Arbeit
„a‘Bierle“ ist ein Meisterstück
Ihre Lehre bei Bachmann electronic beschließen Benjamin Frick und Tobias Schwarz mit der Planung, Konstruktion und dem Bau einer elektronisch gesteuerten Schankanlage – die dürfen sie auch behalten.
In diesem Interview
Tanja Kovar: Ursprünglich habe ich eine Kochlehre abgeschlossen. Aber in dem Beruf sind die Arbeitszeiten ziemlich schlecht. Du musst am Abend lange arbeiten und an den Feiertagen, wenn andere frei haben. Du kommst an Weihnachten heim und Deine Familie geht gerade zu Bett, wenn Du mit Arbeit fertig bist. Und sie bezahlen kein attraktives Gehalt. Der ruppige Ton, inklusive Anschreien in der Lehre, all das war ausschlaggebend, dass ich das freiwillige soziale Jahr in der Aquamühle und dann das Kolleg für Sozialpädagogik in Stams gemacht habe.
Tanja Kovar: Ich hab schon in der Jugendarbeit in Feldkirch gemerkt, dass ich gerne mit Jugendlichen arbeite. Sie haben noch eine gewisse Leichtigkeit, haben noch gerne Spaß und sind doch schon halb erwachsen. Was mich täglich motiviert? Wenn ich mitkriege, wie manche vom ersten ins dritte Lehrjahr einen Sprung machen. Wenn ich sehe, dass es funktioniert hat, wie gewünscht, das motiviert mich.
Tanja Kovar: Mich freut es, wenn Jugendliche, die bei uns waren, wieder auf Besuch kommen. Das zeigt mir, dass wir einen Raum geboten haben, in dem sie sich wohlgefühlt haben. Oder als ein Lehrling uns geschrieben hat: Ich bin jetzt bei der Rettung dabei, seid Ihr stolz auf mich?
Tanja Kovar: Bei uns gehen die Zahlen nach oben. Aber wenn es wirtschaftlich schlechter läuft, kommen die jungen Leute eben eher zu uns. Dann, wenn die Wirtschaft eher Angst hat, junge Leute einzustellen.
Tanja Kovar: Das verstehe ich zum Teil. Meine Generation hat noch verinnerlicht, dass das „Schaffa, schaffa“ wichtig ist. Aber wenn man sich das heute anschaut, dann ist der zweite Teil des Spruchs, das Versprechen „Hüsle baua“, nicht mehr möglich. Man muss sich schon fragen, was die Jungen motivieren soll. Andererseits: Wenn die die Jungen wirklich gar keine Ausbildung mehr wollen, dann müssten unsere Lehrwerkstätten eigentlich alle leer sein. Sind sie aber nicht.
Tanja Kovar: Psychische Themen, vor allem Depressionen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es bei manchen gar nicht diagnostiziert wurde. Aber meistens haben die Betroffenen schon von Kindesbeinen an Probleme. Aufstehen, hierherkommen, den täglichen Ablauf bewältigen, das ist nicht für alle gleich einfach. Manche sind eben schwächer und tun sich schwer.
Tanja Kovar: Schon vorab gibt es eine Anamnese am Beginn der Ausbildung. Wir bieten wir bei Bedarf Nachhilfe und Unterstützung an und vor allem Gespräche. Die dienen manchmal auch dazu, die Lehrlinge zu motivieren, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Da sind wir auch gerne beim Erstgespräch dabei, wenn sie das möchten.
Tanja Kovar: In erster Linie Gespräche und Beziehung. Nicht jede Firma hat dementsprechend Ressourcen. Diese Komponente steht nicht an erster Stelle. Aber der oder die Jugendliche muss sich in erster Linie einmal angenommen fühlen, und darf nicht zuerst runtergedeckelt werden. Die wichtigen Fragen lauten: Wo können wir Dich unterstützen? Oder wenn er oder sie krank war: Was war denn los?
Tanja Kovar: Sehr wichtig. Wir holen beide herein, auch die Schule. Ansonsten können Eltern nicht intervenieren. Wir pflegen einen guten Austausch, und unsere Partner sind auch dankbar dafür.
Tanja Kovar: Bei verlängerter Lehre kommt, wenn die Berufsschulklasse nicht geklappt hat, die Berufsausbildungsassistenz in Frage. Sie unterstützt und kann bei Schulen sogar ein vierteljährliches Zeugnis abrufen. Wir haben beim AZV mittlerweile auch eine Betriebspsychologin im Team.
Tanja Kovar: Einen Lehrling habe ich vor Augen, der im ersten Lehrjahr ziemlich oft zu spät kam. Das war ein riesiges Thema, es gab viele Gespräche, Warnungen wurden ausgesprochen. Er war zwar nett, aber einfach nicht auf der Höhe. Im dritten Lehrjahr hat er sich auf einmal zu einem super Mitarbeiter gemausert und die Lehre in der Metallbearbeitung sogar mit gutem Erfolg abgeschlossen.
Tanja Kovar: Peergroups sind ganz wichtig. Wenn einer nur Kollegen hat, die auch nicht berufstätig sind, muss er schon eine sehr starke Persönlichkeit sein, wenn er zu einer Lehre greift.
Tanja Kovar: In erster Linie, dass Lehrlinge gut und in Augenhöhe behandelt werden. Ich steh über Dir und gebe Dir vor, das funktioniert heutzutage nicht mehr so wie früher. Man sollte sie die Jugendlichen Entscheidungen mittreffen lassen. Sie sollen ja später selbstständige Fachkräfte werden, also sollte man ihnen auch etwas zutrauen und ihnen Verantwortung übergeben.
Tanja Kovar: Seid für die Jugendlichen da, auch, wenn einmal etwas nicht rund läuft, verliert den Glauben nicht an sie!
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