Soziales
Lehrlinge lernten AK einmal anders kennen
Zahlreiche Vorarlberger Lehrlinge nutzten die Gelegenheit, eine spannende neue Perspektive auf die Arbeit der Arbeiterkammer zu bekommen.
Werbung ist in unserer Konsumgesellschaft allgegenwärtig. Sie verspricht, dass wir alles haben können – auch dann, wenn wir gar kein Geld haben. Kaufe jetzt, bezahle später, lautet ihr „Zauberspruch“. Doch wenn die Schuldenfalle schnapp macht, kommt bei vielen die Reue. Wir haben mit Franz Valandro vom Konsumentenschutz der AK Vorarlberg darüber gesprochen, wie man eine „Schuldenkarriere“ vermeidet.
Das hat zum einen mit unserem gesamtgesellschaftlichen Wohlstand zu tun, in dem viele, wenn auch nicht alle leben. Eine große Zahl der Kinder und Jugendlichen wächst in Österreich mit einem hohen Lebenskomofort auf. Das heißt, der Umgang mit Geld wird auf der Basis eines hohen Lebensstandards gelernt und eingeübt. Man braucht sich nur die Smartphones ansehen, mit welchen sündteuren High-End-Geräten hier viele unterwegs sind. Die Probleme beginnen, wenn das Konsumverhalten mit den finanziellen Möglichkeiten nicht mehr übereinstimmt und man die Kontrolle darüber verliert – und das ist bei einem beträchtlichen Teil der Jugendlichen der Fall.
Wir lernen unser Konsumverhalten in frühen Jahren, es ist also kein Wunder, dass sich auch die Schattenseiten schon früh zeigen: 15 Prozent der Jugendlichen gelten als stark und 29 Prozent als deutlich kaufsuchtgefährdet. Das heißt, in Summe fast die Hälfte. Bei der Mehrheit der jungen Verschuldeten findet die erste Kontoüberziehung im Alter zwischen 16 und 18 Jahren statt. Ab dem Alter von 15 Jahren verfügen viele Jugendliche über ein regelmäßiges Einkommen. Was beim Taschengeld vielleicht noch nicht so wichtig schien, ist jetzt die entscheidende Frage: Wie gehe ich mit Geld um?
Die meisten Menschen würden behaupten, davon nicht beeinflusst zu sein, aber Werbung wirkt ganz stark beeinflussend. Unternehmen geben nicht ohne Grund weltweit Millarden dafür aus. Uns muss klar sein: Wir sind viel manipulierbarer, als wir meinen. So allgegenwärtig wie heute war Werbung noch nie. Auf Social Media ist man ununterbrochen Werbung ausgesetzt. Neu ist, dass vieles gar nicht als Werbung wahrgenommen wird. Hier spielen die so genannten Influencer eine problematische Rolle, weil sie das Verhalten von Jugendlichen besonders leicht manipulieren. Ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt.
Um diese Problematik zu verstehen, lassen Sie mich noch einmal kurz auf die Werbung zurückkommen. Wir hören in der Werbung ununterbrochen, dass wir alles haben können, auch dann, wenn wir gar kein Geld haben: Kaufe jetzt, zahle später! Ein besonderer Auswuchs ist die Anpreisung von Produkten um „0 Euro“. Der Oberste Gerichtshof hat das im vergangenen Jahr bei einer Bewerbung eines Mobiltelefons als irreführende Geschäftspraktik beurteilt. Das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) untersagt die Beschreibung eines Produkts als „gratis“ oder „umsonst“, wenn der Umworbene weitergehende Kosten zu tragen hat.
Das ist heute insofern weniger ein Thema, weil die Service-Provider seit der Einführung der Roaming-Verordnung innerhalb der EU keine Roamingaufschläge mehr verlangen dürfen. Aber, und das ist ein großes Aber: Unser Nachbarland, die Schweiz, ist nicht Mitglied der Europäischen Union, das heißt, die Verordnung greift nicht. Hier besteht die Gefahr, dass man ungewollt, z.B. wenn man in Dornbirn auf dem schönen Bödele unterwegs ist, sich in ein Schweizer Netz einwählt. Auch hier gibt es mittlerweile einen Schutz, denn bei österreichischen Anbietern sind automatisch Kostenlimits voreingestellt. Diese sind aber auch aufhebbar, wovon ich allerdings dringend abrate. Die Kostengrenze schützt in der Regel zuverlässig vor bösen Überraschungen mit Datenroaming.
Zum einen ist es wichtig, sich wirklich damit zu befassen, also nicht fahrlässig zu denken, mir passiert schon nichts. Man sollte das eigene Verhalten kennen und sich fragen, ob dieses in die Verschuldung führen könnte. Dazu zählt auch, sich vor Augen zu führen, welches Budget man für Ausgaben hat und wie viel man überhaupt wofür ausgeben möchte.
Ist man erstmal in der Situation, dass man mehrere Rechnungen nicht mehr begleichen kann, sollte man sich umgehend mit dem Anbieter in Verbindung setzen. Ganz wichtig ist, sich Hilfe zu suchen, wenn man in die Schuldenfalle getappt ist oder bei sich eine Kaufsucht feststellt.
Es sind leider große Gefahren, und das hat Gründe. Das Internet ist 24 Stunden geöffnet. Wer kaufsüchtig oder gefährdet ist, hat es hier ganz schwer. Alles ist nur einen Klick entfernt, auch die Bezahlung. Es macht einen Unterschied, ob ich meine Geldtasche rausnehmen muss (in der vielleicht gar kein Geld ist), um zu bezahlen, oder ob ich einfach mit dem Finger auf einen Button drücke. Das Konto ist schnell überzogen und man spürt zunächst gar nicht, dass man in die roten Zahlen rutscht. Gefährlich sind, wie gesagt, die „Buy now pay later“-Modelle, weil sie extrem dazu verleiten, Geld auszugeben, das man gar nicht hat. Man verliert den Überblick über die Finanzen. Nicht nur Jugendliche befinden sich hier schnell in einer Schuldenspirale. Besonders schwierig wird es, wenn Jugendliche daraus auch noch einen Trend auf TikTok machen. Unter dem Hashtag #Klarnaschulden gibt es einen regelrechten Wettbewerb, wer mehr Schulden machen kann. Das ist eine dieser unsäglichen „Challenges“, die es besser nicht gäbe.
Dir kommt etwas nicht ganz sauber vor? Ein ungutes Gefühl bei einer Sache? Unsere Konsumentenschützer:innen sind für dich da. Schreibe uns einfach, wir melden uns bei dir.
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