Junges Mädchen, das in der Bekleidungsindustrie arbeitet
Artikel 32 der UN-Kinderrechtskonvention soll Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung schützen. Die Wirklichkeit sieht für 160 Millionen Kinder weltweit anders aus, sie werden zur Kinderarbeit gezwungen. © A. Khemka, ILO (CC 3.0)
8.12.2024
Soziales

Menschenwürdige Arbeit: Der Human Rights Day zeigt, warum sie jeden von uns betrifft

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Für 1,4 Milliarden Menschen ist menschenwürdige Arbeit noch immer keine Realität – auch deshalb, weil globale Lieferketten oft von Ausbeutung geprägt sind.

Am 10. Dezember begehen wir den Internationalen Tag der Menschenrechte, der an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 erinnert. Der Human Rights Day ruft uns ins Gedächtnis, was das Fundament einer gerechten, friedlichen und solidarischen Gesellschaft bilden sollte: die unantastbare Würde jedes Menschen.

Mehr als 100 Jahre AK

Am 26. Februar 1920 beschloss das erstmals wirklich demokratisch gewählte Parlament das Gesetz über die Errichtung von Kammern für Arbeiter und Angestellte.

Arbeitnehmer:innen in Östereich können sich auf starke Partnerinnen wie die Arbeiterkammer und die Gewerkschaften verlassen, die für ihre Rechte einstehen. An anderen Orten auf der Welt feht es noch immer an der Einhaltung grundlegender Menschenrechte. Arbeit und Menschenrechte gehören untrennbar zusammen. Doch die Realität zeigt: Es gibt viel zu tun.

Menschenrechte – noch immer nur eine Vision?

Der Tag der Menschenrechte: Ein Weckruf für uns alle

Leider bleiben die Menschenrechte auch 2024 eine Vision. Die universellen Menschenrechte – die überall und für alle Menschen gelten – sind bei weitem immer noch nicht für alle Menschen verwirklicht. Auch in der Arbeitswelt: Für 1,4 Milliarden Menschen ist eine menschenwürdige Arbeit keine Realität. Sie arbeiten unter Bedingungen, die grundlegende Rechte und ihre Würde missachten.

Doch der Human Rights Day ist nicht nur ein Appell an Staaten und Unternehmen – er richtet sich auch an uns als Konsument:innen. Mit unserem Kaufverhalten können wir einen Unterschied machen. Wer bewusst fair gehandelte Produkte wählt, nachhaltige Marken unterstützt und sich für Transparenz in globalen Lieferketten einsetzt, trägt aktiv dazu bei, die Ausbeutung zu reduzieren. Menschenrechte in der Arbeitswelt brauchen unseren Einsatz – am Human Rights Day und an jedem anderen Tag.

Faire Bedingungen gibt's nicht für alle

Arbeitsrechte: Ein Privileg, das nicht selbstverständlich ist

Arbeiten unter fairen Bedingungen, ein sicherer Arbeitsplatz und der Rückhalt durch starke Gewerkschaften – das alles ist nicht selbstverständlich. In Österreich genießen wir besonders hohe Arbeitsschutzstandards und sogar eine gesetzlich verankerte Interessenvertretung. Bei Problemen können sich Arbeitnehmer:innen auf Unterstützung durch die Arbeiterkammer verlassen – ein Privileg, das weltweit einzigartig ist! 1,4 Milliarden Menschen weltweit arbeiten unter unwürdigen Bedingungen. Die Menschenrechte setzen nicht nur einen Maßstab, sie definieren eine dringend notwendige Vision: menschenwürdige Arbeit, überall auf der Welt. 

Was heißt menschenwürdige Arbeit?

Menschenwürdige Arbeit heißt Sicherheit und Schutz vor Ausbeutung

Das Recht auf Arbeit geht weit über den bloßen Zugang zu einem Job hinaus. Es bedeutet faire Bezahlung, sichere Arbeitsbedingungen und Schutz vor Ausbeutung. Während wir uns in Österreich auf Gewerkschaften und Arbeiterkammern verlassen können, stehen Milliarden Menschen weltweit ohne jeglichen Schutz da. Menschenwürdige Arbeit heißt: faire Bezahlung, sichere Bedingungen und Schutz vor Ausbeutung. Diese Ziele sind weltweit verankert – und dennoch für viele Menschen unerreichbar. 

Verankert in: Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR), Artikel 6 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (IPwskR).

