Person sitzt am Fenster und blickt gebannt auf Smartphone – symbolisiert die manipulative Wirkung von Dark Patterns in mobilen Apps, die Nutzer durch gezielte Designtricks an das Handy fesseln.
Du glaubst, du bist zu schwach, das Smartphone aus der Hand zu legen? Es liegt nicht an dir: Sogenannte Dark Patterns sollen dich gezielt ans Handy fesseln. © Dima Sh, Pexels
25.8.2025
Konsum

Gefangen am Handy: Wie Dark Patterns dich ans Smartphone fesseln

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Dark Patterns sollen dein Verhalten am Handy und in Online-Shops steuern. Erfahre, wie die Methoden funktionieren – und wie du dich wirksam schützt.

Du willst nur kurz bei Social Media reinschauen, suchst nur mal eben ein Produkt im Online Shop – und plötzlich sind eine oder sogar mehrere Stunden vergangen, obwohl du das gar nicht wolltest? Vielleicht denkst du, du bist zu „schwach“, um das Handy aus der Hand zu legen. Wir sagen dir: Bist du nicht. Denn hinter dem endlosen Scrollen steckt gezieltes Design: sogenannte Dark Patterns. Sie sollen dich am Bildschirm fesseln oder dir Geld aus der Tasche ziehen.

Dark Patterns sind weit verbreitet: Eine Studie der EU hat gezeigt, dass 97 Prozent der beliebtesten Websites und Apps in der EU mindestens ein Dark Pattern einsetzen. Wir zeigen dir, wie diese Methoden funktionieren – und wie du dich schützt.

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Was sind Dark Patterns? Definition & Bedeutung für Handy und Online-Shops

Dark Patterns erklärt: So funktionieren die versteckten Tricks

Dark Patterns sind absichtlich gestaltete Elemente in Apps, Websites oder Online-Shops, die dich zu Handlungen verleiten sollen, die nicht in deinem Interesse liegen. Sie nutzen psychologische Tricks, um dich länger am Handy zu halten, mehr Daten preiszugeben oder ungewollt etwas zu kaufen.


Wer nutzt Dark Patterns?

Welche Akteure auf Dark Patterns setzen

Vor allem große Unternehmen verfolgen mit dem Einsatz von Dark Patterns ihre ganz eigenen Ziele.

Die Akteure

  • Große Tech-Konzerne wie Meta (Facebook, Instagram), TikTok, Amazon oder Google

  • Online-Händler und App-Entwickler

Die Ziele

  • Verweildauer erhöhen: Je länger du online bist, desto mehr Werbung kann verkauft werden.

  • Daten sammeln: Jeder Klick ist wertvoll für personalisierte Werbung.

  • Verkäufe steigern: Etwa durch One-Click-Kauf oder versteckte Abos.

Diese Firmen beschäftigen UX-Designer:innen und Marketingpsycholog:innen, die genau erforschen, welche Designs am stärksten das Verhalten der Nutzer:innen beeinflussen.

Psychologische Tricks: So beeinflussen Dark Patterns menschliches Verhalten

Knappheit, Druck, Verlustangst – die gängigsten Methoden

Damit Dark Patterns wirken, versuchen sie gezielt in unsere Psyche einzugreifen.

Psychologische Hebel

  • Knappheitseffekt: „Nur noch 2 Stück verfügbar!“
    Wenn dir angezeigt wird „Nur noch 2 Stück verfügbar!“, entsteht künstlicher Druck. Dein Gehirn interpretiert Knappheit automatisch als Wertsteigerung: Was selten ist, muss wichtig sein. Dadurch handelst du impulsiver – und kaufst schneller, ohne lange nachzudenken.
  • Sozialer Beweis: „14 andere schauen sich das gerade an!“
    Nachrichten wie „14 andere schauen sich dieses Produkt gerade an“ oder „Lisa aus Dornbirn hat soeben gekauft“ sprechen unser Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit an. Wir orientieren uns daran, was andere Menschen tun, und lassen uns unbewusst davon beeinflussen – selbst dann, wenn diese Hinweise gefälscht oder automatisiert sind.
  • Verlustangst: „Dieses Angebot endet in 5 Minuten!“
    „Dieses Angebot endet in 5 Minuten!“ – solche Timer sollen die Angst wecken, etwas zu verpassen. Das macht unruhig und verleitet zu schnellen, unüberlegten Entscheidungen.
  • Versteckte Optionen: Konto löschen? Oft gut versteckt.
    Auch wenn es darum geht, das Mitgliedskonto zu kündigen, wird gern getrickst – etwa durch verschachtelte Menüs oder unauffindbare Formulare. So wird es bewusst erschwert, das Konto zu löschen.

Dark Patterns im Alltag: Beispiele aus Social Media und Online-Shops

Typische Dark-Pattern-Methoden – von Fake-Knappheit bis versteckten Abos

Die Methoden begegnen dir überall – ob beim Scrollen in Social Media oder beim Online-Shopping.

Dark Patterns in Social Media

  • Endloses Scrollen: TikTok, Instagram Reels – es gibt kein natürliches Ende.

  • Push-Benachrichtigungen: „Du wurdest markiert!“ – Rückkehr in die App.

  • FOMO-Designs: Stories, Live-Events – Angst, etwas zu verpassen.

Dark Patterns in Online-Shops

  • Versteckte Abos: günstige „VIP-Angebote“ entpuppen sich als teures Abo

  • Countdowns und simulierte Knappheit: ständiger Zeitdruck beim Einkaufen

  • „Null-Euro“-Produkte: kostenlos nur mit teurem Mindestumsatz.

Typische Tricks, die dich ans Handy fesseln

  • Hervorgehobene Buttons: „Akzeptieren“ ist groß und bunt, „Ablehnen“ klein und grau.

