenbeschränkungsverordnung (KobeV) gekommen ist, mit der die Entgelte für Daten limitiert wurden. Eine anschließende Anzeige wegen Sachwucher durch die AK Vorarlberg wurde aufgrund einer 40 Jahre alten Lehrmeinung abgewiesen: Es handle sich wegen dem standardisierten Vorgehen der Netzbetreiber nicht um Individualwucher, sondern um Sozialwucher. Sozialwucher aber sei vom Strafrecht nicht umfasst
Im März 2000 deckte die AK Niederösterreich einen Kreditzinsenskandal auf. Die Banken setzten in der Hochzinsphase von 1989 bis 1992 die Zinsen kräftig hinauf, gaben jedoch die Senkungen in den darauffolgenden Jahren nur spärlich weiter. Ende 2003 waren bei der AK Vorarlberg bereits 530 Kreditfälle abgeschlossen und es wurde bei 70 Prozent der Fälle eine Zinsdifferenz zu Gunsten der Konsumenten festgestellt. Ende 2003 betrug die Summe der zurückbezahlten Zinsen bereits 575.000 Euro.
Für angebliche Dienstleistungen einer Telefonsex-Hotline wurde im Sommer 2016 eine 87-jährige Montafonerin für 135 Euro Kasse gebeten. Die Arbeiterkammer Vorarlberg warnte eindringlich vor dieser Betrugsmasche, die auch heute wieder häufig zu beobachten ist. In jedem Fall rät die AK: Nicht zahlen! Der Trick ist immer derselbe. Die vorgeblichen Dienstleister agieren unter verschiedenen Firmennamen und haben meist ihre Adresse und Bankverbindung in Tschechien oder der Slowakei. Dreist treten die Gauner auf, wenn man die Rechnung nicht sofort begleicht. Einem Feldkircher, der eine Forderung aus Prag über 90 Euro für Telefonsex ignorierte, schickte ein Unternehmen „Reinhardt“ eine „letzte“ Mahnung über 195 Euro hinterher…
Lopoca – ein weiterer klingender Name – steht für ein „Nugget Game“, ein undurchsichtiges Spiel- und Finanzsystem, bei dem seit 2015 Vorarlberger:innen viele tausend Euro verloren haben. Auf Initiative der AK wurde Lopoca schlussendlich rechtskräftig verurteilt. Die Firma mit Sitz in Malta erschien erst gar nicht vor Gericht. Das spricht auch Bände.
Die AK Vorarlberg half über Jahre hinweg wesentlich mit, die Essener Firma Dexcar vor Gericht zu bringen, die Autos fast zum Nulltarif versprach und auch zahlreiche Menschen in Vorarlberg um ihr Erspartes brachte. Bereits im Sommer 2017 hat die AK Vorarlberg die deutsche Mietwagenvermittlung bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Bis dahin hatten sich 150 Geschädigte gemeldet. Alle hatten sie Zahlungen geleistet. Je nach gewählter Fahrzeugklasse investierten sie zwischen 1950 und 5492 Euro. Oder sie waren bereit, „ein paar Monate länger zu warten“, dann sollten sie ihr „kostenfreies neues Auto“ für nur 547 oder 923 oder 1352 Euro bekommen, und zwar „für immer“. Als der Fall 2021 vor Gericht landete, waren europaweit zehntausende Geschädigte zu beklagen.
Binäre Optionen wiederum kamen ins Spiel, als „Option888“ u. a. einen Vorarlberger Handwerker mit hochspekulativen Finanzgeschäften um 200.000 Euro erleichterte. Bei den Konsumentenschützern der AK Vorarlberg liefen rasch zehn Fälle auf mit einem Schaden von mehr als einer Million Euro. Die Dunkelziffer lag wohl noch viel höher. Die Vorgangsweise der Internetbetrüger war perfekt orchestriert: Potenzielle Opfer registrierten sich auf einer Trading-Plattform. Innerhalb von fünf Minuten erhielten sie einen Anruf von einem Callcenter der Betreiber und wurden animiert, mit dem Einsatz von lediglich 250 Euro einige Trades zu probieren. Das Konto wuchs. Ein „Broker“ baute ein freundschaftliches Verhältnis auf, ermunterte zu weiteren Investitionen. Als der Kontostand tausende Euros erreicht hatte, wurden Boni für weitere Investitionen in Aussicht gestellt. Einziges Problem: In der Bonus-Zeit waren keine Auszahlungen von Kapital möglich. Aber egal, es lief ja bestens. Dann stellten sich Verluste ein, die Kontostände fielen ins Bodenlose. Die Erklärung erfolgte postwendend vom Call-Center: Der Broker habe Mist gebaut und sei entlassen worden. Von nun an stünde der Senior-Broker zur Seite und mit einem „versicherten“ Recovery-Plan könne der alte Kontostand in vier Monaten garantiert wieder erreicht werden. Aber dafür wäre eine neue Einzahlung erforderlich. Fazit: Die Opfer wurden gleich mehrfach über den Tisch gezogen.
Für die Mobiltelefonie – Stichwort Datenroaming, Apps und Telefontarife – könnte man bald schon eine eigene Zweigstelle beschäftigen. Dem Team der AK gelang es über die Jahre, etwa mit der umfassenden Ausbildung SMC+ an den Vorarlberger Oberstufen Unterricht in IT-Security, Umgang mit Social Media, Urheberrecht usw. zu platzieren. Auch Lehrpersonal wird geschult. Eltern nehmen dankbar an Vorträgen wie „Was macht mein Kind im Internet?“ teil. Prävention wird immer wichtiger.
Betrüblicher Dauerbrenner über all die Jahre und Anlass für viele interessenspolitische Initiativen der AK Vorarlberg bleibt das Wohnen. Die AK verhindert regelmäßig, dass Mieter:innen der Willkür der Vermieterseite ausgeliefert sind. Heuer haben die Konsumentenschützer in diesem Bereich bereits bis November über 10.000 Dienstleistungen erbracht. Dabei suchen nicht nur Mieter:innen Hilfe bei der AK: Auch Eigentümer haben Probleme mit Betriebskostenabrechnung und Wohnungskaufverträgen…
Konsum
Am 24. November findet der diesjährige Black Friday statt. Schon jetzt locken Shopping-Plattformen Kund:innen wieder mit zahlreichen Angeboten. Aber Achtung: Welche Psycho-Tricks an Aktionstagen wie dem Black Friday, Amazon Prime Day oder Cyber Monday zum Einsatz kommen und wie man möglichst nicht in eine Schnäppchenfalle tappt.
Konsum
Die Vorarlberger:innen kommen beim Thema Wohnen und Miete zunehmend an ihre Grenzen. Das zeigen aktuelle Zahlen der AK Vorarlberg: Demnach mussten die Expert:innen allein im ersten Halbjahr 2023 ganze 6111 mal zum Thema Wohnen und Miete tätig werden – knapp 42 Prozent mehr als noch im Vorjahreshalbjahr.
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