5. September 2022
Soziales
Internationale Bodensee-Konferenz bestätigt Forderungen der AK im Pflegebereich
Arbeit,Interessenvertretung,Pflege,Solidarität
In Vorarlberg und rund um den See: Pflegende Angehörige brauchen dringend Hilfe. Die Internationale Bodenseekonferenz bestätigt die Forderungen Arbeiterkammer an die Politik. Das AK-Modell befindet sich jedoch noch immer in der Warteschleife.
In diesem Beitrag
Die Länder und Kantone der Bodenseeregion stellten bei ihrer diesjährigen Tagung das Thema „Zukunft der Pflege – Was bereits heute für morgen getan werden kann“ in den Mittelpunkt. Die AK Vorarlberg war dabei und sieht ihre Forderungen an die Landespolitik bestätigt.
Erschreckende Zahlen
Die Hauptsorge ist in allen Bodensee-Anrainerregionen dieselbe: Die Zunahme des Pflegebedarfs wegen der alternden Bevölkerung und die damit einhergehende Multimorbidität bei gleichzeitig zu geringer Anzahl an verfügbarem Pflegepersonal. Und so sieht der Gesamtbedarf für Pflege und Betreuung im Krankenhaus, in der Langzeitpflege im Pflegeheim und in der mobilen Pflege, sowohl aus dem Titel „Nachbesetzungen wegen Pensionierungen“ als auch aus dem Titel „Zusatzbedarf wegen der demografischen Entwicklung“:
Österreich/Vorarlberg laut GÖG Pflegepersonal-Bedarfsprognose bis 2030:
- Plus 76.000 Pflege- und Betreuungskräfte
- Plus 2.415 Pflege- und Betreuungskräfte
Deutschland laut Pflegereport 2030 der Bertelsmann-Stiftung:
- Plus 434.000 Pflege- und Betreuungskräfte
- Plus 492.000 Pflege- und Betreuungskräfte (unter Berücksichtigung des prognostizierten Rückgangs der häuslichen Pflege)
Schweiz laut Nationalem Versorgungsbericht 2029 des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums:
- Plus 70.500 Pflege- und Betreuungskräfte
Viel mehr ausbilden
Auch was die Auswege aus dieser Spirale betrifft herrscht rund um den Bodensee Übereinstimmung mit den Forderungen der AK. Die lassen sich in zwei Kernsätze fassen:
- Alles tun, dass das bestehende Personal gehalten werden kann
- Viel mehr Personal anwerben und ausbilden
Strategien vonnöten
In der Diskussion zeigte sich allerdings, dass der Mangel nicht alleine durch Recruiting und Ausbildung von Personal behebbar sein wird. Es bedarf noch weiterer Strategien, um künftig eine Pflege und Betreuung für alle, die’s brauchen, zu gewährleisten.
Es muss auch darum gehen, das zu tun, was in allen Pflegestrategie-Papieren steht und was sich 80 Prozent der Pflege- und Betreuungsbedürftigen Menschen wünschen: Die Angehörigenpflege zu Hause möglich machen. Das gelingt nur durch gezielte Förderung. Tut man das nicht, ist der Andrang auf die ohnehin überlasteten professionellen Pflegeangebote noch größer.
AK-Modell bestätigt
Genau hier setzt das AK-Modell an: Pflegende Angehörigen werden diesem Modell zufolge einerseits angestellt und erhalten andererseits eine fundierte Ausbildung.
Die Referent:innen aus der Schweiz und Deutschland bestätigten, dass es in ihren Ländern erste Überlegungen gebe, Familienmitgliedern durch eine Anstellung den Einstieg in die Betreuung und Pflege ihrer Angehörigen zu ermöglichen und so die professionellen Pflegestrukturen zu entlasten.
Land weiterhin zögerlich
„Da sind wir in Vorarlberg schon weiter“, erklärt AK-Präsident Hubert Hämmerle. „Die AK hat der Landespolitik bereits vor einem Jahr ein konkretes Modell auf den Tisch gelegt. Nur umgesetzt ist es vom Land leider noch nicht – ein Fehler! Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Pflege und Betreuung zu Hause zu ermöglichen“, ist Hämmerle überzeugt.
Für viele berufstägige Menschen ist ein Ausstieg aus dem Beruf oder eine Doppelbelastung durch Beruf und Pflege keine reale Option. Für diese Situationen braucht es das AK-Modell „Anstellung von pflegenden und betreuenden Angehörigen“!
Die AK hat auf ihrer Website zahlreiche nützliche Informationen zur Pflege zusammengetragen.
Auch das AK-Modell für die Pflege daheim finden Interessierte auf der hier kostenlos zum Download.
Am BFI der AK Vorarlberg werden Pflegeberufe ausgebildet. Am Sozial Campus finden sich alle aktuellen Angebote.
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