Konsum
So schützt man sich vor Online-Betrug
Die Kriminalitätsbekämpfung hinkt dem Verbrechen immer einen Schritt hinterher. Umso wichtiger ist es, dass jede:r Einzelne zuerst einmal Skepsis und Hausverstand einsetzt.
Dass uns Schnäppchen ansprechen, liegt in der menschlichen Natur. Forscher:innen vergleichen die Wirkung von Rabatten auf unser Gehirn mit der von Kokain. Kein Wunder also, dass der Volksmund bei Shopping-Eskapaden vom „Kaufrausch“ spricht: Wir empfinden Preisnachlässe wie eine Belohnung. Das dämpft den Schmerz des Geldausgebens.
Sogar AK-Konsumentenschutz-Expertin Karin Hinteregger gibt schmunzelnd zu: „Selbst ich habe mich schon von Angeboten zum Kauf verleiten lassen. Dabei sollte ich es eigentlich besser wissen.“ Denn Schnäppchen ist nicht gleich Schnäppchen.
Aktionstage haben nicht umsonst einen zeitlichen Rahmen: Angebote gelten oft nur wenige Stunden oder nur solange der Vorrat reicht. Das bedeutet vor allem eins: Stress für die Verbraucher:innen.
Im Marketing und der Verkaufspsychologie spricht man von der künstlichen Verknappung oder vom Verknappungs-Effekt. Die Idee dahinter ist simpel: Je knapper ein Produkt, desto attraktiver scheint es. Und der Druck auf die Kund:innen, möglichst schnell zu kaufen, steigt. Für Fragen wie „Benötige ich den fünften Smart-Speaker fürs Kinderzimmer wirklich?“ bleibt keine Zeit. Die Folge: Impulskäufe, die man unter Umständen später bereut.
Der Tipp von Karin Hinteregger gegen Impulskäufe ist altbewährt: „Schreib dir bereits im Voraus eine Einkaufsliste. So kannst du ohne Kaufdruck abwägen, was du wirklich benötigst und gezielt einkaufen.“ Speziell bei Kleidung hilft es, sich ein bestimmtes Budget zu setzen, um den „Verführungen“ besser widerstehen zu können und finanziell den Überblick zu behalten.
Bei teuren Elektrogeräten wie Fernseher, Kühlschrank oder Waschmaschine rät Hinteregger außerdem: „Mach dir Gedanken darüber, welche Anforderungen das ideale Modell erfüllen muss. So fällt es dir leichter, aus den Angeboten das richtige für dich herauszusuchen.“ Oftmals handelt es sich bei vermeintlichen Schnäppchen auch um ältere Modelle. Damit relativiert sich die Preisreduzierung in vielen Fällen.
„Preise bis zu 50, 70, 80 Prozent reduziert!“ Mit solchen Slogans werben Online-Shops an Aktionstagen gerne. Doch oft stellen sich Preisnachlässe bei genauerem Hinsehen als gar nicht so groß heraus.
Dafür bedienen sich Händler:innen eines umstrittenen Tricks: Die Rabatte gehen nicht vom Marktpreis aus, sondern von den unverbindlichen Hersteller-Richtpreisen (UVP), die meist deutlich höher sind. Durch diese sogenannten „Mondpreise“ ermöglichen Hersteller:innen dem Handel, Produkte als besonders günstig erscheinen zu lassen.
Karin Hinteregger empfiehlt, Preise schon im Voraus zu beobachten und zu vergleichen. Dabei helfen Preisvergleichs-Suchmaschinen wie geizhals.at oder idealo.at. Wer doch auf ein Schnäppchen hereinfallen sollte, kann bis zu 14 Tage vom Online-Kauf zurücktreten. Sogar ohne die Angabe von Gründen.
Allerdings ist Vorsorge besser als Nachsorge: „Eine Rücksendung ist auch immer mit einem Aufwand verbunden“, warnt Hinteregger. „Und die Umwelt dankt es einem auch, wenn man Waren nicht unnötig hin und herschickt.“
Nicht nur Verbraucher:innen freuen sich regelmäßig auf Tage wie den Amazon Prime Day, Black Friday oder Cyber Monday. Auch Betrüger:innen wittern hier zahlreiche Chancen. Über Phishing Mails und Fake-Shops mit vermeintlichen Angeboten versuchen sie an sensible Daten zu gelangen oder bringen gutgläubige Kund:innen um ihr Geld.
Karin Hinteregger rät, Shop-Domains und Mail-Absender ganz genau zu prüfen, auf eine verschlüsselte Verbindung zu achten und auf Rechnung zu kaufen.
© 2024 AK Vorarlberg | Widnau 4, 6800 Feldkirch, +43 (0) 50 258