Eine Frau mit halblangen, blonden Haaren, Angela Schwarzmann, lächelt in die Kamera. Im Hintergrund sieht man ein beeindruckendes Bergpanorama, auf dem teils noch Schnee liegt.
Angela Schwarzmann ist Geschäftsführerin von Warth-Schröcken Tourismus. © Patricia Keckeis
4.7.2025
Arbeit

Tourismus mit Taktgefühl: Wie Angela Schwarzmann Schröcken bewegt – beruflich und musikalisch

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Beruf und Berufung perfekt vereint: Angela Schwarzmann ist nicht nur Geschäftsführerin von Warth-Schröcken Tourismus, sondern auch Dirigentin im örtlichen Musikverein. Wie sie die Berge, die Musik und ihr Team mit Feingefühl leitet – und was sie antreibt.

Wie gelingt es Angela Schwarzmann, ihren Job als Geschäftsführerin von Warth-Schröcken-Tourismus und ihr ehrenamtliches Engagement als eine von drei Dirigentinnen im örtlichen Musikverein in ­Einklang zu bringen? Ein Porträt eines äußerst harmonischen Doppellebens.

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Ein Dorf, zwei Rollen – und jede Menge Harmonie

Angela Schwarzmann lebt und liebt Schröcken – als Tourismuschefin und Musikerin

„Schröcken“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie „zerspringen“ oder „spalten“. Das passt zu der zerklüfteten Gebirgslandschaft, die das Dorf umgibt. Zur eingeschworenen Gemeinschaft in dem 211-Seelen-Dorf passt es jedoch ganz und gar nicht. Genauso wenig wie zu Angela Schwarzmann. Denn in ihrem Doppelleben als Geschäftsführerin von Warth-Schröcken-Tourismus und als Dirigentin des Musikverein Schröcken geht es erstaunlich harmonisch zu.

Vom Saxofon zum Chefposten: Der Einstieg in den Tourismus

Wie ein Anruf aus dem Heimatdorf ihre Pläne veränderte – und den Grundstein für ihre Karriere legte.

Angela ist in Schröcken geboren und aufgewachsen. Sie hat also praktisch die Berge im Blut – und die Musik genauso. Neben all dem, was man als „Kind der Berge“ in seiner Freizeit eben so macht, Skifahren, Wandern, in die Berge gehen …, wächst Angela in enger Verbindung mit der Blasmusik auf. Ihr Vater war Gründungsmitglied des Vereins im Jahr 1964 und bis Mitte der 1990er-Jahre aktiv dabei, bevor er aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste. Angela merkt früh: Sie will auch Musik machen. Also bringt sie sich selbst das Saxofon-Spielen bei und tritt ebenfalls in den Verein ein. „Ich wollte früher sogar mal Musik studieren“, erzählt sie. Doch als sie kurz nach der Aufnahmeprüfung für das Konservatorium ein paar Monate in London verbringt, bekommt sie einen Anruf von ihrem Vater. Das Tourismusbüro in der Gemeinde sei nicht mehr besetzt, hieß es, und man suche dringend jemanden für die Nachfolge. Ob Angela Interesse hätte? Weil sie ohnehin gerade in der Warteschleife hängt, denkt sie sich: „Geld kann ich brauchen, also mache ich das.“ 

Aber nur für ein Jahr, denn dann, so der Plan der damals 21-Jährigen, wird sie sich ganz der Musik widmen. In dem Jahr jedoch merkt Angela, dass ihr die Arbeit im Tourismusbüro richtig gut gefällt. Das Studium beginnt sie zwar, bricht es aber wenig später wieder ab. »Mir war das einfach zu trocken«, sagt sie rückblickend. Also beschließt die junge Frau, im Tourismusbüro zu bleiben. 25 Jahre später ist sie Geschäftsführerin und leitet ein je nach Saison vier- oder fünfköpfiges Team.

Digital, kreativ, regional: Schröcken als stille Tourismusperle

Wie Angela gemeinsam mit ihrem Team den Ort weiterentwickelt – ohne den Charakter zu verlieren.

„Am Anfang war ich eine One-Woman-Show“, erzählt sie. Als sich im Jahr 2008 Warth und Schröcken zu einer Gemeindekooperation zusammenschließen, ist Angela maßgeblich am Konzept für eine gemeinsame Tourismusstrategie beteiligt. Das frische Konzept bringt viele neue Aufgaben mit sich, und auch das Team wächst. Während damals der Gästekontakt hauptsächlich am Telefon stattfand, besteht heute ein großer Teil der Arbeit bei Warth-Schröcken-Tourismus aus Online-Maßnahmen. Doch gerade dadurch ist der Druck massiv gestiegen, denn die laufende Wartung der Daten und die Erstellung von aktuellem Content sind sehr zeitaufwändig und haben den ursprünglichen Aufgabenbereich stark erweitert. „Das klappt auch nur so gut, weil ich ein so großartiges Team habe“, gibt Angela unumwunden zu. Doch der Einsatz lohnt sich: Warth-Schröcken hat sich als Tourismusregion gut entwickelt. Das Selbstbewusstsein und die Mentalität als ruhiger Spot am Arlberg sind gerade im Winter spürbar und werden von den Gästen sehr gut angenommen. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Wirtschaft. Viele junge Warther:innen und Schröckner:innen sehen in ihrem Heimatort eine langfristige Perspektive und haben sich etwas aufgebaut. „Auf diese Entwicklung sind wir natürlich stolz“, sagt Angela. 

