Die Vollversammlung  ist das Arbeitnehmerparlament Vorarlbergs. Alle fünf ­Jahre werden die Plätze der 70 Kammerrät:innen neu vergeben. Heuer sind 138.100 Arbeitnehmer:innen in Vorarlberg ­wahlberechtigt.
Die Vollversammlung ist das Arbeitnehmerparlament Vorarlbergs. Alle fünf ­Jahre werden die Plätze der 70 Kammerrät:innen neu vergeben. Heuer sind 138.100 Arbeitnehmer:innen in Vorarlberg ­wahlberechtigt. © Lisa Mathis, AK Vorarlberg
20. Jänner 2024
Arbeit

Wähler:innen entscheiden: Wer soll künftig den Kurs der AK bestimmen?

Arbeit,Interessenvertretung,Mitbestimmung,Politik

Sieben Listen werben bei der AK Wahl in Vorarlberg um die Wählergunst. Bis spätestens 8. Februar können sie ihre Entscheidung treffen. Die Stimmabgabe für 83.716 Briefwähler:innen ist ab sofort möglich. Ab 26. Jänner können dann 54.384 Wahlberechtigte im Betrieb wählen. Mit den Antworten auf drei Fragen stellen die wahlwerbenden Gruppierungen ihre Ideen und Positionen vor.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnung der wahlwerbenden Gruppe und Listenführer
AK-Präsident Bernhard Heinzle – FCG-AK-FraktionBernhard Heinzle
AK-Vizepräsidentin Manuela Auer – FSGManuela Auer
Freiheitliche Arbeitnehmer – FPÖMichael Koschat
Heimat aller Kulturen – HaKBeyaz Yogurtcu-Acar
GEMEINSAM, Alternative, Unabhängige und Grüne Gewerkschafter:innen   
Sadettin Demir
Neue Bewegung Zukunft – NBZAdnan Dincer
Gewerkschaftlicher Linksblock – GLBAndreas Spechtenhauser

Frage 1: Was sind die derzeit drängendsten Probleme der Arbeitnehmer:innen aus Ihrer Sicht?

Liste 1: AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG-AK-Fraktion
Die Arbeitnehmer:innen leiden am stärksten unter der Inflation, weil sie die Teuerung nicht weitergeben können. Sie müssen in den KV-Verhandlungen versuchen, Reallohnverluste abzuwenden. Doch selbst mit guten Abschlüssen können die Kostensteigerungen beim Wohnen nicht wettgemacht werden. Notwendig wären deshalb eine zeitlich befristete Preisbremse auf alle Mietwohnungen und der starke Ausbau des Angebots an gemeinnützigen Wohnungen.

Liste 2: AK Vizepräsidentin Manuela Auer – FSG

Es gibt so vieles, das Landes- und Bundesregierung nicht anpacken. Ganz oben auf der Liste stehen Teuerung und leistbares Wohnen. Dank der Gewerkschaften konnte zumindest ein Teil der Teuerung bei den Lohn- und Gehaltsverhandlungen abgedeckt werden, nachhaltige Entlastungsmaßnahmen – sei es bei Lebensmitteln, Mieten oder Energie – fehlen. Auch im Bereich Pflege, Gesundheit und Kinderbetreuung haben wir bereits einen Notstand.

Liste 3: Freiheitliche Arbeitnehmer – FPÖ

Die fleißigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Land haben in erster Linie unter der Belastungspolitik der schwarz-grünen Katastrophen-Regierung zu leiden. Wir sagen: Der massiven Preisexplosion muss endlich mit voller Kraft entgegengewirkt werden. Die Steuern auf Arbeit müssen runter, die CO2-Steuer muss wieder abgeschafft werden und Überstunden sollen steuerfrei werden. Diese Maßnahmen würden sofort eine Entlastung bringen.

Liste 4: Heimat aller Kulturen – HaK
Die derzeit drängendsten Probleme der Arbeitnehmer:innen umfassen eine hohe Inflation von fast zehn Prozent, steigende Zinsen bei Wohnkrediten und unzureichende Lohnerhöhungen in Kollektivverhandlungen. Diese finanziellen Belastungen beeinflussen die Lebensqualität der Arbeitnehmer:innen erheblich.

Liste 5: GEMEINSAM, Alternative, Unabhängige und Grüne Gewerkschafter:innen
1. Teuerung und sehr hohe Wohnkosten in Vorarlberg. Oft braucht es zur Existenzsicherung – trotz Vollzeitbeschäftigung! – verschiedene soziale Beihilfen, damit man überleben kann.
2. Der steigende Arbeitsdruck aufgrund des Personalmangels in allen Branchen.
3. Die Punkte 1 und 2 erhöhen für Arbeitende das Risiko, körperlich oder seelisch krank zu werden. Das belastet die Menschen und ihre Familien massiv.

