Mehrere durchsichtige Seifenblasen in unterschiedlichen Größen schweben diagonal über einen hellblauen Hintergrund.
Große Versprechen, dünne Hülle: Beim Internetbetrug platzen Liebesträume oft so lautlos wie Seifenblasen. © Volker Troy
30.12.2025
Konsum

Verliebt, getäuscht, abgezockt

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Emotionaler Internetbetrug hat System: Vertrauen aufbauen, Nähe vortäuschen, Geld fordern. Love Scammer ­verlocken – und Vorarlberg ist kein Safe Space.

Sie schreiben charmant, wirken fürsorglich, erzählen von ihrem Verlust, ihrer Sehnsucht und großen Gefühlen – und sie existieren nicht. »Love Scammer« sind Betrüger:innen, die besonders hinterhältig agieren. Um ihre Opfer auszunehmen, täuschen sie Nähe vor. Dabei agieren sie hochprofessionell und setzen zunehmend KI ein, um Ahnungslose in die Falle zu locken.

Was früher aufflog, trifft heute ins Schwarze

Noch vor wenigen Jahren gab es ­Zeichen, die die Betrugsabsicht theoretisch durchschaubar machten: Rechtschreibfehler, gestohlene Profilbilder oder plumpe Formulierungen waren klare Hinweise darauf. Heute sieht die Praxis anders aus: Generative KI liefert den ­Betrüger:innen fehlerfreie Texte, einzigartige Bilder und Videos, die täuschend echt sind. Die Kommunikation passt sich mithilfe von Large Language Models individuell den Opfern an. Diese ­Modelle »verstehen« unsere Emotionen und ­können darauf »persönlich« reagieren. Das Gegenüber ist nicht echt, aber leider viel zu überzeugend.

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Doch es gibt Hinweise und ­Muster, die die Betrugsabsicht verraten. ­Diese muss man jedoch kennen und im ­richtigen ­Moment in Gedanken griffbereit haben. Love Scammer versuchen zunächst ­immer, Vertrauen aufzubauen. Sie erzählen von Schicksalsschlägen, von ihrer Sehnsucht, von Liebe. Sie melden sich täglich bei ihren Opfern, sie sind ­aufmerksam und charmant. Und irgendwann ­kommen sie dann mit einer Bitte: Geld für ein Flugticket, für Zollgebühren, für eine Operation. Oder gleich für eine »sichere« Kryptowährungsanlage. Jetzt wird es für die Betroffenen schnell gefährlich: Wer einmal zahlt, zahlt oft mehrfach.

Eine durchsichtige Seifenblase schwebt über einen hellblauen Hintergrund und zerplatzt gerade.
Was nach Liebe und Hoffnung aussieht, zerplatzt bei Love Scams oft abrupt – und hinterlässt Enttäuschung und finanziellen Schaden. © Volker Troy

Vorarlberg ist kein Safe Space

Love Scammer sind oft Teil eines international agierenden, ­professionellen Netzwerkes. Die Cyber-Kriminellen sind auch in Vorarlberg aktiv – und nicht erst seit gestern. Immer wieder geraten ­Menschen im Land in die Falle. Eine Frau aus dem Bezirk Bregenz verliebte sich online in einen Mann, der sich als vermögender Geschäftsmann ausgab. Gemeinsam mit einem Komplizen täuschte er vor, ein Paket mit Millionenwerten zu ­schicken – und brachte die Frau dazu, 12.000 Euro zu überweisen. Das Paket kam nie an. Beide Männer wurden später wegen schweren Betrugs verurteilt. Zwischen Ende November und Dezember 2023 wurde eine Frau aus dem Montafon über Tinder von einem Mann kontaktiert, der ihr Liebe vorgaukelte. Nach dem Wechsel zu WhatsApp und einer dubiosen Zahlungsplattform überwies sie insgesamt über 30.000 Euro auf Konten in Österreich, der Türkei und Ungarn.

Erst kürzlich wandten sich weitere ­Betroffene an den AK Konsumentenschutz. Ein Mann aus Dornbirn tappte in die Falle einer angeblich kostenlosen ­Probemitgliedschaft auf einem Dating-Portal. Ihm wurden über Jahre hinweg mehr als 2.300 Euro abgebucht – ohne dass er die Plattform je aktiv genutzt ­hätte. Da kein wirksamer ­Vertrag ­zustande gekommen war, ­forderte die AK für den Mann die ­gesamte Summe zurück – eine Rück­meldung des ­Inkasso-Unternehmens steht noch aus. In einem anderen Fall verlangte ein Inkasso­büro von einem Mann aus ­Lustenau 147 Euro für einen Dating-Dienst, den er nie bewusst bestellt hatte. Auch hier inter­venierte die AK – mit Erfolg: Die ­Betreibung wurde eingestellt, die ­Forderung fallengelassen.

Warum Betroffene oft schweigen

Wer Hilfe sucht, unternimmt einen wichtigen Schritt. Doch viele Betroffene melden sich nicht, obwohl sie es könnten. Warum unternehmen viele nichts? Weil die Scham überwiegt. Love Scamming zielt auf die Gefühle, nutzt Einsamkeit und das Bedürfnis nach Nähe aus. Alleine darüber zu sprechen, fällt schwer. Ist man Opfer eines Betrugs, wird es noch schwieriger – man fürchtet, als naiv zu gelten und sich lächerlich zu machen. Dabei ist genau das ein Teil des Problems: Die Scham verhindert, dass man sich Hilfe holt. Und sie verhindert, dass Täter:innen gestoppt werden. Genau deshalb ist es wichtig, früh zu reagieren und sich Unterstützung zu holen – bevor der ­Schaden größer wird.

Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht: Die Betrugsversuche werden zwar raffinierter, doch die Zahl der Delikte geht laut Kriminalstatistik erstmals zurück. 2024 wurden österreichweit 31.768 Fälle von Internetbetrug erfasst – ein Minus von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Vorarlberg sank die Zahl sogar um 15 Prozent. Ob das schon eine Trendumkehr ist, bleibt fraglich. Eines ist jedoch sicher: Wachsam bleiben ist in Zeiten von KI so wichtig wie noch nie.

Was hilft, bevor’s zu spät ist 

Die AK Vorarlberg rät:

  • keine Geldüberweisungen an Personen, die nie persönlich getroffen wurden
  • keine persönlichen Daten oder freizügigen Fotos preisgeben
  • Profilbilder mit umgekehrter Bildersuche prüfen, z. B. über Google oder TinEye
  • gesunde Skepsis bei schnellen Liebesbekundungen
  • bei Unsicherheit: AK Konsumentenschutz kontaktiere
    n

Und wenn es doch passiert ist?

Die Arbeiterkammer steht im Schadensfall zur Seite – ­unsere Konsumentenschützer:innen prüfen für Betroffene die rechtlichen Möglichkeiten und ­beraten persönlich. Denn: Die ­Verlockung trifft immer Einzelne – doch ­gemeinsam lässt sich der ­Schaden begrenzen.

Hier geht's zu den AK Expert:innen.


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