Josef Fink stand 19 Jahre an der Spitze der Vorarlberger Arbeiterkammer. Der engagierte Arbeitnehmervertreter Josef Fink machte sich für die duale Ausbildung und die Vorarlberger Fachhochschule stark. Er ist im Alter von 81 Jahren einer Krankheit erlegen.
Der Name Josef Fink ist in Österreich untrennbar mit der „Abfertigung neu“ verbunden. Der aus Langen bei Bregenz stammende Fink gilt als ihr geistiger Vater. Fink selbst betrachtete die Einführung der „Abfertigung neu“ als seinen größten interessenspolitischen Erfolg. „Es erfüllt mich mit Stolz, dass ausgerechnet jene Gegner, die am vehementesten gegen die Einführung votiert haben, heute um die Vaterschaft der ‚Abfertigung neu‘ streiten“, bekannte er in einem Interview mit den Vorarlberger Nachrichten im Sommer 2015.
Finks Werdegang hätte klassischer nicht verlaufen können. 1961 war Fink der erste Vorarlberger, der bei einer Lehrlingsolympiade eine Medaille (Silber) gewinnen konnte.
Nach einer Lehrausbildung zum Elektrotechniker stieß Josef Fink 1963 als Monteur zu den Vorarlberger Kraftwerken, wo er ab 1970 seinerseits als Lehrlingschef Nachwuchskräfte ausbildete. Von 1979 bis 2001 führte er den Betriebsrat der VKW und gewann als Kollektivvertrags-Verhandler entscheidende Erfahrungen. Ab 1984 wirkte Josef Fink als Kammerrat in Vorarlbergs Arbeitnehmerparlament, ehe er am 30. Juli 1987 als Nachfolger von Bertram Jäger zum fünften Präsidenten der AK Vorarlberg gewählt wurde. Gleichzeitig wurde Fink Mitglied des Vorstandes der Bundesarbeiterkammer.
Verfechter der Sozialpartnerschaft
Josef Fink entpuppte sich in seiner Amtszeit als vehementer Befürworter der Sozialpartnerschaft. Sie sei ein Erfolgsmodell für Österreich, betonte er, auch wenn das im eigenen Land öffentlich nicht immer wahrgenommen werde. So lange es nichts Besseres gebe, solle man erfolgreiche Strukturen weiter positiv wirken lassen.
Besonderes inhaltliches Herzensanliegen in Finks Schaffen erwies sich die berufliche Weiterbildung. In seine Ära fällt etwa die Gründung der Vorarlberger Fachhochschule, die ursprünglich heftig umstritten war. Auch in diesem Fall freute sich Fink darüber, "dass sich das bessere, von der AK forcierte Modell der Fachhochschule durchgesetzt hat".
Verfechter der dualen Ausbildung
Während seiner Amtszeit setzte sich Fink für die berufliche Weiterbildung, die Erweiterung der dualen Ausbildung. Auch der Aufbau des AK-eigenen Bildungscenters sowie die Einführung des Vorarlberger Bildungszuschusses trugen deutlich seine Handschrift, lobte der damalige Landtagspräsident Gebhard Halder die Verdienste Finks, als er ihm 2006 die höchste Auszeichnung des Landes überreichte: „Gerade der Bildungszuschuss mit seiner partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Bund, Land, Wirtschafts- und Arbeiterkammer war ein österreichweit einmaliges Signal.“
Ein weiterer großer Wurf gelang Fink mit der „Abfertigung neu“, deren geistiger Vater er ist und die auch „Fink-Modell“ genannt wird. Wie sie funktioniert? Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Anspruch auf Abfertigung, auch wenn sie nicht drei Jahre durchgehend bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind. Die Abfertigung geht bei Selbstkündigung, berechtigter oder verschuldeter Entlassung oder unberechtigtem Austritt nicht verloren. Die Betriebe zahlen regelmäßig in eine betriebliche Vorsorgekasse ein und sparen so die Abfertigungsbeiträge für ihre Beschäftigten an.
Für sein umfassendes Engagement und zahlreichen Verdienste wurde Josef Fink, Jahrgang 1942, bereits vor Jahren mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg ausgezeichnet. Sein Amt als AK-Präsident übergab er schließlich 2006 an Hubert Hämmerle.
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