Konsum
Kaufe jetzt, bereue später?!
Wie können Jugendliche gut auf ihr Geld schauen? AK Konsumentenschützer Franz Valandro im Interview über Konsumsucht, Schuldenfallen und gefährliche Challenges.
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Cybercrime boomt. 2022 verursachten die Betrüger in Österreich geschätzt mehr als 60 Millionen Euro Schaden. „Tendenz steigend“, unterstreicht Franz Valandro. Seit 2018 wuchs die Zahl der Beratungsfälle in Sachen Internet-Abzocke im Konsumentenschutz der AK Vorarlberg um 40 Prozent. „Die Corona-Pandemie war wie ein regelrechter Booster“, sagt Valandro. Damals hatten die Menschen Zeit und kamen auf abenteuerliche Gedanken.
Herr S. hat 2014/15 über „Konto FX“ etwa 15.000 bis 20.000 Euro investiert, „die vermutlich in Bitcoins umgewandelt wurden“, so steht es in der Anzeige. Dann kam ihm die Sache doch seltsam vor und er sah von weiteren Investitionen ab. Das Geld ließ er dort liegen. Er hatte keine Ahnung, dass hier dem Anbieter eine internationale Betrügerbande stand, die zwischen 2014 und 2020 eine ganze Reihe vergleichbarer Websites betrieb und den Handel mit Kryptowährungen, Forex und hochspekulativen Differenzgeschäften betrieb.
Im Sommer 2023 wurde Herr S. plötzlich kontaktiert. Eine erfreuliche Nachricht: Ein gewisser „Herr Berg“ teilte ihm per Mail und WhatsApp mit, dass etwa 70.000 Euro auf einem Konto auf ihn warteten. „Wo das Konto liegt, gab er nicht an.“ Es liege auf „irgendeinem Server“, so die vage Auskunft, das Konto sei aber gesperrt. Der Zugriff erfordere eine Verifizierung, die koste etwas Geld. So nahm das Unheil seinen Laufan dessen Ende unzählige vermeintliche Geschäftspartner und ein Verlust von nahezu 62.000 Euro stehen.
Konto FX hat international Berühmtheit erlangt. Die Online-Plattform versprach ihren Kunden risikoarme Investments und gute Renditen. Die Eröffnung eines Handelskontos offerierte sie um schlappe 250 Euro. Durch ein Callcenter wurde den Kunden Sicherheit und gute Betreuung suggeriert. Das böse Erwachen folgte erst später, wenn sich das Cybertrading als Luftschloss erwies. In ganz Deutschland fielen einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mindestens 200 Kapitalanleger aus ganz Deutschland auf den Schwindel herein. Mindestens sieben Millionen Euro Schaden ergibt die traurige Bilanz.
Die Köpfe hinter der Onlineplattform „KontoFX“ standen bereits im März 2023 in Koblenz vor Gericht. Die beiden geständigen Hauptangeklagten wurden wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs in mehreren Fällen zu sieben beziehungsweise fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, andere Angeklagte bekamen Freiheitsstrafen zwischen zwei Jahren und drei Monaten wegen Beihilfe zum Anlagebetrug, zwei Angeklagte erhielten Bewährungsstrafen.
Herrn S. nützt das wenig. Er ist der schlagende Beweis, dass sich nahtlos andere windige Anbieter finden, die in die Bresche springen. „Die Fälle von Cybercrime nehmen zu“, warnt das Bundeskriminalamt und hat mit der E-Mail: against-cybercrime@bmi.gv.at eine Meldestelle für Internetkriminalität eingerichtet.
Konsum
65 und kein bisschen leise! Der Konsumentenschutz der AK Vorarlberg hat in dieser Zeit mehr als 800.000 Fälle bearbeitet und allein in den vergangenen 15 Jahren rund 15,6 Millionen Euro für seine Klient:innen herausgeholt. Die Qualität der Beratungen hat derart überzeugt, dass das Land 2008 entschied, die Beratungsleistung der AK allen Vorarlbergern zugänglich zu machen. Seither unterstützt die Landesregierung den AK Konsumentenschutz jährlich mit 180.000 Euro. Seit 2009 haben die Konsumentenschützer rund 500.000 Fälle bearbeitet.
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