»Am Anfang war ich eine One-Woman-Show.«

Angela Schwarzmann

Geschäftsführerin Warth-Schröcken Tourismus

Während der Winter praktisch ein Selbstläufer ist, ist die warme Jahreszeit für das Team die arbeitsintensivste Zeit: „Wir sind ständig dabei, das Angebot weiter auszubauen“, sagt Angela, die auch für die Gäste vor Ort immer mit Rat und Tat zur Stelle ist. „Gerade wenn das Wetter nicht so toll ist, kommen viele Leute bei uns vorbei, suchen Ideen für ein Alternativprogramm oder wollen etwas über das kulturelle Angebot in der Region und im Ort erfahren.“ Und so fügt sich wieder zusammen, was in Angelas Leben schon immer zusammengehört hat. Denn wenn es in Schröcken eine Veranstaltung gibt, ist die Blasmusik meistens mit von der Partie.


Angela Schwarzmann steht in Tracht und mit einem Takstock in der Hand vor einem beeindruckenden Bergpanorama und lächelt in die Kamera.
Wenn Angela Schwarzmann nicht gerade am Dirigentinnenpult steht, spielt sie im Verein nach wie vor Saxofon. © Patricia Keckeis

Mit Taktstock und Teamgeist: Drei Frauen dirigieren den Musikverein

Warum gute Musikführung Teamarbeit ist – und wie Angela auch hier Verantwortung übernimmt.

Rund 70 Mal im Jahr kommt der Verein zu Ausrückungen und Proben zusammen. Bis auf jeweils zwei bis drei Wochen im Frühjahr und im Herbst ist Angela mit der Blasmusik also das ganze Jahr über gut beschäftigt. Denn seit zwei Jahren spielt sie nicht mehr nur Saxofon, sondern verantwortet gemeinsam mit zwei Kolleginnen als Dirigentin auch die musikalische Leitung des Vereins. Seither widmet sie sich wieder sehr intensiv ihrem Hobby. Denn es ist eine ganz andere Sache, ein Instrument zu spielen, als eine ganze Blasmusikgruppe zu leiten. Deshalb war für die drei Dirigentinnen, die sich die musikalische Leitung im Verein teilen, auch von vornherein sonnenklar: Wenn wir das machen, dann nur zu dritt, denn jede der drei Frauen hat eine leitende Position und ist beruflich sehr gefordert. Doch Proben wollen nicht nur abgehalten, sondern auch vorbereitet werden – von den Ausrückungen, Aufführungen und Konzerten einmal ganz abgesehen. Ab dem Frühsommer gestaltet der Musikverein etliche Konzerte, Heimatabende und kirchliche Anlässe im Ort. Mitte Oktober findet das große Jahreskonzert statt, für das schon ab Mitte August intensiv geprobt wird. „Das ist die Zeit, in der ich gelegentlich fast an meine Grenzen komme“, räumt Angela ein. 40 Prozent ihrer Freizeit investiert sie eigener Schätzung nach in die Musik. Mindestens. Manchmal, wenn sie spätabends noch vor dem Computer sitzt, neue Stücke raussucht und Übungen recherchiert, kommen ihr die Worte ihres Vaters in den Sinn. „Als ich damals unbedingt auch zum Musikverein wollte, hat er zu mir gesagt: ,Wenn du das machen möchtest, dann mach es g’hörig.' Das hat mich wohl geprägt“, lacht Angela.

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Balance zwischen Konzert und Karriere

Wie sie Job, Verein und Privatleben unter einen Hut bringt – und dabei nie den Rhythmus verliert.

Was der Hobby-Dirigentin hilft, ihrem hohen Anspruch an sich selbst gerecht zu werden, ist ein regelmäßiger Austausch und eine gute Aufgabenteilung mit ihren Kolleginnen, mit denen sie auch eng befreundet ist. „Jede von uns hat etwas, das sie besonders gut kann und gerne tut. Danach teilen wir uns auf“, sagt Angela. Das erleichtert nicht nur den Frauen die Arbeit, es zeigt auch bereits Erfolge. „Wir haben schon öfter das Feedback bekommen, dass sich unser Verein sehr gut weiterentwickelt habe“, freut sie sich. Und natürlich geht man nach einer Probe auch nicht immer gleich nach Hause. „In unserem Verein leben die unterschiedlichen Generationen ein aktives Miteinander. Das genieße ich sehr. Diese starke Gemeinschaft ist für mich das, was das Leben in einem Dorf ausmacht.“

Sonntag ist Wandertag – wenn keine Ausrückung ruft

Wieso auch Angela mal eine Pause braucht – und was sie dann am liebsten tut.

Bleibt neben der Arbeit im Job und im Verein überhaupt noch Zeit für anderes? „Sofern keine Ausrückung auf dem Programm steht, versuchen mein Partner und ich uns den Sonntag für uns freizuhalten“, sagt Angela. Dann unternehmen sie zusammen Dinge, für die Gäste den oft langen Weg nach Schröcken in Kauf nehmen und die Angela schon in ihrer Kindheit und Jugend geliebt hat: Skifahren, Wandern und in die Berge gehen. Und manchmal braucht auch Angela einen Tapetenwechsel. Dann reist sie nach wie vor gerne um die Welt, zuletzt nach New York. Doch nach ein paar Tagen umgeben von riesigen Wolkenkratzern in der anonymen Metropole freut sie sich wieder auf daheim, auf die zerklüftete Bergkulisse rund um ihr kleines Schröcken und darauf, den Ort für Gäste und Einheimische noch ein bisschen schöner zu machen.

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