Dass sich die Menschen an ihrer Pension erfreuen dürfen, haben sie sich selber erarbeitet: Wer am Ende eines Arbeitslebens sein Werkzeug niederlegt, hat in der Regel genug eingezahlt.
Dass sich die Menschen an ihrer Pension erfreuen dürfen, haben sie sich selber erarbeitet: Wer am Ende eines Arbeitslebens sein Werkzeug niederlegt, hat in der Regel genug eingezahlt. © cottonbro, pexels.com
13.5.2025
Arbeit

Österreichs Pensionsausgaben werden bis 2070 nur wenig ansteigen

Arbeit,Gesellschaft,Gesundheit,Pension

Heuer will SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer 6,4 Milliarden Euro einsparen und kommendes Jahr (2026) noch einmal 8,7 Milliarden. Auch die Pensionist:innen werden ihren Anteil leisten müssen. Wenngleich Österreichs Pensionssystem noch immer stabil ist. „Es beneiden uns viel darum!“

Marterbauer hat zwei ambitionierte Sparbudgets geschnürt, aber er wird sich selber nicht untreu. In seinem Buch über „Angst und Angstmacherei“, das er im Sommer 2022 noch in seiner Rolle als Chefökonom der Arbeiterkammer in der AK Vorarlberg präsentiert hat, beklagte er, was österreichweit gut eingeübter Brauch ist: „Menschen wollen auf soziale Absicherung im Alter vertrauen, stattdessen wird ihnen die Unfinanzierbarkeit des Pensionssystems vorgegaukelt. Mit dieser Angstmacherei sind Profitinteressen verbunden. Unerwähnt bleibt zumeist das schnöde Interesse an (…) immer noch höheren Erträgen aus Pensionsfonds.“

Die Wehklagen über das unfinanzierbare Pensionssystem gehen auch drei Jahre später ins Leere. Der EU-„Ageing Report 2024“ der EU-Kommission zeigt das überdeutlich.

Gegen die unseriöse Panikmache

Der Ageing Report der EU bestätigt, dass Österreichs Pensionssystem grundsolide ist.

Der aktuelle Ageing Report 2024 wurde am 18. April 2024 veröffentlicht. Demnach hat sich die Prognose der österreichischen Pensionsausgaben deutlich verbessert. 2070 sollen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur rund 0,4 Prozentpunkte mehr ausgegeben werden als heute. Im EU-Schnitt kann sich Österreich damit sehen lassen, dort wird das Plus voraussichtlich bei 1,36 Prozentpunkten liegen. Noch 2023 ging man für Österreich von einem Anstieg um einen Prozentpunkt bis 2070 aus.

Der Ageing Report 2024 bescheinigt dem dem österreichischen Pensionssystem eine hohe Stabilität.
Der Ageing Report 2024 bescheinigt dem dem österreichischen Pensionssystem eine hohe Stabilität. © EU Ageing Report 2024, EU KOmmission


Was hat die Lage verändert? Zum einen machen sich die bereits umgesetzten Reformen (etwa bei der Beamtenpension) bemerkbar. Der Rechnungshof hat sich 2009 die Reformen der Beamtenpensionssysteme des Bundes und der Länder im Detail angeschaut. Zusätzlich zu den bereits bis 2007 vorgenommenen Reformen ergab die Überprüfung ein Einsparungspotenzial von ca. 714 Millionen Euro für den Zeitraum von 2010 bis 2049. Davon wurden durch die zwischenzeitlich vorgenommenen Reformen in den Ländern Steiermark (2008) und Vorarlberg (2009) insgesamt bereits vor 15 Jahren 269 Millionen Euro umgesetzt.

Zum anderen erwarten die Experten nach dem Ende der laufenden Pensionierungswelle geburtenstarker Jahrgänge (Babyboomer) eine Entspannung. 2022 machten die öffentlichen Pensionsausgaben (privater Sozialversicherungssektor plus öffentlicher Dienst) inklusive Ausgleichszulage und Rehabilitationsgeld 13,7 Prozent des BIP aus, im Jahr 2070 sollen es 14 Prozent sein.

Bis dorthin ist noch ein weiter Weg. Für 2032 erwartet die EU-Kommission in Österreich einen Höchststand der Pensionsausgaben von 15,1 Prozent des BIP. Diesen „Peak“ verursacht tatsächlich die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generationen, wie Sophie Achleitner, Ökonomin am Momentum Institut, festhält. Langfristig ortet sie jedoch Stabilität.

Analyse

Wie nachhaltig ist Österreichs Pensionssystem? Die Analyse der Zeitschrift für Wirtschaftspolitik „Wirtschaftsdienst“ zeigt, „dass das österreichische Rentensystem einer sinnvoll angelegten Prüfung der Nachhaltigkeit durchaus standhält“.

Besonders beeindruckend sind diese Zahlen, wenn man nicht nur den Pensionsaufwand im Blick hat, sondern auch auf die Pensionsleistungen schaut.  Laut OECD gehört Österreich zu jenen Ländern mit den höchsten Pensionen im Verhältnis zum vormaligen Einkommen. Aus Finanzierungssicht gibt es keinen Grund, dieses Spitzenfeld zu verlassen,  denn im internationalen Vergleich steigen die Pensionsausgaben in Österreich unterdurchschnittlich. Während in der EU der durchschnittliche Anstieg 0,43 Prozentpunkte ausmacht, sind es in Österreich nur 0,36 Prozentpunkte.

Das staatliche Pensionssystem in Österreich finanziert im Übrigen weit mehr als „nur“ die Pensionen: Die Pensionen sind ein fester Bestandteil des Sozialstaatsgefüge, das Armut in hohem Maß reduziert. Ohne öffentliche Sozialleistungen – wie Ausgleichszulage und Rehabilitationsgeld – und öffentliche Pensionen wäre die Zahl der Armutsgefährdeten 2023 in Österreich bei 3,8 Millionen gelegen.

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