Lächelnde Sozialbetreuerin mit türkisfarbener Halskette vor grüner Bergkulisse – engagiert im Beruf und ehrenamtlich als Gruppenleiterin bei den Pfadfindern aktiv, Symbol für soziale Verantwortung und Teamgeist.
In Nicole Mayers Leben dreht sich alles um das Soziale – sowohl im Job, als auch im Ehrenamt. © Patricia Keckeis
22.09.2025
Arbeit

Freiraum und ein sicherer Rahmen

Arbeit,Freizeit,Gesellschaft,Vorarlberg

Ursprünglich hat Nicole Mayer Tischlerin gelernt. Doch längst dreht sich für die zweifache ­Mutter ­sowohl beruflich als auch ­privat alles darum, ­Kindern einen sicheren Rahmen und Freiraum für ihre ­Entwicklung zu geben.

Es ist Anfang der 1990er-Jahre, als ­Nicole ihre Lehre zur Tischlerin macht. »Damals war das noch nicht so einfach unter so vielen Männern«, erinnert sie sich. »Als ich dann einen neuen Werkstattmeister bekommen habe, hat es für mich nicht mehr gepasst.« Die junge Frau kündigt und hilft zunächst ein paar Monate in einem Kindergarten aus, bevor sie eine fixe Stelle in einem Möbelhaus annimmt. Knapp ein Jahr später jedoch merkt sie: Das ist ein Holzweg. Also kehrt sie zurück und bleibt zehn Jahre Kindergartenhelferin. Doch Nicole möchte mehr. Sie macht eine Ausbildung zur Sozial­betreuerin in der heutigen Kathi-­Lampert-Schule und wechselt 2006 schließlich ins Vorarlberger Kinderdorf.

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Nicole, die Sozialbetreuerin

18 Jahre lang arbeitet Nicole dort in der Auffanggruppe. Hier finden Kinder von fünf bis 14 Jahren Soforthilfe, wenn in familiären Krisen das Kindeswohl gefährdet ist. In der temporären Wohngemeinschaft ist immer eine sozialpä­dagogisch ausgebildete Bezugsperson vor Ort, die Halt und Struktur gibt. Ein- bis zweimal pro Woche ist Nicole in dieser Funktion rund um die Uhr für die Kinder da. Für 24 Stunden übernimmt sie all jene Aufgaben, die in jeder großen Familie anfallen: vom Wecken am Morgen und den Vorbereitungen für den Schultag über gemeinsame Mahlzeiten, das Helfen bei den Hausaufgaben und Spiele und Ausflüge am Nachmittag bis zum Vorlesen am Abend. Dazu kommen die Koordination von Besuchen der Familien, Dokumentation und vieles mehr.

Nicole mag ihren Job sehr. Auch die gute Vereinbarkeit mit ihrer eigenen Familie – inzwischen hat sie selbst zwei Kinder – kommt ihr sehr entgegen. Mit den Jahren jedoch nehmen die akuten Krisen zu und Nicole merkt, dass sie an ihre Grenzen kommt – es wird Zeit für eine Veränderung. Leicht macht sie sich die Entscheidung nicht, doch 2024 wechselt sie innerhalb des Vorarlberger Kinderdorfs schließlich in die lebensweltorientierte Betreuung der Paedakoop. Hier werden Kinder zwischen sechs und 16 Jahren betreut, die größtenteils zu Hause leben, aber in der Einrichtung die Pflichtschule besuchen und in ihrer Freizeit oder während der Ferien sozialpädagogisch betreut werden. Dafür ist Nicole zuständig. Während der Schulzeit gestaltet sie die Nachmittagsbetreuung vor Ort oder macht Ausflüge und sorgt für Abwechslung und viel Bewegung im Freien. Im sogenannten Fachdreieck gemeinsam mit der jeweiligen Lehrperson und dem/der Elternberater:in begleitet sie auch die Familien. Auch wenn ihre ­Dienste hauptsächlich tagsüber statt­finden und in ihrer aktuellen 60-Prozent-Anstellung nicht mehr ganz so fordernd sind, ist die Verantwortung dennoch hoch. Ausgleich findet Nicole in regelmäßiger Bewegung draußen – »und natürlich bei den Pfadis«, lacht sie.

