Es beginnt oft schleichend. Eine anzügliche Bemerkung hier, eine unerwünschte Berührung da. Was als „harmloser Scherz“ abgetan wird, kann sich zu einem Albtraum entwickeln. Für viele Arbeitnehmer:innen in Österreich ist das bittere Realität: Jede fünfte Frau berichtet von Gewalt am Arbeitsplatz, wie aktuelle Zahlen der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofund) zeigen.
Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch höher. Viele Betroffene schweigen aber aus Scham oder Angst vor beruflichen Konsequenzen. Dabei sind die Folgen für die Betroffenen oft gravierend: Von psychischen Belastungen über körperliche Beschwerden bis hin zur Arbeitsunfähigkeit reicht das Spektrum der Auswirkungen von Gewalt. Umso wichtiger ist es, dass den Betroffenen Hilfe, Schutz und Sicherheit geboten wird.
Laut Eurofund ist jede:r fünfte Arbeitnehmer:in von Gewalt oder Belästigung am Arbeitsplatz betroffen. Zunehmende Konfliktpotenziale wie wachsender Wettbewerbsdruck, Personalmangel, Existensängste und mangelhafte Kommunikation verschärfen das Arbeitsklima in vielen Betrieben. Dass Gewalt und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz immer noch ein massives Problem sind, zeigt sich deutlich in den Beratungen der Abteilung für Arbeitsrecht der AK Vorarlberg. Die Situation ist inakzeptabel. Arbeitgeber:innen stehen in der Pflicht, ein sicheres, gesundes und respektvolles Arbeitsumfeld zu schaffen.
16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen
Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen sind weit mehr als nur ein Zeitraum im Kalender – sie sind ein eindringlicher Aufruf an uns alle, hinzusehen, aufzustehen und zu handeln. Diese bedeutsamen Tage reichen vom 25. November, dem Internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden, bis zum 10. Dezember – dem internationalen Tag der Menschenrechte. Weltweit wird an diesen Tagen das Ausmaß und die verschiedenen Ausprägungen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen thematisiert und Bewusstsein dafür geschaffen, dass Gewalt eine fundamentale Menschenrechtsverletzung ist, die nachhaltige Folgen für die Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft hat.
Hilfe ist nur einen Anruf entfernt
Niemand muss Übergriffe, Gewalt oder Belästigung einfach so hinnehmen – weder privat, noch im Job. Der oder die Arbeitgeber:in ist gesetzlich verpflichtet, für ein sicheres Arbeitsumfeld zu sorgen. AK Expert:innen vom Arbeitsrecht empfehlen folgendes, wenn es bei der Arbeit zu Gewalttaten, sexueller Belästigung oder Übergriffen kommt:
Dokumentiere jeden Vorfall mit Datum, Uhrzeit und möglichen Zeug:innen
Sprich die Person, wenn möglich, direkt auf sein oder ihr Verhalten an
Informiere deine:n Vorgesetzte:n oder den Betriebsrat
Suche dir professionelle Unterstützung, zum Beispiel bei der AK
Weitere Beratungsstellen in Vorarlberg sind zum Beispiel:
Mit einem Videoprojekt spricht sich die AK Vorarlberg klar gegen Gewalt und sexuelle Belästigung aus. Das Anliegen: ein klares Zeichen gegen Gewalt und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz setzen. Jeder Betrieb muss dafür sorgen, dass respektvoll miteinander umgegangen wird.
Gewalt ist gewaltig daneben. Nur gemeinsam können wir eine Arbeitskultur schaffen, in der sich alle sicher fühlen können. Der Schutz der Betroffenen hat oberste Priorität. Wichtig ist, dass die Betroffenen genau wissen, an wen sie sich vertrauensvoll wenden können – sowohl intern im Betrieb als auch außerhalb. Wir sagen: Null Toleranz für sexuelle Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz.
Von Gewalt betroffen?
Die Expert:innen für Arbeitsrecht der AK Vorarlberg stehen gerne kostenlos für Beratungen zur Verfügung.
Innovative Arbeitszeitmodelle können ein Gewinn sein – auch für Arbeitnehmer:innen, die darauf angewiesen sind oder sich mehr Flexibilität wünschen. Entlastung geht damit nicht automatisch einher. Oft heißt es: Das volle Programm in weniger Tagen.
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