8.5.2025
Arbeit
Menschen über 50 am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen
Arbeit,Arbeitslosigkeit,Solidarität,Sozialstaat
Wie sehen die Perspektiven wirklich aus für die Älteren am Arbeitsmarkt? Das AMS hat die Zahlen: Mit einem Anteil von 33 Prozent sind Menschen über 50 Jahren am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.
Eben bringt die Regierung eine Verschärfung der Korridorpension auf den Weg und behält sich weitere Maßnahmen ausdrücklich vor, wenndie maroden Staatsfinanzen es erfordern. Doch die Sparzwänge der öffentlichen Hand treffen jene, die ohnedies schon ein ordentliches "Päckle" tragen, Langzeitarbeitslose zum Beispiel.
Denn die Langzeitarbeitslosigkeit steigt wieder deutlich an. Die Betroffenen sind die „Sorgenkinder“ der Arbeitsvermittler, denn die wirtschaftliche Schieflage wird in den kommenden Monaten zahlreiche weitere Menschen in die Langzeitarbeitslosigkeit katapultieren. Derzeit ist mit bundesweit rund 132.000 Langzeitbeschäftigungslosen knapp ein Drittel aller Erwerbsarbeitslosen seit über einem Jahr ohne Job.
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In Vorarlberg sind aktuell von den 11.554 Jobsuchenden 3419 Menschen 50 Jahre alt oder älter. Ihre Anzahl ist binnen Jahresfrist um 7,7 Prozent gestiegen. 850 von ihnen suchen seit über einem Jahr vergeblich nach einer neuen Arbeitsstelle. Das entspricht 24,9 Prozent aller vorgemerkten Arbeitslosen in dieser Altersgruppe.
Vorgemerkte Arbeitslose und Schulungsteilnehmende in Vorarlberg im Jahresverlauf © Vorarlberg, AMS
Bundesweit ist ein Drittel der Langzeitbeschäftigungslosen über 50 Jahre alt, ein Viertel älter als 55. Die AMS-Daten von März 2025 zeigen Details: Langzeitarbeitslose Frauen zwischen 55 und 59 Jahren sind durchschnittlich 326 Tage arbeitslos, 60- bis 64-Jährige sind sie sogar 400 Tage ohne Job. Langzeitarbeitslose Männer zwischen 60 und 64 Jahren 538 Tage, also knapp eineinhalb Jahre.
Der Jobverlust kann sich allmählich abzeichnen oder ein Schock sein: Immer stellt er Betroffene vor eine Reihe von Fragen, von der Krankenversicherung bis zur Meldepflicht beim AMS.
Deutlicher kann man die enorme Hürde für ältere Arbeitnehmer:innen nicht aufzeigen. In vielen Fällen werden sie von Unternehmen, noch bevor sie das gesetzliche Pensionsantrittsalter überhaupt erreichen, gar nicht mehr eingestellt. Deshalb ist die immer wieder diskutierte Anhebung des Pensionsantrittsalters in den Augen von AK-Präsident Bernhard Heinzle so daneben: „Statt mehr Beschäftigung schaffen wir damit mehr Arbeitslosigkeit und infolgedessen auch eine höhere Altersarmut.“
Da hilft es auch wenig, wenn der Gesetzgeber den Langzeitarbeitslosen quasi gnadenhalber die Zuverdienstmöglichkeiten auf sechs Monate befristet belässt. In den Augen von Vorarlbergs AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter ist die Möglichkeit eines Zuverdienstes wichtig für die Existenzsicherung wenige Jahre vor der Pension. Das ist schon richtig. Aber ist das wirklich die erwünschte Zukunftsperspektive nach einem jahrzehntelangen Arbeitsleben? Vom Markt als zu alt verdrängt, von der Politik aufgefordert, gefälligst länger arbeiten zu gehen und sich dann mit 551 Euro brutto im Monat in die Pension hinüberretten? Ein würdevoller Umgang sieht anders aus.
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