Lächelnde Sozialbetreuerin mit türkisfarbener Halskette vor grüner Bergkulisse – engagiert im Beruf und ehrenamtlich als Gruppenleiterin bei den Pfadfindern aktiv, Symbol für soziale Verantwortung und Teamgeist
Seit sie acht Jahre alt war, ist Nicole bei den Pfadfindern. Heute ist sie Gruppenleiterin. © Patricia Keckeis


Nicole, die Pfadi-Gruppenleiterin

Auch bei den Rankweiler Pfadfinder:innen reichen Nicoles Wurzeln tief: Mit acht Jahren kommt sie zu den Wichteln, und nachdem sie alle Alters­stufen absolviert hat, leitet sie mit achtzehn ihre erste eigene Gruppe. »Das waren alles Jugendliche von vierzehn bis siebzehn – und ich habe es geliebt«, gerät sie noch heute ins Schwärmen. »Man hört oft, Jugendliche hätten keine Lust auf irgendetwas, ­dabei lassen sie sich durchaus begeistern«, ist sie überzeugt.

»Man hört oft, Jugendliche hätten keine Lust auf irgendetwas, dabei lassen sie sich durchaus begeistern.«

Nicole Mayer

Pfadi-Gruppenleiterin

Mit den Jahren kommt Nicole dafür neben ihrer Erfahrung auch das Know-how sehr zugute, das sie durch ihre Arbeit mitbringt. »Es braucht einfach gemeinsame Aktivitäten, die Spaß machen, gute Strukturen und natürlich ein paar Regeln.« 2011/12 steigt Nicole in die Gesamtgruppen­leitung der Pfadfinder:innen Rankweil ein. Damit trägt sie gemeinsam mit ihrem damaligen Kollegen David die Verantwortung für alle Leiter:innen – zuletzt waren es 42. Drei Abende pro Woche investiert Nicole mindestens in Teamsitzungen, in die Vorbereitung von Aktivitäten wie Gruppen­lagern oder anderen internen und öffentlichen Events oder die Organisation von Weiterbildungen. Dazu kommt laufende Dokumentations- und Recherche­arbeit zu Hause am Rechner.

Ganz schön viel Arbeit, die Nicole sich zuletzt mit ihren Kolleginnen Michaela und Conny teilt – und die ihr nach wie vor riesigen Spaß macht. Trotzdem ist sie überzeugt: Man darf den geeigneten Zeitpunkt zur Übergabe nicht versäumen. Deshalb hat Nicole die Gruppenleitung mit dem Pfadi-Jahr 2025/26 nach dreizehn Jahren abgegeben. Doch wird sie damit kürzer treten? Eher unwahrscheinlich, denn im kommenden Jahr wird sie sich einer neuen Aufgabe stellen und als Obfrau zur Verfügung stehen.

Im Takt der Berge

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Gemeinsam geht alles

Es kommen also weiterhin eine Vielzahl von Aufgaben und wohl noch mehr Verantwortung auf Nicole Mayer zu. Wie schafft sie das alles? »So wie bisher auch: mit Spaß an der Sache, mit einem großartigen Team und natürlich mit der Unterstützung meiner ganzen Familie.« Dafür ist Nicole besonders dankbar, denn ihr Mann Roland, ihre Mutter Melitta und früher auch Oma Resi waren und sind gerade für die Betreuung der Kinder immer zur Stelle. Doch auch wenn Nicole neben ihrem Job oft unterwegs ist, verbringt sie so viel Zeit wie möglich mit ihren ­Lieben – und das genauso aktiv, wie sie es bei ihrer Arbeit und bei den Pfadis ist. »Wir unternehmen viel gemeinsam«, sagt sie. »Das tut uns als Familie gut und gibt uns allen die Energie für Zeiten, in denen wir viel um die Ohren haben.«

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