Soziales
Gleichstellung in Vorarlberg
Trotz rechtlicher Gleichstellung klafft in Vorarlberg die Schere zwischen Männern und Frauen weit auseinander. Wir zeigen, wo echter Handlungsbedarf besteht.
Fußball ist Leidenschaft, Teamgeist und im Idealfall ein fairer Wettkampf. Doch für Frauen ist der beliebteste Sport der Welt noch immer ein Schauplatz stiller Diskriminierung. Das beginnt schon damit: Während Männer einfach nur Fußball spielen, existiert für Frauen der „Frauenfußball“ – warum? Die sprachliche Abgrenzung offenbart bereits die Ungleichheit. Abseits dieser grundsätzlichen Diskriminierung stoßen Fußballerinnen auch auf ganz handfeste Probleme: Was passiert, wenn mitten auf dem Spielfeld die Menstruation einsetzt?
Der weibliche Zyklus war lange ein Tabuthema, auch im Spitzensport. Mittlerweile sprechen immer mehr bekannte Athletinnen offen darüber, wie die Periode ihre Leistungsfähigkeit beeinflusst. Für Fußballerinnen stellt sich dabei eine besondere Frage: Wie wechselt eine Spielerin während eines laufenden Spiels Periodenprodukte, ohne das Risiko einer Verwarnung einzugehen?
Laut den „Laws of the Game“ wird eine Spielerin verwarnt, wenn sie das Spielfeld ohne Erlaubnis der Schiedsrichterin oder des Schiedsrichters „betritt, wieder betritt oder absichtlich verlässt“ (International Football Association Board, Offizielle Fußballregeln, Seite 119). Diese Formulierung wird von der IFAB so interpretiert, dass eine Verwarnung automatisch eine implizite Erlaubnis für das Verlassen des Spielfelds darstelle.
Diese Auslegung ist für Nadine Jochum jedoch nicht eindeutig und sorgt für Unsicherheit bei den Spielerinnen. Es sei entscheidend, dass eine eindeutige Regelung für den Wechsel von Hygieneprodukten während des Spiels formuliert wird. Nur so könne sichergestellt werden, dass Frauen und Mädchen offen über dieses Thema sprechen können und sich nicht zusätzlich durch unklare Regeln unter Druck gesetzt fühlen.
»Auf den 265 Seiten der FIFA-Regeln wird kein einziges Mal die Periode erwähnt.«
Fußballerin und Initiatorin von Period out
Nadine Jochum
Genau hier setzt „Period out“ an, ein Projekt, das von der Vorarlbergerin Nadine Jochum initiiert wurde. Die 28-Jährige, die aktuell in Wien Kommunikationsdesign studiert, kämpft damit für eine entscheidende Regeländerung. Jochum, die selbst aktiv Fußball spielt, weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig eine offizielle Lösung wäre.
„Period out“ fordert eine offizielle Regeländerung: Fußballerinnen sollen während eines Spiels eine Menstruationspause einlegen dürfen, ohne dass das Spiel unterbrochen oder das Team bestraft wird. Die Idee: Die Spielerin gibt ein klares Handzeichen für Schiedsrichter:innen, das signalisiert, dass sie kurz das Feld verlassen möchte. Das Spiel soll weiterlaufen, ähnlich wie bei anderen medizinischen Behandlungen.
Nadine Jochum hat den Regelantrag bereits dem ÖFB vorgelegt. Der Österreichische Fußball-Bund reagierte zwar offen, verwies aber auf das International Football Association Board (IFAB) – das FIFA-Gremium, das für Regeländerungen zuständig ist.
Den Verweis auf die höchste Instanz nimmt Nadine Jochum als Ansporn: Wird „Period out“ als Möglichkeit offiziell in den IFAB-Regeln festgeschrieben, steht sie allen Spieler:innen auf der Welt offen. Damit wäre sichergestellt, dass alle Beteiligten über das Recht auf eine Menstruationspause informiert sind und Spielerinnen wissen, dass sie diese in Anspruch nehmen dürfen. „Period out“ würde eine strukturelle Diskriminierung im Fußball beenden, die oft zitierte FIFA Gender Equality existiert bis dahin lediglich auf dem Papier.
Was im Sport gilt, hat auch Relevanz für alle anderen Lebensbereiche: Solange die Bedürfnisse von Frauen nicht aktiv mitgedacht werden, bleibt Gleichstellung eine Illusion. Mit „Period out“ setzt Nadine Jochum im Fußball ein wichtiges Zeichen im Einsatz für eine diskriminierungsfreie und gerechtere Gesellschaft.
Mit deiner Unterschrift hilfst du Nadine dabei, die nötige Regeländerung voranzutreiben und Diskriminierung auf dem Spielfeld zu beenden. Klicke auf den Link und zeige deinen Support.
Period out supportenSoziales
Seit 2005 können Mütter und Väter ihre Pension „splitten“: Das bedeutet, dass der besserverdienende Teil für einen bestimmten Zeitraum bis zu 50 Prozent seiner Pensionsgutschriften an den anderen abtritt. Befürworter preisen das Pensionssplitting als wirksame Waffe gegen die Altersarmut von Frauen an – Kritiker finden hingegen, dass es nur Symptome, aber nicht die Ursachen, bekämpft.
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