Eine Frau gräbt mit einer Schaufel im Boden.
© Ahmed Akacha, Pexels


Sklaverei ist nicht Geschichte

Moderne Sklaverei: Zwangsarbeit als globales Menschenrechtsproblem

Zwangsarbeit ist keine Vergangenheit, sondern eine bittere Gegenwart. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind derzeit 28 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei und Ausbeutung. Menschenhandel und sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse sind keine Ausnahmen, sondern systematische Probleme. Die Menschenrechte definieren klare Standards, um diese Zustände zu bekämpfen.

Verankert in: Artikel 4 der AEMR und ILO-Übereinkommen zur Abschaffung von Zwangsarbeit.

Diskriminierung verletzt die Würde

Diskriminierung am Arbeitsplatz: Der Kampf um Gleichberechtigung und Chancengleichheit

Diskriminierung ist eine gravierende Verletzung von Menschenrechten in der Arbeitswelt. Sie beschneidet nicht nur individuelle Würde, sondern untergräbt auch die Grundprinzipien sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Teilhabe. Während die Menschenrechte klare Ziele für Gleichbehandlung und Chancengleichheit setzen, zeigt die Realität eine ernüchternde Situation: Diskriminierung ist weltweit ein systemisches Problem, das Millionen Menschen den Zugang zu fairen Arbeitschancen verwehrt.

Die Formen der Diskriminierung sind vielfältig und subtil:

  • Geschlechtsspezifische Benachteiligung bei Einstellungen und Beförderungen
  • Lohnunterschiede aufgrund von Herkunft, Alter oder Geschlecht
  • Strukturelle Barrieren für Menschen mit Behinderungen
  • Ethnische und religiöse Diskriminierung
  • Ausgrenzung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität

Verankert in: Artikel 2 und 7 des IPwskR.

Wenn Kinder schuften müssen

Kinderarbeit: Die Verletzung grundlegender Kinderrechte weltweit

160 Millionen Kinder werden weltweit zur Arbeit gezwungen. Das ist jedes zehnte Kind. Viele von ihnen müssen in Goldminen (Burkina Faso), als Textilarbeiter:innen (Bangladesch) oder auf Kakaoplantagen (Elfenbeinküste) schuften, meist weil der Lohn der Eltern nicht reicht. Dabei hat jedes Kind das Recht auf Bildung und eine Kindheit frei von Ausbeutung.

Verankert in: Artikel 32 der UN-Kinderrechtskonvention.

Kinderarbeit in den Rüsch-Werken Dornbirn
Kinderarbeit gab es auch bei uns. Dieses Foto entstand um 1910 bei den Rüsch-Werken in Dornbirn. © Stadtarchiv Dornbirn


Starke Stimmen der Beschäftigten

Gewerkschaften: Solidarität als Grundprinzip

Gewerkschaften sind Schlüsselinstitutionen für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte in der Arbeitswelt. Die Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen sind fundamentale Grundrechte, die weltweit die Basis für faire Arbeitsbedingungen bilden. Gewerkschaften stärken die Stimme der Beschäftigten, fördern Solidarität und setzen sich für Würde und Rechte von Arbeitnehmer:innen ein – weltweit. Dabei stehen Gewerkschaften vor enormen Herausforderungen:

  • In Ländern mit schwachen Demokratien werden Gewerkschafter:innen oft bedroht und verfolgt
  • Globale Konzerne versuchen, gewerkschaftliche Organisation zu untergraben
  • Prekäre Arbeitsverhältnisse und die Fragmentierung von Arbeitsmärkten erschweren Organisierung

Verankert in: Artikel 23(4) der AEMR, Artikel 8 des IPwskR, Art. 11 EMRK

Verantwortung als Konsument:innen

Was wir tun könnena

Wir alle tragen Verantwortung – auch als Konsument:innen. Wenn wir finanziell dazu in der Lage sind, sollten wir diese Verantwortung ernst nehmen! Faire Arbeitsbedingungen können wir zum Beispile fördern, indem wir gezielt Produkte kaufen, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden. Du möchtest Veränderung bewirken? Als bewusste Konsument:in kannst du:

  • Gezielt Produkte von Unternehmen kaufen, die faire Arbeitsbedingungen gewährleisten
  • Auf vertrauenswürdige Siegel und Labels achten
  • Dich über globale Arbeitsbedingungen informieren
  • Organisationen unterstützen, die sich für Menschenrechte einsetzen

Wenn du unsicher bist, welche Labels vertrauenswürdig sind, frag unsere Expert:innen im AK Konsumentenschutz – sie helfen dir, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Informiere dich, unterstütze fairen Handel – und werde Teil des Wandels.

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