Liste 6: Neue Bewegung Zukunft – NBZ
Die NBZ sieht die drängendsten Probleme der Arbeitnehmer:innen als vielschichtig. Geringe Löhne sind besorgniserregend und decken die Lebenshaltungskosten nicht ausreichend. Steigende Wohn-, Gesundheits- und Bildungskosten belasten zusätzlich. Unzureichendes Einkommen führt zu finanziellen Schwierigkeiten. Die NBZ setzt sich daher für gerechtere Löhne, bezahlbaren Wohnraum und mehr staatliche Unterstützung im Gesundheitsbereich ein.

Liste 7: Gewerkschaftlicher Linksblock – GLBk
Nach wie vor die Teuerung – hohe Kosten für Güter des täglichen Bedarfs, aber auch fürs Wohnen. Diese wurde nicht durch entsprechend höhere Löhne abgegolten. Viele können sich trotz Arbeit das Leben kaum mehr leisten. In wesentlichen Bereichen der Daseinsvorsorge, z. B. bei Gesundheit und Pflege, fehlt es an ausreichend Personal. Während Milliarden Euro in die Rüstung gesteckt werden, fehlt das Geld für den Ausbau des Gesundheitssystems.

Broschüren

Infos & Tipps zum Nachlesen

Frage 2: Die Zeiten sind unsicher. Die Künstliche Intelligenz verändert auch die Arbeitswelt entscheidend. Wie kann die AK ihren Mitgliedern helfen, sich für die Zukunft vorzubereiten?

Liste 1: AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG-AK-Fraktion
Die Künstliche Intelligenz hält in vielen Lebensbereichen Einzug. Wir haben deshalb schon vor Jahren im Rahmen unserer „Schaffarei“ ein internationales Netzwerk an Expert:innen aufgebaut, um mögliche negative Auswirkungen auf die Arbeitnehmer:innen zu erkennen und zu verhindern. Daneben setzen wir mit dem Digital Campus Vorarlberg auf Weiterbildung und Ausbildung in diesen Bereichen, um die Berufschancen für unsere Arbeitnehmer:innen zu verbessern.

Liste 2: AK Vizepräsidentin Manuela Auer – FSG
Information und Weiterbildungsangebot sind das Gebot der Stunde. Die Einführung von KI-Systemen in der Arbeitswelt muss unter Einbeziehung der Beschäftigten erfolgen. Die AK Vorarlberg muss neben Gewerkschaft und Betriebsrät:innen Anlauf- und Informationsstelle sein und den Wandel auf allen Ebenen begleiten. Es braucht Transparenz und Wahrung der Rechte der Beschäftigten. Dazu sind auch gewisse Regularien, die mitgestaltet werden müssen, nötig.

Liste 3: Freiheitliche Arbeitnehmer – FPÖ
Die vielen fleißigen Arbeitnehmer:innen in Vorarlberg sind sehr bemüht, die erforderlichen Fähigkeiten und Qualifikationen in ihrem Beruf zu erwerben und zu erhalten. Dies schaffen sie oft auch mit vorbildlicher Unterstützung durch ihren Arbeitgeber. Die AK kann hier durch das Angebot eines attraktiven und sinnvollen Schulungs- und Bildungsprogrammes die Arbeitnehmer:innen entsprechend unterstützen und fördern.   

Liste 4: Heimat aller Kulturen – HaK
Um die Mitglieder für die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz vorzubereiten, sollte die AK einen KI-Campus etablieren. Hier können Kurse, Schulungen und Seminare angeboten werden – 
nicht nur zur KI-Programmierung, sondern auch zum alltäglichen Einsatz von KI. Die AK ermöglicht so, dass Arbeitnehmer:innen aktiv am technologischen Wandel teilhaben und KI in ihrem Berufs- und Alltagsleben sinnvoll nutzen können.

Liste 5: GEMEINSAM, Alternative, Unabhängige und Grüne Gewerkschafter:innen
Die AK muss einerseits Bildungs- und Qualifizierungsangebote für Arbeitnehmer:innen und Interessenvertreter:innen anbieten und aktiv über KI, ihre Vorteile und Risiken in verschiedenen Berufsfeldern aufklären. Andererseits muss sie diesen Wandel in der Arbeitswelt mitgestalten und begleiten. Wir als GEMEINSAM werden Wächterin über Arbeitnehmer:innenrechte, Ethik und Gleichberechtigung sein (Stichwort Gender Bias, Beispiel: AMS-KI).

Liste 6: Neue Bewegung Zukunft – NBZ
In unsicheren Zeiten und vor dem Hintergrund der KI-geprägten Arbeitswelt unterstützt die AK ihre Mitglieder proaktiv. Mit gezielten Schulungen fördert sie digitale Kompetenzen. Der Zugang zu ressourcenreichen Plattformen wird erleichtert, und über digitale Arbeitsmarktchancen wird informiert. Umschulungsprogramme stärken die Anpassungsfähigkeit der Arbeitnehmer:innen. Die AK bereitet ihre Mitglieder aktiv auf die digitale Zukunft vor.