  • Confirmshaming: „Nein, ich will keine besseren Angebote.“ – Ablehnung wird beschämend formuliert.

  • Fake Social Proof: Meldungen wie „Lisa aus Dornbirn hat gerade gekauft“ – oft automatisch generiert.

Dark Patterns erkennen: So schützt du dich 

Tipps gegen Beeinflussung

Dark Patterns sind extrem wirkmächtig und sollen dich beeinflussen, ohne dass du es merkst. Deshalb ist es auch so schwierig, sie zu umgehen. Versuche, die folgenden Punkte zu beachten, um Dark Patterns weniger Chancen zu geben.

  • Nicht vorschnell klicken – lies genau, was du bestätigst: Prüfe, ob Buttons unterschiedlich gestaltet sind – z. B. „Akzeptieren“ auffällig, „Ablehnen“ versteckt. Lies die Formulierungen genau: Wird emotionaler Druck aufgebaut, etwa durch Fragen wie „Willst du wirklich verzichten?“ Achte auf voreingestellte Häkchen bei Zusatzleistungen, Newslettern oder Abo-Optionen.
  • Benachrichtigungen reduzieren – so bleibst du konzentrierter: Deaktiviere Push-Nachrichten in den App-Einstellungen – besonders bei Social Media und Shopping-Apps. Überlege, welche Apps wirklich deine Aufmerksamkeit verdienen – und welche dich nur zurücklocken wollen. Nutze Fokus- oder Nicht-Stören-Modi, um dich bewusst von Reizen abzuschirmen.
  • Kündigungswege vorher prüfen – besonders bei Abos: Informiere dich vor Vertragsabschluss, wie und wo du kündigen kannst – ist der Weg klar und einfach? Achte auf versteckte Kosten oder automatische Verlängerungen im Kleingedruckten. Screenshots oder Notizen helfen dir, später schneller zu kündigen, falls nötig.
  • Geduld üben – lass dich nicht von Zeitdruck-Tricks stressen: Countdown-Timer sind oft künstlich – frage dich: Ist das Angebot wirklich zeitlich begrenzt? Nimm dir bewusst Zeit zum Nachdenken, bevor du etwas kaufst oder zustimmst. Wenn du unsicher bist: Schlaf eine Nacht darüber. Impulskäufe sind oft durch Dark Patterns getriggert.
  • Kritisch hinterfragen – warum wird dir etwas angezeigt? Frage dich: Wer profitiert davon, dass ich jetzt klicke, kaufe oder bleibe? Erkenne Muster: Wiederholt sich ein bestimmter Trick? Wird dein Verhalten gezielt gelenkt? Nutze Browser-Erweiterungen oder Tools, die manipulative Designs entlarven (z. B. Cookie-Banner-Blocker).

Dark Patterns & Recht: Was in Österreich & der EU verboten ist

Grauzone Dark Patterns – wann die Tricks illegal werden

Auch die Gesetzgebung beschäftigt sich mit Dark Patterns – doch nicht jede Methode ist verboten.

  • In Österreich kann es sich bei Dark Patters um irreführende oder aggressive Geschäftspraktiken handeln. Sie können auch gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) verstoßen.
  • Die EU hat mit dem Digital Services Act bestimmte Dark Patterns verboten – zum Beispiel irreführende Cookie-Banner oder erschwerte Abo-Kündigungen. Trotzdem bewegen sich viele Tricks in einer rechtlichen Grauzone.

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Fazit: Dark Patterns erkennen und Selbstbestimmung zurückholen

Mehr Kontrolle im Netz: Warum Wissen der beste Schutz ist

Dark Patterns sind keine harmlosen Tricks, sondern gezielte Manipulation. Sie kosten dich Zeit, Geld und Selbstbestimmung. Je besser du die Muster erkennst, desto leichter kannst du dich schützen.

FAQ - Das solltest du über Dark Patterns wissen

Was sind Dark Patterns?

Dark Patterns sind Design-Methoden in Apps, Websites oder Online-Shops. Sie sollen Nutzer:innen zu Handlungen verleiten, die eigentlich nicht in ihrem Interesse sind – etwa zu Käufen, Datenfreigaben oder langer Bildschirmzeit.

Welche Arten von Dark Patterns gibt es?

Typische Dark Patterns sind künstliche Knappheit („Nur noch 2 Stück verfügbar“), versteckte Abos, voreingestellte Häkchen, manipulative Buttons („Akzeptieren“ groß, „Ablehnen“ klein) oder Fake-Benachrichtigungen.

Viele Dark Patterns bewegen sich in einer Grauzone. In Österreich können sie als unlautere Geschäftspraktiken nach dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) verboten sein. Auf EU-Ebene regelt der Digital Services Act bestimmte Verbote, etwa bei Cookie-Bannern oder Kündigungen.

Wie erkenne ich Dark Patterns?

Achte auf auffällige Buttons, versteckte Kosten, Countdown-Timer oder manipulative Formulierungen wie „Nein, ich will keine Vorteile verpassen“. Solche Warnsignale deuten oft auf Dark Patterns hin.

Wie kann ich mich vor Dark Patterns schützen?

Dein bester Schutz ist Wissen. Wenn du verstehst, was Dark Patterns sind und was sie bezwecken sollen, kannst du sie besser erkennen. Dafür braucht es aber Übung und immer wieder kritisches Hinterfragen, warum dir was wie angezeigt wird. Klicke zudem nicht vorschnell, lies Kleingedrucktes genau, überprüfe den Warenkorb und reduziere Push-Benachrichtigungen. Besonders bei Abos lohnt es sich, vor Vertragsabschluss die Kündigungswege zu prüfen.

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