Arbeit
1504 Euro für Lehrling erkämpft
Was es bedeutet, wenn sich die Arbeiterkammer stark macht, zeigt der aktuelle Fall einer jungen Frau im Oberland.
Die AK traf Filiz Uzundal (22) im Ausbildungszentrum Vorarlberg zum Interview. Wie erlebt sie die Lehre? Was schwebt Ihr in der Zukunft vor? Was rät sie anderen? Es entspann sich ein beeindruckendes Gespräch.
In diesem Interview
Filiz Uzundal: Das hatte verschiedene Gründe. Ich habe Praktika gemacht beim Tierarzt, im Verkauf, in der Altenpflege. Aber den Malerberuf fand ich so vielseitig, auch wenn er körperlich belastend werden kann. Persönliche Vorbilder gab es keine. Mein Bruder ist Elektrotechniker, mein Onkel arbeitet in der Metalltechnik.
Filiz Uzundal: Ich habe ja meine Lehre in Leipzig begonnen und schließe sie jetzt im AZV ab. Hier ist ein viel besseres Klima, alle sind freundlicher. Das AZV, das ist für mich fast wie Urlaub. In meiner vorigen Firma war es dagegen schon kritisch, wie sie mit anderen umgegangen sind. Mobbing war an der Tagesordnung. Wir hatten auch Behinderte angestellt, aber die wurden genau gleich fertiggemacht.
Filiz Uzundal: Vom Wissenstand her habe ich mich klar weiterentwickelt. Hier ist viel mehr dazu gekommen. Von der Persönlichkeit her bin ich eher gleichgeblieben: Ein wenig schüchtern und zurückgezogen. Wenn die Leute sagen „mach!“, dann mach ich das
Filiz Uzundal: Hier ist es eigentlich egal, welches Geschlecht man hat. Mann, Frau, Trans – das gibt es alles. Hier in Hohenems erlebe ich ein ganz anderes Wohlbefinden.
Filiz Uzundal: Rassistische Vorurteile gab es in der alten Firma, hinterm Rücken, aber auch frontal. Ich nahm es locker, habe es halt gehört und wieder vergessen. Das ging zum einen Ende rein und am anderen wieder raus.
Filiz Uzundal: Sie sollten wissen, was sie wollen. Im handwerklichen Beruf müssen sie damit rechnen, dass es anstrengend werden kann. Es kann auch mal rauer zugehen.
Filiz Uzundal: Ich glaube nicht, dass ich als Malerin weitermachen werde. Ich bin für manche Malerfirmen mit meinen 1,58 m einfach zu klein. Wenn man mit Gerüsten arbeitet und so, ist das schon nachvollziehbar. Ich könnte auf Lackiererin oder Dekorateurin umlernen oder die Malerei mit dem Verkauf verbinden. Auch das Lehramt geht mir noch durch den Kopf. Ich könnte z. B. die Berufsschule anpeilen.
Filiz Uzundal: Die Ausbildung bestehen und wirklich etwas finden, wo ich meinen Platz haben kann, das ist das Wichtigste. Derzeit wohne ich bei meinem Bruder und will ihn auch finanziell unterstützen. Auch meine Eltern möchte ich unterstützen, die sich um die demente Großmutter kümmern.
Filiz Uzundal: Man lernt ja ein Leben lang, egal, was es ist. Zu sagen „man lernt jetzt gar nichts mehr“, das ist einfach grundfalsch.
Filiz Uzundal: Meine Mitlehrlinge und meine Ausbildner und die Pädagogen. Die unterstützen einen, egal, was man hat.
Filiz Uzundal: Man sollte nicht respektlos sein oder sich Chancen vermasseln, indem man auf krank macht. Und man sollte wertschätzen, dass man einen Platz bekommt.
»Die Ausbildung bestehen und wirklich etwas finden, wo ich meinen Platz haben kann, das ist das Wichtigste.«
Filiz Uzundal
Lehrling
Filiz Uzundal: Durchhaltevermögen. Du solltest verstehen können, was man von Dir möchte. Freundlich sein mit seinen Mitmenschen und nicht aus der Reihe tanzen.
Filiz Uzundal: Das ist von Firma zu Firma ganz verschieden. Da gibt es die Unternehmen, die Lehrlinge wertschätzen und die anderen, die Dich nur ausbeuten.
Filiz Uzundal: Wenn junge Leute sagen, dass sie als Hilfsarbeiter:innen mehr verdienen als in der Lehre, das verstehe ich schon. Da braucht es dann ganz individuelle Anreize. Manche Unternehmen bieten den Führerschein an oder den Weg zur Matura.
Filiz Uzundal: Ich war auch mal in der Phase. Man muss sich überlegen, was man in der Zukunft erreichen will. Möchte man später ein Haus, eine Familie haben, im Wohlstand bleiben oder einmal auf der Straße leben. Darüber sollten sie nachdenken, sie können ja nicht immer bei Mutti wohnen.
Arbeit
Klima, Demokratie, Teuerung: Aktuell scheint sich eine Krise an die andere zu reihen – und das schon seit Jahren. Demagogen nutzen die Spannungen und sind im Aufwind. Doch wie soll man dieser Entwicklung entgegentreten? Ideen dazu liefert Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl in ihrem Buch „Solidarität“ und im Interview.
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