4.7.2025
Arbeit
Halbe-halbe in der Karenz: Warum Gleichberechtigung bei Theresa und Simon kein Traum bleibt
Arbeit,Beratung,Beruf und Familie,Familie,Ratgeber
Theresa und Simon leben, was viele sich wünschen: echte Gleichberechtigung in der Familie. Wie die beiden Ärzt:innen ihre Karenzzeit partnerschaftlich gestalten – und was andere Paare davon lernen können.
Für viele Vorarlberger:innen ist halbe-halbe noch immer ein Emanzipationsklischee. Doch für Simon Halter und Theresa Schwerzler ist es ein in jeder Hinsicht funktionierendes Familienmodell – auch wenn es um die Aufteilung der Kinderbetreuung geht.
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Gleichberechtigt von Anfang an
Warum 50:50 für Theresa und Simon selbstverständlich ist
„Für mich war immer klar, dass ich in unserer Beziehung keine klassische Rollenverteilung will“, sagt Theresa. Simon nickt. „Und für mich war das nur fair“, ergänzt er. Die beiden sind seit 2018 ein Paar. Ihr Sohn Jakob ist 13 Monate alt und das erste Kind der Ärztin und des Arztes, die beide im Landeskrankenhaus Feldkirch arbeiten. „Als Jakob unterwegs war, war für mich klar, dass ich auch in Elternzeit gehen werde“, sagt der 41-jährige Vater. „Anfangs dachte ich allerdings eher an das typische 12+2 Modell, bei dem die Frau zwölf und der Mann zwei Monate in Karenz geht.“ Doch Theresa besteht auch hier auf 50-50 – und Simon ist einverstanden.
»Als Jakob unterwegs war, war für mich klar, dass ich auch in Elternzeit gehen werde.«
Simon Halter
Vater und Arzt
Hey, Baby!
Zwischen Babybad, Schlafmangel und neuen Routinen
Die ersten Monate bleibt Theresa zu Hause. Simon nimmt den Papamonat und geht anschließend wieder arbeiten. Nach den Diensten, die auch mal 24 Stunden dauern können, nimmt er seiner Frau das Kind ab. Wie oft er beim Ins-Bett-Bringen gemeinsam mit dem Baby eingeschlafen ist, kann er gar nicht zählen. Dabei hatte er, wie er offen zugibt, manchmal auch den Eindruck, dass Theresa einen weniger anstrengenden Tag gehabt haben muss als er. Eine Vorstellung, die sich schnell relativiert, als das Paar die Rollen tauscht und Simon nach dem gemeinsamen Übergangsmonat mit dem Baby alleine zu Hause ist. Jakob ist zwar ein unkompliziertes Kind, doch auch der Haushalt will erledigt und Termine, etwa bei der Kinderärztin, wollen wahrgenommen werden. Mindestens zweimal jeden Tag geht Simon mit dem Kleinen raus, zum Spazierengehen, zum Einkaufen, oder er trifft sich auf einen Kaffee mit einem Freund, der ebenfalls gerade in Karenz ist. Auch zum Babyschwimmen gehen die Väter gemeinsam. „Man schafft eigentlich nie alles, was man sich vorgenommen hat, trotzdem kann so ein Tag ganz schön lang werden“, weiß er heute. „Da ist man am Abend wirklich fix und fertig und einfach nur froh, wenn man das Baby kurz abgeben kann.“ Dass Theresa und er durch die geteilte Karenz sowohl die eine als auch die andere Seite der Elternschaft kennengelernt haben, habe ihnen definitiv gut getan, auch als Paar.
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Vorbilder, wohin man(n) schaut
Warum mehr Männer in Karenz gehen sollten – und was Arbeitgeber damit zu tun haben
Auch für Simon persönlich ist die Karenz eine Bereicherung. „Ich bin unheimlich froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte“, sagt er. Denn er ist sich durchaus bewusst, dass nicht überall, wo Eltern sich „halbe-halbe“ wünschen würden, die Voraussetzungen so ideal sind wie bei ihnen: Theresa und Simon haben denselben Beruf und verdienen annähernd gleich viel. Auch dass Simons Chef ihn in seinem Vorhaben voll unterstützt hat, sieht er als Privileg. „Wenn du in einem Umfeld arbeitest, wo dein Chef mit den Augen rollt und deine Kollegen Witze reißen, weil du als Mann in Karenz gehen möchtest, ist die Hemmschwelle sicher höher.“ Doch auf der Internen I, wo Simon arbeitet, sind bereits vor ihm einige Männer in Karenz gegangen, die meisten haben vier bis sechs Monate in Anspruch genommen. Dementsprechend positiv fallen die Reaktionen bei den Kolleg:innen und dem Chef aus, als es bei Simon so weit ist. „Unser Chef hat wirklich überragend reagiert“, erzählt Simon. Auch als er ankündigt, dass er sieben Monate Karenz nehmen und im Anschluss nur noch 80 Prozent arbeiten will, gibt es weder Diskussionen noch kommt Druck, es irgendwie anders zu machen. „Gerade in unserer Berufssparte ist das nicht selbstverständlich“, sagt Simon und ergänzt: „Die Entscheidung wäre mir sicherlich schwerer gefallen, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, ich wäre bei meiner Rückkehr in den Dienst nur noch eine Art Lückenfüller.“ So jedoch kann er dort anknüpfen, wo er einige Monate zuvor aufgehört hat – und er würde es jederzeit wieder genauso machen.
Die nächste Gelegenheit lässt auch gar nicht lange auf sich warten, denn Theresa ist wieder schwanger. Im Juli erwarten die beiden ihr zweites Kind. Wird es auch hier wieder halbe-halbe heißen? „Ganz genau!“, antwortet Simon prompt. „Und ich freue mich schon sehr darauf.“
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