Liste 7: Gewerkschaftlicher Linksblock – GLBk
Auch hinter der „Künstlichen Intelligenz“ stecken Menschen, die den Interessen der Auftraggeber entsprechend diese programmieren. Umso wichtiger ist es, dass die Arbeiterkammer ihre Mitglieder angemessen darüber informiert – über Vorteile, aber auch über Risiken. Weiters sollen gemeinsam mit den Gewerkschaften Seminare bzw. Kurse für Betriebsrät:innen, AK Rät:innen, aber auch für AK Mitglieder angeboten werden.

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Frage 3: Die Menschen vertrauen der AK. Was wollen Sie tun, um dieses Vertrauen weiterhin zu rechtfertigen?


Liste 1: AK Präsident Bernhard Heinzle – FCG-AK-Fraktion
Wir stehen für eine konstruktive Arbeitnehmerpolitik und versuchen, Lösungen zu finden, die den Menschen zugutekommen. Erfolgreich waren wir bei der Abschaffung der Kalten Progression oder bei der Ländle-Lösung beim Strompreis. Die AK Mitglieder können in allen arbeits- und sozialrechtlichen Fragen sowie beim Konsumentenschutz auf unsere Beratung und Hilfe zählen. Das ist eine ganz wichtige Leistung der Expert:innen der AK für ihre Mitglieder.

Liste 2: AK Vizepräsidentin Manuela Auer – FSG
Die AK ist mit den Gewerkschaften die einzige Institution, die mit aller Kraft für die Rechte der Arbeitnehmer:innen kämpft. Die Mitarbeiter:innen der AK machen tagtäglich einen hervorragenden Job – sei es im Bereich Arbeitsrecht, Konsumentenschutz oder bei der Begutachtung von Gesetzen. Die politische Führung muss dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt verbessert werden. Machen wir einen guten Job, bleibt auch das Vertrauen.

Liste 3: Freiheitliche Arbeitnehmer – FPÖ
Für uns Freiheitliche ist klar: Wir setzen uns mit voller Kraft für die Interessen und Anliegen der Arbeitnehmer:innen ein. Dabei ist es unbedingt notwendig, der schwarz-grünen Belastungs-Regierung offensiv die Stirn zu bieten. Dazu braucht es eine Stärkung der freiheitlichen Politik nicht nur in der Bundes- und Landespolitik, sondern auch in der Arbeiterkammer. Damit echte Verbesserungen für die Arbeitnehmer:innen umgesetzt werden können.

Liste 4: Heimat aller Kulturen – HaK
Das Vertrauen in die AK basiert auf der Gewissheit, dass die AK in schwierigen Situationen präsent ist. Um dieses Vertrauen zu stärken, sollte das Beratungsangebot der AK ausgebaut und schnellere Terminverfügbarkeit gewährleistet werden, damit Menschen in Notsituationen zeitnah Unterstützung erhalten. Die AK bleibt somit effektiv an der Seite ihrer Mitglieder und erfüllt deren Erwartungen in akuten Situationen.

Liste 5: GEMEINSAM, Alternative, Unabhängige und Grüne Gewerkschafter:innen

Täglich werden wir in unserer Berufstätigkeit mit den Sorgen der Arbeitnehmer:innen konfrontiert. Ihre Interessen und Anliegen wollen wir weiterhin über unsere Mandate im Arbeitnehmer:innen-Parlament aktiv vertreten. Wir werden eigene Anträge einführen und kritische Diskussionen anregen! Wir wollen das Arbeitnehmer:innen-Parlament künftig transparenter darstellen, denn das fördert die Demokratie!

Liste 6: Neue Bewegung Zukunft – NBZ
Wir setzen auf Transparenz und aktive Kommunikation. Unser Ziel sind offene Entscheidungsprozesse und regelmäßiger Dialog, physisch und digital. Die Fokussierung liegt auf Unabhängigkeit, z. B. durch die Abschaffung des Partei-Proporzes. Wir setzen uns vermehrt für die Arbeitsplatzsicherheit und faire Löhne unserer Mitglieder ein. Unsere Agenda zielt darauf ab, als verlässliche Stimme für Arbeitnehmer:innen wahrgenommen zu werden.

Liste 7: Gewerkschaftlicher Linksblock – GLBk

Es ist erfreulich, dass so viele Menschen der Arbeiterkammer vertrauen. Wir möchten uns dafür einsetzen, dass die AK in erster Linie die Interessen ihrer Mitglieder vertritt, die Unternehmer:innen haben ohnehin ihre eigene Vertretung. Die Anforderungen werden nicht geringer, daher setzen wir uns dafür ein, dass z. B. die Bereiche Arbeits- und Sozialrecht genug Personal haben, um auch weiterhin die Rechte der Mitglieder durchsetzen zu können.

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