Ein geöffneter Joghurtbecher von oben fotografiert.
Noch gut? Das sagen dir viel eher deine Sinne, als das MHD. © AK
4.7.2025
Konsum

Schauen, riechen, schmecken: Wieso du das MHD oft außer Acht lassen kannst

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Warum die Sinne oft besser sind als das Datum und Probieren über vorschnelles Wegwerfen geht.

Stell dir vor, du holst dir Joghurt aus dem Kühlschrank. Doch der Blick auf den Deckel zeigt: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist seit ein paar Tagen überschritten – was tust du? Bei vielen Konsument:innen landet das Joghurt im Müll. Dabei wäre es oft noch vollkommen genießbar. Millionen Tonnen an Lebensmitteln teilen dasselbe Schicksal, weil viele das MHD mit einem Verbrauchsdatum verwechseln. Doch während das Verbrauchsdatum eine klare Warnung ist (»Nicht mehr essen!«), bedeutet das MHD nur: mindestens haltbar bis (meistens aber darüber hinaus).

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Werbung ist allgegenwärtig – ob im Fernsehen, auf Social Media oder beim Blättern in einer Zeitschrift. Aber wie genau beeinflusst sie unser Kaufverhalten? Und wie kannst du dich dagegen wehren?

Ein Datum, zwei Wahrheiten

Joghurt kann Wochen länger halten. Milch? Rieche daran! Eier? Der Schwimmtest zeigt es: Sinkt das Ei, ist es noch gut. Hartkäse? Bekommt eher Charakter als Schimmel. Doch weil wir Menschen oft zu vorsichtig sind und manchmal blind aufs Datum schauen, landen in Europa jährlich fast 60 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Das entspricht einer durchschnittlichen Abfallmenge von 132 Kilogramm pro Kopf. Über die Hälfte der Lebensmittelabfälle entsteht in privaten Haushalten.

Und nicht nur das: Werfen wir Essen weg, verschwenden wir damit auch Energie, Wasser und Ressourcen. Ein Liter Milch benötigt mehr als 600 Liter Wasser, bis er im Kühlregal steht. Ein Kilogramm Reis? 1.900 Liter. Ein Kilogramm Rindfleisch? Etwa 15.000 Liter pro Kilo. All das verpufft, wenn ein Produkt im Müll landet, nur weil ein Datum auf der Packung dies zu diktieren scheint.

Die Auswirkungen dieser Verschwendung auf die Umwelt sind immens. Jedes weggeworfene Lebensmittel verursacht nicht nur unnötige CO₂-Emissionen bei der Produktion, sondern auch beim Transport und bei der Entsorgung. Laut dem Weltklimabericht sind bis zu 37 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen auf das Nahrungsmittelsystem zurückzuführen.

Die Sinne sind die beste Kontrolle

Deine Nase, dein Geschmack und deine Augen sind meist verlässlicher als ein Datum auf einer Verpackung. Riecht es frisch? Sieht es gut aus? Schmeckt es normal? Dann ist es ziemlich sicher essbar. Urteilst du nur nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum, wirst du viele einwandfreie Lebensmittel entsorgen. Die sinnliche Prüfung ist keine Wissenschaft – sie ist eine vergessene Kunst. Vor ein paar Generationen noch mussten sich die Menschen auf ihre Sinne verlassen, nicht auf Zahlen. Sie mussten einschätzen, ob ein Nahrungsmittel noch gut war oder nicht. In einer durchregulierten Welt geht diese Fähigkeit verloren. Aber man kann sie zurückgewinnen: Vertraue deinen Sinnen mehr als dem Datum. Bei besonders empfindlichen Lebensmitteln wie rohem Fleisch oder Fisch musst du natürlich vorsichtiger sein – hier gilt das Verbrauchsdatum tatsächlich als wichtiger Indikator. Aber für Milchprodukte, Obst, Gemüse, Brot, Konserven? Da sind die Sinne der beste Ratgeber.

Wegwerfen ist wie Geld verbrennen

Verschwendung kostet nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld. In Österreich landen jedes Jahr genießbare Lebensmittel im Wert von bis zu 800 Euro pro Haushalt im Müll. Dabei wäre dieses Geld besser investiert: in frische Lebensmittel, faire Löhne für Produzent:innen oder schlicht in etwas, das du wirklich brauchst. Stell dir vor: 800 Euro in Scheinen – würdest du die einfach in den Müll werfen? Natürlich nicht. Aber genau das geschieht in vielen Haushalten, ohne dass es bemerkt wird. Eine stille Verschwendung, die sich zu einem gigantischen wirtschaftlichen Schaden summiert.

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Kleine Schritte, große Wirkung

Du fragst dich: Was tun? Du kannst mit einfachen Maßnahmen beginnen: Plane deine Einkäufe. Kaufe nur, was du wirklich brauchst. Bewahre Lebensmittel richtig auf – kühl, dunkel, luftdicht. Und vor allem: Vertraue deinen Sinnen statt dem Datum.

In Vorarlberg gibt es Projekte gegen Lebensmittelverschwendung. „Tischlein deck dich“ oder der „Offene Kühlschrank“ sind engagierte Initiativen. Eine weitere Möglichkeit ist nur einen Klick entfernt: Mit der aus Dänemark stammenden App „Too good to go“ erfahren Sie, welche Geschäfte und Restaurants in Ihrer Nähe übrig gebliebene Lebensmittel anbieten und ein günstiges Überraschungssäckle bereitstellen. Seit 2020 ist die App auch bei uns verfügbar, 2022 waren bereits 170 Vorarlberger Betriebe dabei.

Also, wenn du das nächste Mal die Kühlschranktür öffnest und zum Joghurt greifst: Vertraue auf deine Sinne, nicht auf das Datum.

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