Arbeit
Franz Josef Huber: 82 Jahre AK Mitglied
Franz Josef Huber ist 97 Jahre alt – und arbeitet immer noch bei F. M. Hämmerle, dem Betrieb, in dem er mit 15 Jahren seine Lehre machte. AK Präsident Bernhard Heinzle gratulierte ihm dazu.
In diesem Beitrag:
Ein Lkw mit Hebebühne schiebt sich behäbig durch die Häuserzeile. Männer in grün-schwarzer Arbeitskleidung gehen zur Seite. Und während der Blick über die Hauswand und das auffällige Konstrukt davor schweift, fallen plötzlich noch mehr Männer auf, die sich scheinbar in der Fassade bewegen: Sie tragen große Säcke umher, schütten den Inhalt aus, schleppen Werkzeuge.
„Die Konstruktion ist einmalig in Vorarlberg“, erklärt Conrad Amber und blickt stolz auf das Werk. Sein Werk: Der Hohenemser hat die Grüne Wand, die hier entsteht, erdacht und mit Architekt Rainer Huchler geplant. Zwei Jahre lang, wie er weiter erläutert. „Denn dieses Projekt ist etwas ganz anderes, als einfach nur Balkonkästen anbringen.“
Doch wenn die Arbeiter an diesen Tagen Dutzende Pflanzkübel montiert, mehrere Quadratmeter Gitternetz gespannt, ganze Wagenladungen voll Pflanzenerde verfüllt und unterschiedlichste Pflanzen eingesetzt haben werden, ist Ambers Projekt damit noch lange nicht beendet. Zwei Jahre wird es voraussichtlich dauern, bis die Pflanzen angewachsen sind. Und die Grüne Wand wirklich eine grüne Wand ist.
Dann wird sie die größte Grünfassade in Vorarlberg und eine der fünf größten in ganz Österreich sein. Dafür werden vier Pflanzebenen errichtet, die wie ein Gerüst vor der Hauswand stehen. Nach außen wird ein Rautennetzgitter vor die Grünfassade gespannt. Es dient nicht nur als Begrenzung, sondern auch als Rankhilfe.
Denn in die Metallkübel kommen größtenteils Kletter- und Rankpflanzen. „Aber nicht nur“, wirft Amber ein. Er schreitet die Gasse entlang, zeigt dabei immer wieder auf Pflanzen, die die Arbeiter gerade einsetzen und nennt ihre Namen – deutsch und lateinisch. „Insgesamt werden 35 Pflanzenarten gesetzt, darunter auch Buschpflanzen wie Erdbeeren und Sträucher wie Wacholder.“ Und wie soll man die pflegen, wenn sie sich teilweise in mehreren Metern Höhe befinden? „Das ist kein Problem“, beruhigt der Pflanzenexperte, „die Grünfassade ist von hinten über Stege erreichbar.“
Dabei ist der Begriff „Grünfassade“ fast schon eine Untertreibung: „Wir haben Pflanzen ausgewählt, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen“, so Amber. „Dadurch wird von März bis September immer irgendwo in der Wand etwas Buntes blühen. Die Wand ist praktisch im ständigen Wechsel – sie wird alle drei Wochen unterschiedlich aussehen.“
Die Pflanzen sind dabei aber nicht das Einzige, was Vielfalt bringen wird: „Die Pflanzen werden Insekten, Singvögel und möglicherweise sogar Fledermäuse anziehen. So wird gleichzeitig die Artenvielfalt gestärkt“, führt Amber aus.
Doch bunte Blüten, grüne Blätter und fleißige Bienen sind gar nicht der Hauptzweck der Grünen Wand. Sondern der Klimaschutz, klärt Amber auf: „Durch den Abstand Pflanzen zur Hauswand entsteht ein Luftpolster. Das kühlt zusammen mit der Verdunstungskälte die dahinterliegenden Räume um drei bis fünf Grad ab. So kann auf eine Klimaanlage verzichtet und dadurch Strom gespart werden.“
Nicht nur das Gebäude wird davon profitieren: „Die Pflanzen werden auch den Platz vor der Fassade ganz entscheidend beeinflussen. Sie filtern die Luft, sorgen für Kühlung und Luftaustausch und absorbieren Schall. So wird auf dem Platz ein völlig anderes Klima herrschen als gerade einmal 100 Meter weiter an der Bärenkreuzung.“
Bewässert wird natürlich ebenso klimaneutral. Regenwasser wird gesammelt und vom Dach in eine Zisterne geleitet.
Das Modell könnte Schule machen: „Wir haben viele Anfragen zur Konstruktion, von offiziellen Stellen wie von Privatpersonen. Sie könnte das Modell für weitere Grünfassaden werden.“
Einen Traum hat sich Conrad Amber mit der Fassade bereits erfüllt. Auf die Erfüllung eines weiteren hofft er nun, wie er mit leuchtenden Augen erzählt: „Es wäre großartig, wenn die Grüne Wand weitläufig bekannt würde, wenn Feldkirch-Besucher beim Sightseeing von der Altstadt direkt rüber zur Grünfassade laufen und Fotos machen würden – wenn sie einfach selbst eine Sehenswürdigkeit der Stadt werden würde.“
Soziales
Seit 2005 können Mütter und Väter ihre Pension „splitten“: Das bedeutet, dass der besserverdienende Teil für einen bestimmten Zeitraum bis zu 50 Prozent seiner Pensionsgutschriften an den anderen abtritt. Befürworter preisen das Pensionssplitting als wirksame Waffe gegen die Altersarmut von Frauen an – Kritiker finden hingegen, dass es nur Symptome, aber nicht die Ursachen, bekämpft.
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