Junge Frau sitzt konzentriert an ihrem Arbeitsplatz im Büro und wirkt nachdenklich – Symbolbild dafür, Anzeichen von Gewalt oder Konflikten am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen.
Gewalt am Arbeitsplatz beginnt oft schleichend – so erkennst du frühe Anzeichen. © Anna Shvets, Pexels
24.11.2025
Arbeit

So erkennst du Gewalt am Arbeitsplatz und gehst gegen sie vor

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Über Gewalt am Arbeitsplatz muss gesprochen werden. Erfahre, welche Arten von Gewalt es gibt – körperlich, psychisch oder sexuell – und wie du sie meldest. Wir zeigen dir konkrete Schritte und Anlaufstellen in Vorarlberg.

Gewalt am Arbeitsplatz ist inakzeptabel. Aber wie ist Gewalt am Arbeitsplatz genau definiert? Was kannst du wie melden und wo findest du Hilfe? Wir haben für dich das Wichtigste zu Gewalt am Arbeitsplatz zusammengefasst.

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Gewalt am Arbeitsplatz: Definition & Beispiele

Eine genaue Begriffsbestimmung gibt die Internationale Arbeitsorganisation ILO. Sie definiert Gewalt am Arbeitsplatz als „jede Handlung, Begebenheit oder von angemessenem Benehmen abweichendes Verhalten, wodurch eine Person im Verlauf oder in direkter Folge ihrer Arbeit schwer beleidigt, bedroht, verletzt, verwundet wird“. Das können körperliche Angriffe, aber auch psychische Verletzungen sein, zum Beispiel durch Bedrohungen, Beleidigungen oder andere respektlose Handlungen. Also: Gewalt ist jedes Verhalten, das einer Person schadet.

In Bezug auf Arbeit unterscheidet man vorrangig drei Arten von Gewalt: körperliche, psychische und sexuelle Gewalt.

Körperliche Gewalt am Arbeitsplatz erkennen

Körperliche Gewalt umfasst unter anderem Schlagen, Treten, Schubsen oder das Bewerfen mit Gegenständen – also alle Handlungen, die jemanden verletzen können.

Auch Zwang gehört dazu: Nötigt jemand dich, Alkohol zu trinken oder andere Drogen zu konsumieren, handelt es sich ebenfalls um Gewaltausübung.

Psychische Gewalt und Mobbing am Arbeitsplatz

Psychische Gewalt ist unsichtbar, aber keineswegs harmlos. Darunter fällt Mobbing, also absichtliche, gezielte und wiederholte Angriffe mit dem Ziel, die gemobbte Person auszugrenzen. Das können beispielsweise Beleidigungen, Beschimpfungen oder auch kleine Sticheleien sein. Über längere Zeit hinweg können solche Handlungen Betroffenen seelisch enorm zusetzen.

Dein:e Chef:in reitet wiederholt auf deiner Arbeit herum, leitet wichtige Informationen wiederholt nicht an dich weiter oder stellt dich immer wieder vor anderen Kolleg:innen bloß? Dann erfährst du Bossing: eine Sonderform des Mobbings, bei dem der oder die Vorgesetzte die mobbende Person ist.

Eine häufige Form der psychischen Gewalt am Arbeitsplatz ist das Gaslighting. Dabei verzerrt der oder die Täter:in durch Lügen, Unterstellungen und Verdrehungen bewusst und gezielt deine Selbstwahrnehmung.

  • „Das haben wir doch besprochen“, behauptet dein Kollege, obwohl das nie der Fall war?
  • „Du hättest dich doch melden sollen, das war deine Verantwortung“, sagt deine Chefin, obwohl sie auf deine Mails zum Thema nie reagiert hat?

Genau das ist klassisches Gaslighting. Betroffene zweifeln dabei im Laufe der Zeit immer stärker an sich selbst – das kann bis hin zu ernsthafen psychischen Erkrankungen führen.  

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erkennen

Das Gleichbehandlungsgesetzsagt klar: Sexuelle Belästigung ist, was als solche empfunden wird und für die betroffene Person unerwünscht ist. Starrt dein Kollege dich etwa durchdringend an und du empfindest es als unerwünschte sexuelle Belästigung, dann ist es das auch – egal, ob der Kollege das abstreitet. 

Weitere Beispiele sind

  • Unerwünschtes Anfassen oder Grapschen
  • Anzügliche Bemerkungen über Aussehen, Figur oder Verhalten
  • Pin-Up-Poster am Arbeitsplatz
  • Unerwünschte digitale Nachrichten, Nacktbilder oder Cyberstalking

Sexuelle Belästigung trifft besonders häufig Beschäftigte im Handel, der Pflege oder der Gastronomie. Kunden, Patienten oder Gäste nutzen dabei ihre Position und das Machtgefälle im Dienstleistungssektor aus.

Gewalt ist gewaltig daneben

Es beginnt oft schleichend. Eine anzügliche Bemerkung hier, eine unerwünschte Berührung da. Was als „harmloser Scherz“ abgetan wird, kann sich zu einem Albtraum entwickeln.

Gewalt am Arbeitsplatz melden: Schritte und Hilfe in Vorarlberg

Erfährst du an deinem Arbeitsplatz Gewalt, unternimm die folgenden Schritte:

  1. Dokumentiere jeden Vorfall mit Datum, Uhrzeit und möglichen Zeug:innen
  2. Sprich die Person direkt auf sein oder ihr Verhalten an – aber natürlich nur, wenn du dich dabei sicher fühlst
  3. Informiere deine:n Vorgesetzte:n oder den Betriebsrat
  4. Suche dir professionelle Unterstützung

In Vorarlberg gibt es mehrere Anlaufstellen zum Thema. Hier findest du Hilfe:

Die Expert:innen der Abteilung Arbeitsrecht bei der AK Vorarlberg unterstützen dich mit einer ersten Rechtsberatung und leiten dich gern an die passenden Fachleute der Beratungsstellen weiter.

Hier geht's zu den AK Expert:innen.


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