Betrübter Mann in Jacke und Mütze sitzt auf einer Stiege
Arbeitslosigkeit kann jeden treffen. © heVisualsYouNeed, Adobe Stock
11. März 2022
Soziales

Arbeitslosen helfen, statt drohen!

Arbeitslosigkeit,Interessenvertretung

Langzeitarbeitslose, Frauen in Teilzeit – moderne Arbeitsmarktpolitik muss benachteiligte Gruppen ermutigen und unterstützen. Davon ist AK-Präsident Hubert Hämmerle überzeugt. Eine Reform darf niemals zum Drohinstrument verkommen.

Unternehmen haben in der Pandemie großzügige Hilfen erhalten. Viele Arbeitnehmer:innen haben dagegen ihren Job verloren. Sie sind quasi über Nacht auf fast die Hälfte ihres Einkommens zurückgefallen. Bedingt durch die hohen Lebenshaltungskosten in Vorarlberg reicht das für viele kaum zum Überleben. „Wir fordern deshalb schon seit langem eine Erhöhung der Nettoersatzrate auf 70 Prozent“, sagt Hämmerle.

Die Erhöhung könnte einer aktuellen Studie im Auftrag der AK zufolge österreichweit rund 37.300 Menschen aus der Armut befreien. Durch den zusätzlichen Konsum könnten langfristig bis zu 14.000 neue Jobs geschaffen werden. Die in Aussicht gestellten Leistungskürzungen hingegen bewirken das Gegenteil. So wie auch die Abschaffung des Zuverdienstes „nur Menschen einfallen kann, die sich weit vom Leben der Betroffenen entfernt haben“.

„Arbeitslose brauchen Hilfe, keine Drohkulissen.“

Hubert Hämmerle

AK-Präsident

AK-Präsident Hubert Hämmerle

AK Vorarlberg fordert Steuergerechtigkeit

Vor allem Frauen sind Hämmerle zufolge häufig auf den geringfügigen Zuverdienst während der Arbeitslosigkeit angewiesen: Eine Mutter verdient z.B. als Teilzeit-Bürokraft im Angestelltenverhältnis in 20 Stunden 1000 Euro brutto. Zusätzlich erarbeitet sie durch eine geringfügige Beschäftigung im Verkauf noch 450 Euro im Monat. Jetzt verliert sie ihren Teilzeitjob und wird arbeitslos.

Wenn sie aufgrund der geplanten Änderungen keine Möglichkeit zum Zuverdienst mehr hat, dann bleiben ihr anstelle der bisherigen 1200 nur mehr 780 Euro zum Leben. Damit liegt sie deutlich unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1328 Euro.

Ein zusätzliches Aussetzen des Arbeitslosengeldes zu Beginn der Arbeitslosigkeit, wie es im Zuge der Einführung eines degressiven Arbeitslosengeldes diskutiert wird, würde Menschen ohne Rücklagen noch rascher in die Armutsfalle drängen.

Eine wirklich ernst gemeinte Reform muss vor allem jene ins Auge fassen, die ohne Job dastehen, nachdem der Arbeitsmarkt wieder angezogen hat: Allein in Vorarlberg suchen derzeit 2260 Frauen und Männer seit über einem Jahr oder länger nach Arbeit. „Viele von ihnen leiden unter hohen Vermittlungshemmnissen.“ Hämmerle denkt an Erkrankungen, Alter, Schuldenproblematik.

„Manche schaffen den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt einfach nicht mehr.“ Sie müssen dringend aus diesem würdelosen Ping-Pong zwischen hoffnungsloser Arbeitssuche und zeitlich befristeter Beschäftigung in einem sozialökonomischen Betrieb erlöst werden. Deshalb fordert die AK Vorarlberg die Einrichtung eines „ChancenMarktes“, der Langzeitbeschäftigungslosen dauerhafte Anstellungen bietet. Und wenn es sein muss, bis in die Pension.

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