13. Juni 2021
Soziales
Warum Männer keine Teilzeit mögen
Frau,Gesellschaft,Gleichbehandlung,Kommentar
Männer mögen keine Teilzeit. Was mich zu diesem Schluss verleitet, ist ein Blick auf die Zahlen in Vorarlberg 2020: 83,2 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen.
Ein Kommentar von Eva King, Leiterin der AK-Grundlagenarbeit
Der kleine Anteil an Männern unter den Teilzeitbeschäftigten macht dies vor allem, weil sie mehr Zeit für ihre Hobbies brauchen. Frauen hingegen arbeiten weniger Wochenstunden, weil sie sonst die Kinderbetreuung nicht bewerkstelligen können. Das aber bedeutet je nach individueller Situation einen Verlust beim Lebenseinkommen von bis zu 600.000 Euro. Zudem ist danach die Pension deutlich geringer.
Der Grund für die hohe Teilzeitquote bei Frauen liegt in den mangelnden Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Vorarlberg. Frauen nehmen zu 97,7 Prozent die Elternkarenz in Anspruch. Dieser Anteil „verringerte“ sich im Zeitraum 2006 bis 2019 lediglich von 98,9 Prozent auf 97,7 Prozent (minus 1,2 Prozentpunkte). Das heißt, Kleinkinderbetreuung ist de facto nach wie vor fast ausschließlich Frauensache. Zudem gab es während des Lockdownjahres für die Frauen nicht nur die Doppel- sondern gleich die Drei- und Vierfachbelastung (Familie, Beruf, Homeoffice, Homeschooling und alles auf einmal).
Wer meint, das läge daran, dass Frauen nicht anders können, der irrt. Frauen führen die Statistik an, wenn es um die besseren Qualifikationen geht. So waren 2018/19 von den 55.075 Hochschulabsolventen 30.708 Frauen (57%).
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein großes Thema – theoretisch. Doch so richtig gut kommt Teilzeit bei Männern nicht an. Das hat mehrere Gründe, Männer sind einer.
Eva King
Was läuft als falsch?
Erstens, im Betrieb: Obwohl die österreichische Wirtschaft traditionell kleinbetrieblich strukturiert ist und 87 Prozent der Unternehmen nur einen bis neun Beschäftigte haben, liegt die Hürde für das Recht auf Elternteilzeit bei mindestens 21 Mitarbeiter*innen! Damit ist klar, Männer werden daran gehindert, sich gleichberechtigt um ihr Kind zu kümmern, obwohl sich viele das vielleicht wünschen würden.
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Zweitens, in der Partnerschaft: Denn obwohl die Kampagne „Ganze Männer machen halbe-halbe“ schon vor bald 30 Jahren lief und zum Ziel hatte, Männer per Gesetz zur Hausarbeit zu verpflichten, hat sich tatsächlich wenig geändert. Frauen leisten täglich mehr als doppelt so viel Hausarbeit, genau: 4 Stunden und 39 Minuten, während Männer sich mit 2 Stunden und 15 Minuten beteiligen.
Drittens, im Land: Auch die öffentliche Hand versagt dabei, die Familien ausreichend zu unterstützen. Von 459 Kinderbetreuungseinrichtungen in Vorarlberg haben 219 nur oder überwiegend vormittags geöffnet. Das sind 48 Prozent oder kurz gesagt: Jede zweite.
Das heißt, von den 12977 Kinder unter 4 Jahren, welche in Vorarlberg leben, werden gerade einmal 59 Prozent in einer Kinderbetreuung betreut! Kein Wunder also, dass es in Vorarlberg keinen Fortschritt bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt.
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