30.7.2024
Bildung
Sich einsetzen für eine bessere Zukunft macht Menschen glücklich
Klimawandel,Konsum,Kultur,Mobilität,Nachhaltigkeit
„Wer sich einsetzt für eine bessere Zukunft, der fühlt sich doch gleich viel besser!“ Österreichs renommierteste Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb sagt das bei den Disputationes in Salzburg augenzwinkernd. Aber sie meint es ernst. Denn viel Zeit haben wir nicht mehr.
In diesem Beitrag
Stromschnellen schon heute
Im November 2023 hat die heute 75-Jährige ihr neuestes Buch in der AK Reihe „Wissen fürs Leben“ vorgestellt. Der Name ist Programm: „Für Pessimismus ist es zu spät.“ Hatte sie damals noch das Bild einer Gesellschaft vor Augen, die auf einen gewaltigen Wasserfall zutreibt, so hat sie umdenken müssen: „Es ist ein laufender Prozess. Wir treiben in einem Wasser, das uns zunehmend mit Stromschnellen und scharfkantigen Felsen zu schaffen macht. Wir spüren längst auch hierzulande die Entwicklung, die schlechter kaum sein könnte.“
Drei Kriterien des Untergangs
Weltweit haben Wissenschaftler den Untergang von 80 Zivilisationen untersucht und drei Kriterien gefunden, die für den Niedergang entscheidend waren: Klimawandel, Umweltzerstörung und soziale Ungerechtigkeit. Das liest sich wie eine Beschreibung unserer aktuellen Situation. Aber gibt es denn noch Hoffnung?
Helgas Kromp-Kolb ist 75 Jahre alt. Sie hält gar nichts davon, die Lösung der Klimamisere den Jungen aufzubürden. © Michaela Greil, Erzdiözese Wien
Wir kennen die Lösung
„Ja“, betont Helga Kromp-Kolb, „denn wir wissen ja, wie die Lösung ausschaut!“ Dabei zitiert sie Angela Merkel, die sich unter dem Eindruck der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 den Satz abgerungen hat: „Wir brauchen eine völlig neue Art des Wirtschaftens.“ Und auch des Denkens, fügt Kromp-Kolb hinzu, „denn wir müssen unsere Art des Umgangs mit der Natur dringend revidideren.“
Fuß- und Handabdruck
Es geht darum, unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, unseren Handabdruck aber größer zu machen. Der Begriff "Handabdruck" steht für die Aktivitäten einer Person, die nicht nur die eigenen Umweltauswirkungen, sondern auch jene anderer Personen verringern. Und was wäre das? „Reden Sie mit Ihren Freunden!“, fordert Kromp-Kolb, „schreiben Sie Briefe an Politiker, beteiligen Sie sich an Demos!“ Das Publikum der Disputationes im Rahmen der Salzburger Festspiele reagiert etwas verhalten. Aber Österreichs Ikone im Kampf gegen den Klimawandel gibt ihren Zuhörer:innen drei Fragen mit, die den Weg in eine bessere Zukunft pflastern:
Die drei entscheidenden Fragen
Was ist uns wirklich wichtig? "Demokratie vielleicht oder eine gewisse Grundsicherung?"
Was lassen wir los? Küstenstädte, wenn die Pegel steigen? Skigebiete, wenn kein Schnee mehr fällt? "Oder das Auto?", fügt Kromp-Kolb tückisch hinzu.
Was haben wir schon einmal gelernt, was uns heute helfen könnte? Es gibt Völker, gibt Kromp-Kolb zu bedenken, die der Natur einen Rechtsstatus zubilligen: Da wird die Natur zum Subjekt, nicht mehr bloß Objekt, mit dem ich alles machen kann.
Helgas Kromp-Kolb ist 75 Jahre alt. Sie hält gar nichts davon, die Lösung der Klimamisere den Jungen aufzubürden. „Jetzt müssen schon die handeln, die das Problem verursacht haben und heute an den Schalthebeln sitzen.“ Sie will damit nicht Jung gegen Alt ausspielen, beileibe nicht. "Aber alle müssen wir an einem Strang ziehen, sonst geht sich das echt nicht mehr aus."
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Was erwartet Sie bei Wissen fürs Leben?
Helga Kromp-Kolb hat ihr jüngstes Buch im November 2023 bei "Wissen fürs Leben" vorgestellt. In dieser AK Reihe treten Vertreter aus Wissenschaft, Kultur, Religion und Philosophie vors Mikrophon. Die Besucher:innen erwartet eine Vielfalt an inspirierenden und hilfreichen Gedanken. Alle Termine unserer Vortragsreihe finden Sie hier – wir freuen uns auf Ihre Anmeldung! Die Teilnahme ist gratis.
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