23.03.2023
Konsum
Bernhard Heinzle: „Die Regierung befeuert den Teufelskreis, statt ihn zu unterbrechen!“
AK-Präsident,Bauen & Wohnen,Interessenvertretung,Interview,Konsum,Mieten,Wohnen
Nun ist es fix, die dringend notwendige Mietpreisbremse wird nicht kommen. Über so viel Kurzsichtigkeit ist unser AK Präsident Bernhard Heinzle maßlos verärgert.
Dass die Bundesregierung statt einer Mietpreisbremse und nachhaltigen Entlastung für hunderttausende Haushalte nun erneut ein „Almosenpaket“ schnürt, ist für unseren AK Präsidenten Bernhard Heinzle eine große Enttäuschung. Die Mietpreisbremse hätte nicht nur die Mieter:innen langfristig entlastet, sondern auch die in Österreich alarmierend hohe Inflation bekämpft. Nun werden die Mieter:innen zu Almosenempfängern degradiert.
Herr Heinzle, dass die Mietpreisbremse platzen würde, hat sich in den letzten Wochen abgezeichnet. Was war Ihre erste Reaktion heute?
Ich bin so maßlos enttäuscht von dieser Entscheidung, das ist schwer in Worte zu fassen. Die Menschen werden von der Regierung einmal mehr zu Almosenempfängern gemacht. Das ist Politik auf dem Rücken vieler Menschen. Vermieter werden geschützt, die Mieter im Stich gelassen. Statt einer nachhaltigen Lösung gibt es Einmalzahlungen, die erst recht wieder die Arbeitnehmer:innen finanzieren müssen, weil sie die meisten Steuern in diesem Land bezahlen.
Der beschlossenen Wohnkostenbeihilfe können Sie nichts abgewinnen?
Dass der Wohnkostenzuschuss wieder nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, zeigen schon die Zahlen. Geplant sind 225 Millionen Euro. Die Erhöhung aller indexgebundenen Mieten traf die Mieter:innen schon im Vorjahr mit rund 400 Millionen Euro. Die Einmalzahlung verpufft, die Mieterhöhung bleibt. Wir brauchen dringend einen Eingriff in den Wohnungsmarkt.
Wohnen ist ein Menschenrecht. Kennst du das 5-Punkte-Programm unseres AK Präsidenten Bernhard Heinzle für leistbares Wohnen schon?
In Vorarlberg werden die Menschen von den steigenden Mietpreisen besonders hart getroffen, warum?
Fast 40 Prozent der Vorarlberger:innen wohnen in Miete. Sie zahlen nach Salzburg im Bundesländervergleich die höchsten Mieten in ganz Österreich. In Vorarlberg bedroht die Teuerung längst den Mittelstand. Junge Familien, Arbeitnehmer:innen mit geringeren Einkommen und Alleinerziehende können sich die eigenen vier Wände schon jetzt oder bald nicht mehr leisten.
Der Regierung wird mangelnde Inflationsbekämpfung vorgeworfen. Welche Rolle spielen hier die Mieten?
Es ist die vorrangige Aufgabe der Regierung, die hohe Inflation zu bekämpfen. Sie tut nicht nur das nicht, sie befeuert die Inflationsspirale sogar noch. Die Mietpreisbremse wäre nicht nur für hunderttausende Menschen eine langfristig hilfreiche Maßnahme gewesen, sie hätte auch aktiv die Inflation bekämpft. Wer Geschichte gelernt hat, weiß, wie verheerend die Folgen hoher Inflation sein können. Der Wert des Geldes muss stabil bleiben, das ist enorm wichtig.
Die Grafik zeigt es deutlich: Die Kosten fürs Wohnen zählen zu den größten Treibern der Inflation. © Matthias Schnetzer
Was sind Ihre Forderungen in Richtung Politik, ist die Mietpreisbremse nun für immer gestorben, oder sehen Sie noch eine Chance?
Wir brauchen eine grundlegende Mietrechtsreform, doch wenn sich der Gesetzgeber nicht einmal in diesen Zeiten zu einer Inflationsbremse für alle Wohnungsmieten durchringen kann, ist der Weg noch weit. Es braucht ein einheitliches Mietrecht, das alle Mieter:innen schützt. Mehrere Länder in Europa haben schon wirksame Mietpreisbremsen, unter anderem auch unsere Nachbarn. In der Schweiz gibt es schon seit vielen Jahren eine Mietpreisbremse. Was in der Schweiz geht, muss auch bei uns möglich sein.
AK Präsident Bernhard Heinzle bei der Präsentation der jüngsten AK Wohnumfrage. © Dietmar Stipovsek
Ergebnisse der AK Wohnumfrage
Mehr als 2.000 Vorarlberger:innen haben im Jänner an der großen AK Wohnumfrage teilgenommen und ihre persönliche Situation geschildert. AK Direktor Rainer Keckeis und AK Präsident Bernhard Heinzle präsentierten bei einer Pressekonferenz im AK Saal die Ergebnisse.
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