Soziales
13 Fakten zum Pensionskonto
Ob du nächstes Jahr oder erst in vielen Jahren in Pension gehst: Hier sind 13 wissenswerte Fakten, zum Pensionskonto, die nicht jede:r kennt.
Manchmal denkt man: So lange ist das noch gar nicht her, da galten Menschen jenseits der 40 als uralt. Großeltern, die noch älter wurden, lebten in einer Art Paralleluniversum. Kinder bezogen sie nicht ein. 70, 80? Unvorstellbar! Dem Jungen, der mit kurzer Hose auf dem Zaun saß, auf einem Halm kaute und die Beine schlenkern ließ, schien es schon unvorstellbar, eines Tages erwachsen zu sein.
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Nun ist das Kind von damals bald 62. Trifft es auf entferntere Bekannte, fragen diese jedes Mal: „Wie, du arbeitest noch? “ Die Pension, die manchem Werktätigen jahrzehntelang wie eine Karotte vor der Nase hängt, ist plötzlich zum Greifen nah. Und der Betroffene erlebt sich über Nacht als Gegenstand zahlreicher Zuschreibungen und als potenzieller Kunde.
Die tagespolitische Diskussion dreht sich um die schwierige Finanzierbarkeit des Pensionssystems. In dieser Debatte erfährt sich der Mensch am Ende seiner Erwerbsarbeit als Kostenfaktor. Schon ertappt er sich dabei, wie er jungen Fahrgästen in der Bahn unsichere Blicke zuwirft, weil diese ihn bald erhalten müssen. Wenn dann noch ein Jüngling aufsteht und ihm seinen Platz anbietet, ist die Verunsicherung komplett. Sieht man schon so gebrechlich aus? Wann wird sich der erste Pfadfinder an meinem Unterarm einhaken und mich über die Straße führen, über die ich gar nicht hinüber will? Die Rotkreuz-Mannschaft am Würstelstand hat auffallend freundlich gegrüßt. Der Bademeister hätte seinen Hinweis auf die roten Schwimmbojen, die Leben retten können, auch für sich behalten können. Fehlt nur noch Post vom Bestatter.
Der alternde Mensch – ein Fleisch gewordener Risikofaktor und teuer obendrein. Dass sich ein Mensch am Ende seiner Erwerbsarbeit die Pension selbst erarbeitet und bezahlt hat, sagt ihm niemand. Es täte aber wohl.
Der Mensch, der seine verbleibenden Erwerbsarbeitsjahre an den Fingern einer Hand abzählen kann, ist andererseits das begehrte Objekt der Industrie. Vermehrt werden ihm im Internet – Algorithmus sei Dank – Singleurlaube für „golden Agers“ und Haftcremes angeboten. Auf Kurzvideos sieht er Hochbetagte, die sich in wenigen Wochen einen Waschbrettbauch antrainieren. Die ewige Jugend verbirgt sich hinter einer ganzen Fabrikhalle voller Tuben und Pillen. Der schon am Horizont drohenden Monotonie des Ruhestands helfen tonnenweise Lebensratgeber ab, die alle unentwegt Sinn machen, als ließe sich Lebenssinn wie mit Legosteinen mal eben zuwege basteln.
Derselbe alternde Mensch also, der oft schon in den Fünfzigern aus dem Arbeitsleben kippt, weil zu langsam und zu begriffsstutzig und vielleicht auch nicht mehr ganz gesund, wird nun von einer Industrie empfangen, die ihm 1000 Möglichkeiten zur Hand gibt, nur ja keine Sekunde untätig zu vergeuden. Vielleicht ist er ja einfach nur müde? Sowas darf man nicht einmal denken.
So können die wenigen Jahre bis zum Erreichen des Regelpensionsalters ziemlich stressig werden, weil wir diesen ominösen Tag zur Zeitenwende hochstilisiert haben: Dann spendiert der Betreffende den Kolleginnen und Kollegen noch den obligaten belegten Brezel und eine Kiste Bier. Die Abteilungsleitung hält eine Rede, wenn sie den Betroffenen noch wirklich gut gekannt hat, gerät die sogar launig-persönlich. Vielleicht schaut ja der Firmenchef vorbei, auf ein halbes Glas Sekt, weil „wir haben in zehn Minuten Vorstandssitzung … Sie wissen ja … Ach, Sie Glücklicher, können ab morgen ausschlafen! “ Spricht’s und ist schon wieder weg. Am Ende dieses letzten Erwerbsarbeitstages spaziert der Neu-Pensionist, ein wenig beschickert und vollbeladen mit seinen persönlichen Habseligkeiten, zum Werkstor hinaus. Und soll nun ab morgen ein ganz anderer sein. Ob das klappt?
Tja, das ist die Frage. Weil wir dieser Scheidewand zwischen Erwerbsleben und Pension so viel Bedeutung zugemessen haben, muss hernach schon Gewaltiges folgen! So sehen manche Menschenleben in unseren Breitengraden ja auch aus: Wie eine Strichliste auf zwei Beinen. Noch 256 Tage, aber dann … kaufe ich mir ein Motorrad, reise ausgedehnt ans Mittelmeer, lerne Malen in der Ägäis, suche mir ein lauschiges Plätzchen, um die vernachlässigte Briefmarkensammlung in Ordnung zu bringen. Pläne über Pläne. Alle gehen sie davon aus, dass mit dem Tag 1 in der Pension ein neues Leben anbricht. Ein entlastetes, ein schönes, ein lustvolles, ein erholsames… Mitunter macht die Gesundheit freilich einen fetten Strich durch die Rechnung, und dann fragt man sich, warum man mit so vielen Dingen zugewartet hat…
Aber es kann auch anders gehen: Man könnte die ausklingende Erwerbsarbeitszeit auch dazu nutzen, sein ganzes Arbeitsleben Revue passieren zu lassen. So viele Menschen hat man kennengelernt, mit so unterschiedlichen Charakteren zusammengearbeitet! Was hat man nicht alles gemeinsam erreicht! Manches ging schief, na klar. Und manches ist noch in der Erinnerung zum Kugeln komisch.
Die Freundschaften und Beziehungen wären eine Betrachtung wert, die einen ein Stück Wegs begleitet oder sogar bis zum heutigen Tag getragen haben. Und vielleicht steigt dabei Dankbarkeit hoch. Sollte sich dieses Gefühl nicht unterdrücken lassen, könnte sich der oder die Bald-schon-Pensionist:in nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit umsehen. Im Sozialbereich zum Beispiel. Da gibt es von der Lern- bis zur Hospizbegleitung unzählige Möglichkeiten, sich beim Leben zu bedanken. Wofür? Dafür, dass man es bis hierher mehr oder minder gut hingekriegt hat, das ist doch schon eine ganze Menge!
Oder überhaupt weiterarbeiten, wenn die Freude überwiegt und es die Gesundheit erlaubt. Es ist ja nicht so, dass der Mensch bei Erreichen des Pensionsalters über Nacht aufhört, ein produktiver Mensch zu sein. Niemand legt da einen Schalter um. Das Ausmaß, in dem die Gesellschaft jetzt wieder um die älteren Arbeitskräfte buhlt, lässt die Rede vom alten Eisen schal und realitätsfern erscheinen.
Optionen gibt es also genug. Vor allem sollte der Erwerbstätige, der bald in Pension geht, sich rasch wieder als handelndes Subjekt begreifen und nicht als Spielball politischer oder wirtschaftlicher Interessen. Dafür ist nämlich jeder Mensch, der Jahrzehnte gearbeitet hat, schlichtweg zu schade.
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