Konsum
„Wir brauchen eine Mietpreisbremse!“
Am 1. Juli 2023 steht die nächste Mietenerhöhung am. AK Präsident Bernhard Heinzle fordert von der Regierung endlich preisdämpfende Maßnahmen.
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Das Finanzmarkstabilitätsgremium (FMSG) bringt es auf den Punkt: Ziel der KIM-Verordnung ist die Wahrung der Finanzmarktstabilität durch nachhaltige Kreditvergabe. Denn eine höhere Verschuldung von Kreditnehmer:innen taugt nicht dafür, nachhaltig leistbaren Wohnraum zu schaffen. Ähnliche Ansätze über einen Anreiz zu einer höheren Kreditaufnahme von privaten Haushalten haben international regelmäßig zu Immobilienkrisen mit hohen Folgekosten für Wirtschaft und Gesellschaft geführt. In Österreich hat die KIM-Verordnung die Vergabestandards deutlich verbessert.
»Mit einem mittleren Einkommen braucht man für eine durchschnittliche 90m²-Wohnung einen Kredit in der Höhe des 12,5-fachen Jahreseinkommens! Das ist absurd. Wir leben nicht doppelt so lange, um doppelt so lange einen Kredit zurückzuzahlen.«
Bernhard Heinzle
AK Präsident
Im Oktober 2023 hat das FMSG in einer Aussendung unterstrichen, dass über 50 Prozent der Banken nicht einmal die Hälfte der Ausnahmekontingente ausschöpfen. Den Banken sind diese Kredite viel zu riskant – es ist viel lukrativer das Geld anderweitig zu investieren!
Das wahre Problem sind die explodierten Preise und die Einkommen, die nicht annähernd mithalten können. 2011 war für 80 Prozent der Haushalte ein Kredit in der Höhe von sechs Jahreseinkommen ausreichend, um sich ein Eigenheim zu leisten. 2022 – nur elf Jahre später – sieht die Situation ganz anders aus. Mehr als ein Viertel der Haushalte, die Eigentum erwerben möchten, bräuchten einen Kredit von über zehn Jahreseinkommen, um sich das leisten zu können. Weitere 25 Prozent brauchen einen Kredit in Höhe des Achtfachen, nur knapp 50 Prozent kommen mit dem sechsfachen Jahreseinkommen aus.
Die regionalen Unterschiede sind riesig: Im Burgenland reicht vielleicht ein sechsfaches Jahreseinkommen, in Vorarlberg sind wir längst jenseits des zehnfachen Jahreseinkommens angelangt: „Mit einem mittleren Einkommen braucht man für eine durchschnittliche 90m²-Wohnung einen Kredit in der Höhe des 12,5-fachen Jahreseinkommens! Das ist absurd“, sagt Heinzle. „Wir leben nicht doppelt so lange, um doppelt so lange einen Kredit zurückzuzahlen.“
Vorarlberg weist neben Salzburg und Tirol mit Abstand die höchsten durchschnittlichen Hauptmietzinse österreichweit auf. Von 2015 bis 2022 sind die Mieten in Vorarlberg um 26 Prozent gestiegen. (bundesweit um 22 Prozent). Im Jahr 2023 gab es in Vorarlberg nochmals einen erheblichen Anstieg um 4,9 Prozent. Vorarlberg ist mittlerweile ein Land der Mieter:innen: 2022 lebten bereits 43 Prozent der Haushalte nicht mehr im Eigentum. Der Anteil der gemeinnützigen Mietverhältnisse mit Mieten deutlich unter dem Marktwert liegt immer noch auf dem letzten Platz im Bundesländervergleich.
Wer sich unter die Käufer:innen mischen will, muss schon geerbt haben: Schließlich lagen die Quadratmeterpreise bei Haus bzw. Wohnung bereits 2022 bei etwa 5500 Euro, nur Wien war teurer. Die Häuserpreise haben sich in Vorarlberg von 2015 bis 2022 – in nur sieben Jahren – fast verdoppelt. (Das satte Plus von 91 Prozent liegt deutlich über dem Österreichzuwachs von 73 Prozent.) Die Wohnungspreise sind im äußersten Westen von 2015 bis 2022 um 81 Prozent gestiegen (Österreich gesamt plus 60 Prozent)
Wie sieht es bei Wohnbaugrundstücken aus? Die durchschnittlichen Grundstückspreise in Vorarlberg stiegen im Zeitraum 2015 bis 2022 dramatisch um 140 Prozent an. Damit waren die Grundstückpreise in Vorarlberg 2022 bereits fast 2,5-mal so teuer als nur sieben Jahre davor. (Bundesweit stiegen die Grundstückspreise nur um 19 Prozent). Vorarlberg weist nach Wien mit Abstand die höchsten durchschnittlichen Grundstückspreise in Österreich auf. Die Baupreise für Neubau und Sanierung in Vorarlberg liegen jedenfalls bis zu einem Drittel über den Kosten anderer Bundesländer. Angesichts des Rückgangs der Baukonjunktur im Jahr 2023 gingen in Vorarlberg laut Statistik Austria lediglich die Kaufpreise für Bestandswohnungen um drei Prozent zurück.
Bei Neubauwohnungen wurde in Westösterreich im Jahr 2023 – ganz im Gegensatz zum Osten – jedoch ein Preisanstieg um 6,9 Prozent verzeichnet.
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